Kann mein Neffe mir wirklich die Teilnahme an der Beerdigung verweigern?

Hallo liebes Forum,

ich hätte da mal ein Anliegen, das mir auf dem Herzen liegt und von dem ich nicht weiß, wie ich es handhaben sollte oder was da rechtlich möglich ist. Es könnte sein, dass der nachfolgende Text nun ein bisschen länger wird, da ich erst einiges erklären muss.

Vorgestern ist meine ältere Schwester bei einem tragischen Unfall leider ums Leben gekommen. Sie war erst 42 Jahre alt. Sie soll, soweit ich es mitbekommen habe, nun am kommenden Donnerstag beerdigt werden. Unsere Eltern leben beide nicht mehr - ich habe es über eine andere Quelle erfahren.
Der Hintergrund ist auch, dass ich mit meiner Schwester seit Jahren schon keinen Kontakt mehr hatte. Wir hatten damals nach dem Tod unserer Mutter einen riesigen Streit, in dessen Zuge der Kontakt vollständig abbrach. Vollkommene Funstille seitdem. Ich will ihr nicht komplett die Schuld für unser Zerwürfnis in die Schuhe schieben, ich selber hatte ebenfalls einige Fehler gemacht und wir haben beide mehr oder weniger dazu beigetragen, dass es soweit kommen musste. Ich habe sie folglich bis zu ihrem Tode nicht mehr lebend wiedergesehen, was ich auch nun sehr bedaure.
Meine Schwester hatte es leider schon immer schwer gehabt und viele Schicksalsschläge einstecken müssen. Sie hat einen Sohn, der mittlerweile 18 Jahre alt ist und den sie von klein auf ganz alleine groß gezogen hatte. Der Erzeuger bzw. biologische Vater meines Neffen hatte meine Schwester damals, nachdem sie schwanger geworden war, einfach sitzen lassen und hat sich ins Ausland abgesetzt. Er hat niemals Unterhalt gezahlt und gesehen hat der Junge seinen Erzeuger auch nie. Genauso wie dessen Familie, die auch sehr weit von uns weg wohnen und niemals Interesse an dem (unehelichen) Enkelkind gezeigt hatten. Er kennt seine Blutsverwandtschaft väterlicherseits folglich gar nicht. Durch den Kontaktabbruch zu meiner Schwester habe ich logischerweise leider auch den Kontakt zu meinem Neffen über Jahre hinweg verloren.

Der Junge tut mir im Grunde unendlich leid. Mit nur jungen 18 Jahren ist er nun ganz alleine auf der Welt und muss folglich zusehen, wie er fortan selber klar kommt. Keine Großeltern, keine sonstigen direkten Verwandten – gar nichts! Nun wäre ich als Tante natürlich doch noch für ihn da, aber er will mit mir keinen Kontakt, da er mich regelrecht verabscheut. Ich habe ihm direkt zwar nichts getan, aber es ist so, dass er die Einstellung seiner Mutter, die mich auch seit unserem Zerwürfnis verachtete, komplett selber übernommen hat. Natürlich war ich in den Augen meiner Schwester alleinig die Böse und das hat sie dem Jungen in Folge auch genauso vermittelt. Da wir in einem Ort gewohnt hatten bzw. wohnen, hatte ich im Laufe der Zeit mit meinem Neffen bisher zweimal zufällige Begegnungen in der Stadt bzw. im Laden, wo er mich aber beim ersten Mal auf vorsichtige Ansprache meinerseits mit ganz bösen Worten (sagte mir u.a., ich solle zur Hölle fahren) abgekanzelt und beim zweiten Mal wie Luft behandelt und mich ignoriert (obwohl ich ihn grüßte) hat. Ich hatte im Laufe der Zeit sogar einmal einen Versuch der Versöhnung und Aussprache unternommen, wurde aber von meiner Schwester abgewiesen, die offenbar absolut keine Aussöhnung mehr wollte. Ein zweites Mal habe ich in Folge auch dann nichts mehr versucht und mich mit der Situation abgefunden.

