Regretting motherhood - nur beim zweiten Kind?

Guten Abend.

Ich hole kurz aus.

Wir haben einen wundervollen Sohn. Er ist gänzlich ungeplant entstanden, ich hatte die Diagnose, keine Kinder bekommen zu können. Ein Upala später war ich schwanger. Unser Sohn ist jetzt etwas mehr als zwei Jahre alt und ich liebe ihn mehr als alles andere auf dieser Welt.

Letztes Jahr haben mein Mann und ich entschieden, ein weiteres Kind zu bekommen. Mein Mann wollte gerne und ich irgendwie auch- vielleicht, weil man "es so macht". Keine Ahnung, die Frage nach dem Warum kann ich nicht beantworten.
Relativ rasch wurde ich zur unser beider Verwunderung wieder schwanger und befinde mich nun mehr oder weniger auf der Zielgeraden zum ET.

Nur: Ich weiß nicht, ob ich mich freue.
Ich habe eine sehr komplizierte Beziehung zu meiner Schwester. Ich bin die ältere. Meine Mutter hat meine Schwester in meinen Augen ständig bevorzugt. Sie durfte all das, was ich mir hart erkämpfen musste. Sie fährt auch heute mit meiner Mutter regelmäßig in den Urlaub. Meine Mutter hat bis vor kurzem noch in der Nähe gewohnt, nun ist sie zu meiner Schwester gezogen - knapp 700 km entfernt. Eigentlich völlig in Ordnung, nur weil ich Kind(er) habe, muss meine Mutter nicht hier bleiben, dass verlange ich gar nicht. Aber sie nimmt auch selten Kontakt auf, Interesse an meinem Kind oder der Schwangerschaft ist kaum vorhanden. Dafür aber an der Katze meiner Schwester, von der bekomme ich regelmäßig viele Bilder.

Ich habe Angst, dass ich meinen Erstgeborenen unbewusst bevorzuge, nur damit ich es "besser" (also auch schlecht) mache wie meine Mutter. Ich habe Angst, dass ich zum zweiten Kind keine Bindung aufbauen kann. Diese Schwangerschaft läuft auch einfach so nebenher, ich habe keine Ahnung, wie weit ich bin, erfreue mich nicht am Babyshopping oder planen, selbst das Geschlecht ist mir so egal, dass wir es uns nicht sagen lassen.
Ich habe keine Angst davor, dass wir es als Familie nicht schaffen könnten. Mein Mann und ich leben in einer absolut gleichberechtigten Partnerschaft, er ist ein 100% Papa und versteht meine Bedenken auch nicht wirklich, aber er hat auch ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Geschwistern.

Ich habe überlegt, eine Therapie anzufangen, wüsste aber nicht, welche Therapieform dort angebracht wäre.

Gibt es hier Mamas, die das zweite Kind plötzlich bereut haben? Wie seid ihr damit umgegangen?

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Bei uns leben 5 Kinder. 3 davon sind meine leiblichen und 2 davon die leiblichen meines Mannes.
Und jedes Kind liebe ich auf eine andere Art und Weise.
Mein ältester ist etwas sehr besonderes für mich, es war die schönste Geburt, die aufregendste Schwangerschaft - einfach weil es das erste Mal war.
Mein zweites Kind ist ebenfalls etwas Besonderes, sie ist von allen das unkomplizierteste Kind, sie ist mir von ihren Interessen super ähnlich.
Mein drittes Kind, war ein Nachzügler, totales Wunschkind auf das ich lange warten musste, er ist mein Prinz.
Die älteste meines Mannes ist ein unheimlich kluges Mädchen und ein sehr liebenswertes Wesen.
Der Kleine ist ein Wirbelwind, ein Komiker, ein Sonnenschein und mit ihm ist es immer lustig.
Was ich sagen will: man liebt unterschiedliche Dinge an den Kindern und vielleicht Teilt man mit dem einen Dinge, die man mit dem anderen nicht teilt.
Aber ich bin mir sehr sicher, dass du auch dein 2 Kind ganz viel Liebe von dir bekommen und genießen wird
. Es ist normal, dass du jetzz beim 2 Kind etwas "nebenbei" schwanger bist, das war bei mir auch so, einfach weil ja auch das 2 Kind einen aktiv fordert.
Ich glaube du brauchst keine Therapie und allein dass du so reflektiert bist, zeigt schon deine liebevollen Mamaqualitäten.

