Eine lange Liste an Dingen, die mich belasten

Hallo,

ich muss mir einfach mal was von der Seele schreiben.

Was meine Probleme sind:

Thema Kind:
- wir haben einen tollen 2,5 jährigen Sohn, der leider eine seltene genetische Erkrankung hat. Wir haben viele Arzt- und Therapietermine und sind allgemein sehr belastet dadurch, dass wir auf seine Entwicklung so extrem genau achten müssen und von den Ärzten dauernd an seine Defizite erinnert werden
- zusätzlich wurde er 11 Wochen zu früh geboren. Der Notkaiserschnitt, die Monate auf der Intensivstation und überhaupt das ganze erste Jahr war einfach nur ein Trauma. Eine Horrordiagnose nach der nächsten.
- unser Kleiner kann zwar alleine laufen, aber immer noch so wackelig wie andere Kinder mit 14 Monaten. Dadurch fällt er sehr viel hin und man kann ihn keine Sekunde aus den Augen lassen
- Ich hasse Spielplatzbesuche, wenn andere Eltern da sind. Habe immer Angst, dass mein Sohn auffällt und von anderen Leuten komisch angesehen wird oder ich als Helikoptermutter gelte, weil ich am Klettergerüst immer ganz dicht dran bin bei ihm, obwohl andere Kinder in dem Alter da schon alleine hoch können.
- ich mache mir große Sorgen um seine Zukunft. Nicht um seine motorische oder geistige Entwicklung, sondern darum, wie die Gesellschaft mit ihm umgehen wird. Wenn man selbst drinsteckt, merkt man leider, dass Inklusion meist nur auf dem Papier existiert.

Thema Familienplanung:
- die Erkrankung meines Sohnes könnte zu 25% bei einer weiteren Schwangerschaft wieder auftreten.
- ich wünsche mir aber wirklich von Herzen ein weiteres Kind
- Es nervt mich extrem, dass man ungefragt von Menschen, die sich weder mit PID, noch Adoption oder überhaupt Gendefekten auskennen zu dem Thema gesagt bekommt: "Also ICH würde ja adoptieren/Eizellspende blabla machen." Solche Sachen sind weitaus komplizierter, als es erstmal erscheinen mag und wenn man drinsteckt, ist eine Entscheidung eine ganz andere Sache als wenn man sowas mal lapidar raushaut, aber selbst zwei gesunde Kinder hat.
- es tut unheimlich weh, dass meine Freundinnen gerade alle das zweite Kind planen oder bekommen und das alles mit einer Leichtigkeit und Sorglosigkeit, die bei uns auf Grund der Vorgeschichte niemals möglich sein wird.

Thema Wohnen:
- wir wohnen in einer Wohnung, die zu klein, zu dunkel und durch Straßenlärm zu laut ist.
- wir wollen gerne ein Haus kaufen, können uns in der Großstadt in der wir aktuell wohnen aber nichts leisten
- in den umliegenden Dörfern wollen wir nicht leben, da wir uns dort schon bei Wochenendausflügen nie wohlgefühlt haben
- ich möchte gerne in eine bestimmte 150km entfernte Universitätsstadt ziehen, in der wir uns zumindest halbwegs auch ein Haus leisten könnten
- mein Mann gefällt diese Stadt zwar auch sehr, aber er würde am liebsten in seinen Heimatort ziehen, der winzig und abgeschieden ist, wo es weder für ihn noch für mich adäquate Arbeit gibt
- ich glaube sein Heimweh kommt vor allem daher, dass unsere Situation so unklar und belastend ist.
- ich bin sehr introvertiert und tue mich schwer mit neuen Freundschaften. Ich habe große Angst, am neuen Wohnort für immer einsam zu bleiben.
- mein Mann ist verbeamtet, das heißt er kann nicht einfach den Arbeitsplatz wechseln, sondern nur dann, wenn sein Dienstherr zustimmt. Wir haben also wenig Kontrolle über den Zeitpunkt des Umzugs, was mich sehr belastet