Nun ist Freitag also die Beerdigung und damit meine letzte Chance, mich doch noch von meiner Schwester zu verabschieden. Wie ihr euch sicherlich denken könnt, bin ich aber aufgrund der unschönen Vorgeschichte leider nicht zur Beerdigung eingeladen worden. Tatsächlich hat mich heute morgen eine alte gemeinsame Bekannte angerufen, die mit meiner Schwester in der Vergangenheit noch regelmäßig Kontakt gehabt hatte. Sie hat wohl mit meinem Neffen gestern gesprochen und dieser hatte sie gebeten, mich zu kontaktieren und mir mitzuteilen, dass ich auf der Beerdigung seiner Mutter bloß nicht auftauchen soll und grundsätzlich unerwünscht bin. Wenn ich es wagen solle, doch zu kommen, dann würde er mich von der Veranstaltung vor aller Augen sofort entfernen lassen.
Ich bin nun noch trauriger als bisher und verstehe soviel Herzlosigkeit einfach nicht. Nicht mal von meiner Schwester soll ich mich verabschieden dürfen? Warum begegnet mir mein Neffe nach einer solchen Tragödie, wo er doch nun mit ganz anderen Dingen beschäftigt sein müsste, noch immer mit solcher Feindschaft?
Meine Frage: darf er das rechtlich gesehen überhaupt, mich von der Beerdigung ausschließen? Oder habe ich darauf grundsätzlich als nahe Verwandte doch eine Art Anrecht, der Beerdigung meiner Schwester beizuwohnen? Wenn ich schon nicht offiziell zur Trauerfeier eingeladen bin, darf ich dann auch so auf den Friedhof kommen und der Beisetzung beiwohnen? Hat mein Neffe die Möglichkeit, mir selbst das zu verweigern? Ich bin so verwirrt und unsicher.....

Auch weiß ich nicht, wie ich mich meinem Neffen nun allgemein gegenüber weiter verhalten soll. Wie will er denn ohne seine Mutter als Fürsorgende seine Leben weiter meistern? Wovon soll er als Schüler leben und wer kümmert sich in Zukunft nun um ihn? Er ist doch erst 18 Jahre alt und hat noch überhaupt keine Lebenserfahrung! Wie will er das alles nur handhaben?
Ich wäre so gerne für ihn in dieser schwierigen Phase da und würde als noch letzte näherstehende Verwandte eine Stütze für ihn sein, aber er will es offenbar nicht, da er mich wegen der Vergangenheit mit meiner Schwester/seiner Mutter hasst. Soll ich ihn trotzdem irgendwie kontaktieren und schauen, wie er reagiert? Soll ich ihm eine Trauerkarte schicken, auch auf die Möglichkeit hin, dass er mir diese postwendend zurückschickt? Ich weiß einfach nicht, wie ich mich nun verhalten soll....

Habt ihr vielleicht mal ähnliches erlebt? Und weiß jemand, wie das rechtlich mit meiner Teilnahme an der Beisetzung aussieht? Ich bin gerade wirklich am Boden und würde mich über ein paar Hinweise und Meinungen sehr freuen! Ich danke euch vielmals im Voraus.

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Tut mir leid, dass deine Schwester gestorben ist, und dir die Tatsache, dass eine Versöhnung nicht gewünscht und nicht möglich war jetzt zu schaffen macht.
Jetzt Kontakt erzwingen zu wollen, dich zur Beerdigung aufdrängen wollen und dich barmherzig um den jungen Mann kümmern zu wollen dient nur deiner persönlichen Befindlichkeit.
Dein Neffe hat derzeit anderes um die Ohren, bitte respektiere das und lass ihn in Ruhe. Vielleicht kommt irgendwann viel später die Gelegenheit einer Aussprache, aber bestimmt nicht jetzt!

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Mmn ist das eine rein private Veranstaltung und du hast kein Recht da rein zu platzen, außer du zahlst das.

Ich weiß nicht was vorgefallen ist, aber wenn du ihm helfen willst, Biete ihm eine Unterkunft und Verpflegung bis er für sich alleine sorgen kann. Aber ohne Konditionen. Und ihr könnt vielleicht da anfangen. Schick ihm eine Trauerkarte mit Geld für die Beerdigung. So was kann teuer sein, pack also einen tausender rein sag ihm, das du für ihn da bist, wann auch immer er bereit ist dich in sein Leben zu lassen.
Es geht hier nicht um dich. Er hat seine Mutter verloren.

Und wenn er nie auf dich zukommt, dann ist das seine Antwort.