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Super Antwort, besser kann man oder frau es gar nicht beschreiben. Sehe ich ganz genau so.

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Vermutlich musst du deine Vergangenheit wirklich einfach mal aufarbeiten.

Eine erste Anlaufstelle könnte deine Hebamme (sofern du eine hast) sein. Eine gute Hebamme kann dich schon wirklich gut aufbauen und ermutigen! Und evtl auch weiter vermitteln :)

Du bist ein ganz anderer Mensch als deine Mutter und deine Kinder sind nicht wie deine Schwester und du. Ihr müsst das neue Familienmitglied sicher erst kennen lernen und in eure neuen Rollen finden, das ist ja aber auch völlig normal. Und du wirst dein 2. Kind sicher auch Lieben :)

Die 2. Schwangerschaft läuft bei vielen einfach so „nebenher“. Denn das andere Kind hält einen ja ziemlich auf Trapp. 😂

Nimm dir mal bewusst auch Zeit für deinen Bauchbewohner. Machst du noch mal einen Vorbereitungskurs? Meine Hebamme damals hat da drauf geachtet, dass Zweit-Schwangere da wirklich mal bewusst auf ihr 2. Kind schauen :) das tat allen gut ;)

Ansonsten: Ängste sind normal, zudem ist alles eben ja nicht mehr neu und aufregend. Du weißt ja schon, was kommt :)

Aber es wird sicher auch schön! Ganz bestimmt ❤️

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Hallo,

Vielleicht könnte dir eine Familienaufstellung helfen. Du kannst das ja mal googlen, Familienstellen oder ähnliches.

LG m.

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Wow, der Text könnte von mir sein, wenn ich denn schwanger wäre 🙈 Das sind ganz ganz ähnliche Erfahrungen, Gedanken und Sorgen, wegen derer ich bisher gar nicht über ein weiteres Kind nachdenken mochte. Nun haben wir gerade entschieden, es doch nochmal zu versuchen (Chance eher schlecht, Nr 1 war schon ICSI).

Ich bin nicht überzeugt, aber nachdem viele meiner Bekannten letztes Jahr ein zweites oder drittes Kind bekommen haben und ich viel beobachten konnte, bin ich gelassener.

Bei mir war es ähnlich mit der kleinen Schwester, nur dass ich (laut ihr) bevorzugt wurde. Sie ist oft noch eifersüchtig und mir gegenüber nicht entspannt, was sehr schade und anstrengend ist. Unser Verhältnis ist momentan höflich, aber eher distanziert. War schon viel tiefer, aber nie einfach und sie hat einige böse Sachen von sich gegeben, die ich nie vergessen werde. Verzeihen schon, bin nicht nachtragend.

Meine Ängste sind auch, dass zwei Kinder mir zu viel Einschränkungen bedeuten oder sie sich nicht untereinander verstehen…

Was ich aber bei Freunden sehe: Nr 2/3 läuft viel entspannter, als gedacht, wobei es natürlich schon nochmal eine andere Organisation erfordet als mit einem Kind.

Ich warte jetzt erstmal ab, was die anstehenden Untersuchungen ergeben, vielleicht stellt sich bei uns die Frage aus rein biologischen Gründen doch nicht mehr.

Dir alles Gute und nicht verzagen, es wird bestimmt auf seine Weise bezaubernd, wenn auch manchmal anstrengend 🙈

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Da lese ich wenig Kinderwunsch, aber viel Bedenken und Überwindung heraus. Zum zweiten Kind überwindet man sich tatsächlich oft, weil alle anderen es auch so machen.

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Ich glaube nicht, dass du dein zweites Kind wirklich bereust. Eigentlich machst du dir Gedanken wie du beiden Kindern gerecht werden kannst. Das zeigt eigentlich davon dass du auch für das zweite Kind das beste willst. Du bist bereit eine Therapie zu machen.
Regretting Motherhood meint weniger das man seine Kinder gereut. Sondern das Mutterstein wie es halt in unserer Gesellschaft gelebt wird bereut. Man will keine Mutter sein, auch wenn man seine Kinder liebt.