Thema Beruf:
- ich habe ein spannendes Fach studiert und habe jetzt trotzdem einen Job, der mich null interessiert.
- ich bin nach dem Studium bei meinem ersten Arbeitgeber im öffentlichen Dienst "hängengeblieben", weil es bequem war und ich zu ängstlich nach was anderem zu suchen, obwohl mich der Job teilweise unglücklich gemacht hat
- aktuell kann und will ich wegen unserem Sohn nur wenige Stunden die Woche arbeiten und kann mich damit auch nicht woanders bewerben

Thema Freizeit
- mein Mann und ich haben beide zu wenig Zeit für uns, so wie wohl alle Leute mit kleinen Kindern
- ich vernachlässige meine Freunde total
- ich mache seit der Geburt keinen Sport mehr, bräuchte ihn aber dringend.

Tja, das ist nun eine lange Liste. Keine Ahnung was ich damit bezwecken will, es muss einfach nur mal raus.

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Hallo du!

Erstmal möchte ich, dass du dich mal in den Arm genommen fühlst. Man kann beim Lesen richtig mitfühlen, wie viele 'Baustellen' dich beschäftigen und unzufrieden machen.

Wenn ich deine lange Liste so sehe, denke ich spontan, dass es Sinn machen würde die Dinge ein bisschen zu sortieren. Sowohl ihrer Priorität nach als auch nach der Frage, inwieweit sie sich ändern lassen. Natürlich bedingen sich auch immer viele Dinge und an manchen Stellen muss man einfach Entscheidungen treffen.

Am leichtesten erscheint mir noch das Thema Freizeit. Klar, als Eltern hat man irgendwie immer zu wenig davon, aber ich glaube, da lässt sich doch bestimmt was machen. Jeder einen Abend die Woche nur für sich, vielleicht sogar zwei oder noch einen halben Tag am Wochenende. Oder vielleicht über Babysitting nachdenken oder ggf habt ihr ja sogar Anspruch auf Unterstützung aufgrund des Gendefekts eures Sohnes. Ich glaube fest, dass hier Luft nach oben sein sollte.

Dann würde ich mir vermutlich prioritär Gedanken um das Thema Job machen. Schau dich einfach mal um, was es gäbe, was dich interessieren würde. Aktuell ist der Arbeitsmarkt recht günstig für Arbeitnehmer und es gehen manchmal auch Dinge, die so nicht in der Jobbeschreibung stehen, wie mobiles arbeiten, weniger Stunden...Und solltet ihr in den nächsten Monaten doch wegziehen oder du wieder schwanger werden, ist das halt so. Das Leben ist nicht planbar genug, um ewig in einem Job zu hängen, den man nicht mag. Desweiteren könnte aber dein Mann als Beamter und Hauptverdiener mal schauen, wo was beruflich ginge. Denn ohne seinen Job geht es vermutlich nicht.

Bzgl. Wohnen...mmh..ich glaube da müsstet ihr euch erstmal grundsätzlich einig werden, wo die Reise hingehen soll bzw könnte. Wenn ihr wirklich ein Haus kaufen wollt, fallen ja schon ein paar Optionen flach, ob mit einem Kind das Therapien und vielleicht auch spezielle Ärzte braucht, nun auf dem kleinsten Dorf der beste Platz ist... Was würde dich denn an der Universitätsstadt reizen? Kennst du sie? Hast du dort Freunde, bereits gelebt? Wie wäre es damit nach einem Haus zur Miete zu schauen, wenn ihr euch verändern wollt oder nach einer größeren Wohnung? Alles auf einmal wird man nicht ändern können. Ich glaube wirklich, dass es hilfreich sein könnte, wenn ihr euch - gemeinsam - ein bisschen sortiert. Was ist euch besonders wichtig? Ein Haus? Der Wohnort? Ein anderer Job für dich? Ein anderer Job für ihn? Mehr Freizeit? Zu klären, ob ihr ein weiteres Kind wollt?

Ich hoffe, ihr findet gute Ansätze zum Weiterdenken und weiterentwickeln und du kannst dich ein bisschen lösen aus deinem Gefühl der Unzufriedenheit.

Alles Gute

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Hallo,

vielen Dank, dass du dir so viel Zeit genommen hast und so ausführlich geantwortet hast.