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Oh, das sollte an die te gehen

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Ganz ehrlich, auch wenn es vielleicht nicht rechtlich in Ordnung ist, dich auszuschließen- und da bin ich mir nicht sicher- ich finde es moralisch in Ordnung.
Dein Neffe hat mitbekommen, dass es ein Zerwürfnis zwischen dir und deiner Schwester gab und ihr hattet über Jahre keinen Kontakt. Ich würde dich an seiner Stelle auch nicht auf der Beerdigung haben wollen. Ja, sie war deine Schwester. Aber sie ist seine Mutter. Beerdigungen sind für die Lebenden und nicht die Toten. Abschied nehmen kannst du auch wann anders am Grab. Aber auf der Beerdigung bist du nicht erwünscht und das solltest du meiner Meinung nach respektieren.

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Tut mir leid, aber das würde mir tatsächlich zu weit ins Private gehen. Ich kann nur soviel sagen, dass das Verhältnis schon vor dem Tod unserer Mutter aus verschiedenen Gründen sehr angespannt gewesen war. Als es dann nach ihrem Tod um das Erbe ging, eskalierte die Situation völlig. Nachdem sie mich unter anderem verklagte und die ganze Sache vor Gericht endete (sie verlor den Rechtsstreit übrigens!), war für uns beide endgültig Schluss und wir brachen dem Kontakt zueinander anschließend ab...

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Erstmal natürlich mein Beileid zum Verlust deiner Schwester.

Ich verstehe allerdings nicht wie du auch nur daran denken kannst, zur Beerdigung zu gehen, wenn du dort unerwünscht bist ?!
Egal wie es rechtlich aussieht - moralisch solltest du es auf gar keinen Fall machen.

„Verabschieden“ kannst du dich später auch noch, das muss ja absolut nicht auf der Beerdigung sein.

Der Junge hat seine Mutter verloren - es ist schwer genug für ihn, mach ihm den Tag der Beerdigung nicht noch schwerer.

Zudem ist davon auszugehen, dass er mit dem Ausschluss von der Beerdigung im
Sinne seiner Mutter handelt die mit dir ja keinen Kontakt haben wollte.

Moralisch gesehen kommt es absolut nicht in Frage dort aufzutauchen.

Ich würde es so machen wie jemand weiter oben schrieb.
Trauerkarte (ohne Absender auf den Umschlag!!), 1000 Euro rein, und dort reinschreiben dass er sich immer an dich wenden kann.

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Erst einmal vielen herzlichen Dank für deinen Beitrag und deine Wünsche.

Meinem Neffen eine Karte ohne Absender zu senden, ist eigentlich eine ganz gute Idee. Darüber werde ich Mal eine Nacht schlafen und dann morgen schauen!
Dann wird er sie zumindest öffnen und sie vielleicht nicht schon gleich (ungeöffnet) zurücksenden, wenn er mich als Absender sieht.

Wie er dann damit umgeht, nachdem er den Umschlag geöffnet hat, das kann ich natürlich nicht beurteile:-Dn
...

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Solltest du allerdings Geld reinlegen für die Beerdigungskosten, dann würde ich dir empfehlen den Umschlag persönlich einzuwerfen 🙈

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Das Rechtliche wäre mir in dem Fall sowas von Schnuppe.

Wenn mir jemand wichtig ist, versuche ich vorher schon für ihn da zu sein.
Nicht erst, wenn die Mutter stirbt. Das kommt scheinheilig rüber.

Als meine Eltern starben, waren einige dabei, die sich über Jahre nicht haben blicken lassen. Während der Beerdigung die große Welt prahlten, wie soooooooo sehr sie meine Eltern vermissen würden, wir armen Kinder, vor allem ich als Nachzügler und schaffen würde ich das je eh nicht und sie wären immer für mich da....
Kaum war die Beerdigung vorbei, der Leichenschmaus einverleibt, hab ich sie nie wieder gesehen.
Na ja, manche schon. Dann wenn sie die Straßenseite wechselten oder den Kopf wegdrehten. Oh Hilfe, sie könnten ja ihr Versprechen einlösen müssen.

Wie ich es geschafft habe?
Ich hatte ECHTE Freunde und HABE echte Freunde
Menschen, die für mich da sind. Durchgehend, wann immer es ihnen möglich ist.
Die nicht zu feige sind, sich zu entschuldigen oder einen Brief zu schreiben.


Zur letzten Chance.
Sorry, das klingt in der Konstellation echt theatraltisch.