Ich glaube auch nicht dass du so gar nichts für dein Kind empfinden wirst. Aber du solltest das mit deiner Schwester aufarbeiten. Vorschläge dazu wurden ja schon genannt. Aber an sich glaube ich es könnte vielleicht schon helfen dieses Kind als Individuum zu betrachten. Nicht als Geschwisterchen eures ersten Kindes. Sondern eben als euer Kind. Egal ob das erste oder zweite. Versuche deine Gedanken darauf zu lenken. Du cerstrocksr dich sehr in dieser Geschwister-Sache. Dabei seit ihr alle eine Familie. Stell dir schöne Dinge vor, die ihr mit 2 Kindern super machen könnt. Und nochmal ein Baby, nochmal alle Meilensteine. Vielleicht wird das Baby dem Bruder sehr ähnlich. Vielleicht das genaue Gegenteil. Aber auf seine Weise ein wundervolles Kind. Und ich denke alle Eltern mit 2 Kindern haben es gerade am Anfang schwer allen gerecht zu werden. Daher woltest du dich aufgrund deiner Vorbelastung mit dem Thema auch auseinandersetzen und dir eventuell Hilfe holen. Ich würde da auch (eventuell unter professioneller Anleitung) mit deiner Mutter reden. Sie fragen ob es Gründe gibt, ob sie vielleicht gar nicht merkt was sie bei dir auslöst.
Vielleicht ist deine Mutter immer davon ausgegangen, dass du eine Starke Frau bist und sie nicht so brauchst wie deine Schwester. Vielleicht meint sie deine Schwester bräuchte sie einfach mehr. Du hast immerhin deinen Mann und deine Kinder. Deine Schwester hatte da sonst vielleicht keine Familie. Versuche dass vielleicht so zu sehen. Ich denke da ist viel Groll aus der Zeit als Teenie oder Kind. Als man sich noch sehr ungerecht behandelt fühlte aber die Perspektive des anderen nicht gut einnehmen konnte. Du solltest das auf jeden Fall angehen. Es scheint ja deine Beziehung zu deiner Mutter und Schwester auch zu zu überschatten.

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Deine beschriebenen Ängste kenne ich von vielen Schwangeren.
Es ist neu, anders. Das macht unsicher.

Dazu kommt deine eigene Vergangenheit.
"Ich habe überlegt, eine Therapie anzufangen, wüsste aber nicht, welche Therapieform dort angebracht wäre. "

Sehr gute Idee.
Das, was du beschreibst, klingt schon sehr belastend. Auch ohne Kinder kann das sehr an einem kratzen.

Jetzt, da du selbst wieder Mutter wirst und Mutter bist, kommt vieles wieder hoch. Eigene Gefühle; Sorgen.
Du liebst deine Kinder und möchtest, dass sie nicht das gleiche durchmachen wie du.

Es ist ein guter Impuls, dass du dir das bewusst machst und nicht einfach wiederholst, was du gelernt hast. Es ist ein gutes Zeichen, dass es dir auffällt (auch wenn es weh tut). Diese Form der Schmerzen können darauf hinweisen, dass es Zeit ist, es mit Hilfe heilen zu lassen.

Möglichkeiten sind
- pro Familia, caritas und co. Da du schwanger bist, ist das eine erste gute Anlaufstelle.

Diese ersetzen keine Therapie!
Aber es kann sooo gut tun, sich die Sorgen mal von der Seele zu reden.
Außerdem haben sie oft regionale Tipps.
So den ersten organisatorischen Schritt, wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht.

Sie sind für ALLE Schwangeren da, die Sorgen haben, die was bedrückt.

- Hebamme. Wenn sie sich nicht abtut. Da hat jede ihr Spezialgebiet.

- Arzt und um Hilfe bitten.
- Krankenkasse: Liste zuschicken lassen mit Adressen wo du anrufen kannst.