Die Idee mit dem Sortieren ist sehr gut, das werde ich für mich alleine gleich mal nach dem Beantworten der Antworten ausprobieren und dann nochmal mit meinem Mann gemeinsam.

Ich denke aber, so ganz spontan, für mich ist ein schönes und dauerhaftes Zuhause momentan Priorität 1. Da ich mir sehr einen Garten wünsche und gerne ohne Nachbarn Wand an Wand leben möchte, kommt da wirklich nur ein Haus in Frage. Zumindest langfristig. Kurzfristig wäre ich schon mit einer etwas besseren Wohnung in ruhigerer Lage zufrieden.

Und mich belastet der kommende Wohnortwechsel sehr. Ich weiß ja, dass es unausweichlich ist, aber ich weiß nicht, ob wir in 6 Monaten umziehen können oder in 2 Jahren. Da das so stark vom Beruf meines Mannes abhängig ist, bin ich da maximal hilflos und ausgeliefert. Mit dieser Hilflosigkeit komme ich nicht gut zurecht.

Und ich habe irgendwie das Gefühl als wären alle Bemühungen in unserer aktuellen Stadt um Freundschaften, einen Kitaplatz fürs nächste Jahr usw. für die Katz, weil wir ja eh gehen werden.
Wenn es nach mir ginge, würden wir jetzt nach einer Mietwohnung in der besagten Unistadt suchen, so schnell wie möglich umziehen (auch damit unser Kind nächstes Jahr dort überhaupt einen Kitaplatz kriegt) und dann in Ruhe vor Ort nach einem passenden Haus zum Kaufen suchen.
Nur kann der Dienstherr meines Mannes einen Ortswechsel über 1,5 Jahre verhindern, wenn er das möchte. Auch danach ist ein Wechsel nur möglich, wenn in der entsprechenden Stadt auch was frei ist.
Mein Mann ist aber eigentlich eh nicht glücklich in diesem Beamtenjob, hat mit seinem sehr speziellen Studium ansonsten aber einfach schlechte Karten auf dem Arbeitsmarkt.

Ich arbeite momentan nichtmal 10h die Woche und bin da dank meiner Vorgesetzten auch noch total flexibel. Sowas gibts zu dem Stundenlohn und im akademischen Bereich sonst nicht, daher ist ein Wechsel für mich gerade wirklich nicht drin. Wobei das auch okay ist, denn mein Job ist für mich gerade eher ganz hinten auf der Prio-Liste.

Nochmal Danke für deine Anregungen. Ich nehme mir das alles zu Herzen und denke viel nach. :)

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Ich bin wirklich gespannt, wie es dir mit der Priorisierung geht. Das mit der Wohnsituation verstehe ich total. Wir sind vor inzwischen 5 Jahren von der Großstadt, die wir beide nicht so richtig mochten, in die Kleinstadt gezogen aus der mein Mann kommt. In erster Linie, weil sie noch einigermaßen praktisch ist, was das Pendeln angeht, wir unbedingt eine größere Wohnung brauchten, die es aber in der Großstadt nicht oder nur zu utopischen Preisen gab. Wir sind damals hier hin gezogen in der Annahme, dass wir vielleicht zwei Jahre hier bleiben, bis zur Einschulung unserer Tochter wollten wir an einem 'endgültigen' Wohnort sein. Mein Mann war damals schon im Bewerbungsprozess. 2021 wurde unser drittes Kind geboren und unsere Tochter hier eingeschult. Wir brauchten also wieder mehr Platz - mein Mann war weiterhin im Bewerbungsprozess. Die Entscheidung aktiv hier nach mehr Wohnraum zu suchen, haben wir vor uns her geschoben, weil wir ja gefühlt immer schon 'auf Absprung ' sind. Inzwischen sind wir in ein Haus zur Miete in der selben Kleinstadt umgezogen, ich werde unseren Kleinsten hier für einen Kindergartenplatz und unsere Mittlere für die Schule anmelden, wir haben hier Freunde und ein gutes Netzwerk, denn ohne würde ich mich unwohl fühlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir irgendwann in den nächsten zwei bis drei Jahren doch noch um und hier weg ziehen, ist recht groß, aber ich kann ja nicht ständig in einer ungewissem Zukunft leben. Deswegen aber leben wir zur Miete, denn hier kann ich innerhalb von drei Monaten weg, wenn wir irgendwann weg wollen. Natürlich muss man die finanziellen Einbußen schon in Kauf nehmen können,die zwei Umzüge mit sich bringen. Und sollte mein Mann eine gute Stelle in der Nähe finden,können wir immer noch überlegen hier zu bleiben.
Vielleicht könnt ihr ja eine neue Wohnung suchen, auch unter der Voraussetzung, dass es nicht für immer sein muss, aber zumindest viel besser ist als aktuell. Dein Mann könnte dann trotzdem parallel versuchen sich versetzen zu lassen oder nach einem neuen Job Ausschau halten, sofern ihr euch einig werdet, wo überhaupt und wenn dein Mann einen neuen Job hat, sucht ihr nach einem Haus.