Einige Verwandte konnten zur Beerdigung meiner Eltern nicht kommen. Gesundheitliche Gründe.
Sie haben sich trotzdem verabschiedet.
- Friedhof im Wohnort
- Kerze ins Fenster
- Kirche im Wohnort und mit dem Pfarrer gesprochen, der dann viele km weit weg im Gottesdienst was sagte
- zum Grab gegangen sind, als sie beerdigt waren
- Da wir guten Kontakt haben! Gespräche mit mir.

Verabschieden kann man sich auf viele Wege. Nicht nur die Beerdigung.

Zu meinen Freunden habe ich schon gesagt: sollte es mal bei mir soweit kommen und ein paar noch Leben, denen ich zu Lebzeiten am A*** vorbei gegangen sind
Befugnis zum Rausschmeißen habt ihr.

Die, denen ich wichtig bin, sollen in Ruhe trauen können.
Wem ich sonst am A*** vorbei gegangen bin, braucht kein theatralisches Fass aufmachen ! DAS können sie gefälligst an ihrer eigenen Beerdigung. Ach schade, da bekommen sie es ja nicht mehr mit.

Wenn du deinem Neffen WIRKLICH helfen willst. Dann lass ihn in Ruhe !!
Wenn er dir wirklich wichtig ist. Dauerhaft. Dann schreibe ihm in ein paar Wochen einen Brief OHNE Vorwürfe. Angebote, dass du für ihn da bist NUR wenn du sie einhalten WILLST und KANNST.
Gib ihm die Zeit. Egal ob es ein Jahr, zehn Jahre, fünfzig Jahre ist.
Erwarte nichts, biete es nur an.
Wenn er dir nach der Beerdigung egal ist, dann lass ihn in Ruhe.

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Mein Beileid.
Was die Beerdigung angeht - du hast dort nichts zu suchen, so hart das ist. Es handelt sich um eine private Veranstaltung und ich würde an deiner Stelle die Trauer des Sohnes nicht stören, nur weil du gerade dieses Bedürfnis hast. Du kannst das Grab ja später jederzeit besuchen.

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Hallo,

mein Beileid zum Tod deiner Schwester. Ich komme aus einer Familie, in der es viele Zerwürfnisse gab und kann dir sagen, dass es für einen jungen Menschen sehr belastend ist damit umzugehen. Ich glaube, dass dein Neffe hoffnungslos überfordert wäre, wenn du bei der Beerdigung auftauchen würdest. Und da du dir ja Gedanken um den jungen Mann machst, solltest du es ihm zuliebe lassen. Es bleibt dir unbenommen dich später am Grab von deiner Schwester zu verabschieden; dort hast du auch mehr Ruhe, um vielleicht mit dir ins Reine zu kommen über deinen doppelten Verlust.

Ich würde dem Neffen eine Beileidskarte schicken und ihm schreiben, dass du seinen Wunsch, nicht zur Beerdigung zu kommen, respektierst, auch wenn dir deine Schwester trotz des Zerwürfnisses noch am Herzen liegt. Und dass er jederzeit bei dir willkommen ist, wenn er reden will oder Hilfe braucht.

LG

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Hallo.

Der Junge tut mir unendlich leid. :-(

Du kannst nach der Beerdigung so oft an ihr Grab gehen, wie du nur willst.
Aber an der Beerdigung würde ich den Jungen in Ruhe lassen. Was hättest du auch davon? "Verabschieden" kann man sich immer - das muss nicht an der Beerdigung erfolgen.

Schreiben deinem Neffen einen Brief, den er lesen kann, wenn er wieder etwas klarer denken kann.
Teile ihm so deine Beweggründe mit, warum es zum Kontaktabbruch mit deiner Schwester und ihm kam.

Er kennt nur die Gründe seiner Mutter - deine Seite kennt er wohl nicht.

Vielleicht mag er sich den Brief irgendwann mal durchlesen und sich selber eine Meinung dazu bilden.

LG

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Genau das würde ich dir auch raten.
Finde für dich einen Weg, dich zu verabschieden. Und gib ihm Zeit. Erkläre ihm deine Seite und überlasse alles andere ihm.

Viel Kraft

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Ja kann er - und ich würde an Deiner Stelle fernbleiben, um einen Eklat zu vermeiden.
LG Moni