Das Gefühl immer schon 'auf dem Absprung' zu sein und sich deswegen nicht so Recht einlassen zu wollen, kenne ich zu gut. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass das Leben für diese Herangehensweise zu unplanbar ist und man am Ende unglücklich zurück bleibt. Im heute zu leben, macht schon eine Menge Sinn.

Bearbeitet von thatsme1986
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Hallo.

Einen wirklich guten Rat habe ich nicht für dich. Das alles ist insgesamt sicher nicht leicht und genau so wenig leicht ist es das "Mal ebenso" zu ändern.

Du kannst nur versuchen zu akzeptieren was du nicht ändern kannst. Das zu verändern was eben möglich ist. Und das beste aus dem machen was du hast. Versuchen die positiven Dinge deines Lebens zu sehen und zu genießen und weniger Fokus auf das negative zu legen.

Erster Teil zum Thema Kind: Hattet ihr Mal zumindest eine psychologische Beratung bzw Begleitung um zu verarbeiten was passiert ist? Ein Notkaiserschnitt mit anschließendem Intensivaufenthalt ist kein Zuckerschlecken sondern ein ziemliches Trauma. Wie sehr einen das Ganze doch belastet hat merkt man oft erst im Nachhinein. Vielleicht hilft es dir, wenn du das mal richtig aufarbeitest. Mich hat der Intensivaufenthalt nach der ersten Geburt rückblickend doch mehr mitgenommen als ich mir damals eingestehen wollte und die Nachwirkungen haben länger angehalten als ich gedacht hätte. Zum Thema Spielplatz und Co - mach dir keine Gedanken über das was andere denken. Hauptsache du und dein Kind ihr habt Spass. Andere denken bzw tratschen auch bei "gesunden" Kindern. So what.

Für das Thema zweites Kind habe ich keinen wirklichen guten Rat. Wir stehen momentan vor einer ähnlichen (wenn auch etwas anderen) Entscheidung. Wir haben zwei tolle Kinder und dafür bin ich sehr dankbar. Allerdings wollten wir immer ein drittes - was aus gesundheitlichen Gründen mit hohen Risiken verbunden ist (Wahrscheinlichkeit hier allerdings 50%). Keine Ahnung. Der Kopf sagt nein, aber das Herz mag diese Entscheidung nicht akzeptieren.

Thema Job und Wohnung. Da lässt sich sicherlich am leichtesten ansetzen. Das Jobthema würde ich aktuell wohl erstmal so lassen auch wenn es dich nicht glücklich macht. Aber das ist ja nicht für immer. Dein Kind wird größer und irgendwann hast du vielleicht wieder Zeit und Kraft dich intensiv der Suche nach deinem Traumjob zu widmen. Zum Thema wohnen würde ich mich einfach nochmal mit deinem Mann zusammensetzen und auflisten was euch jeweils beim wohnen wichtig ist. Und dann würde ich mal ganz unvoreingenommen schauen was vielleicht in eurer Umgebung ggf auch in einem Vorort zu verwirklichen ist. Vielleicht findet ihr dort ja einen Kompromiss in der Nähe zum aktuellen Wohnort.

Das Thema Freizeit kennen glaube ich alle Eltern mit kleinen Kindern. Da bleibt nur Familie mit einbeziehen, sich gegenseitig entlasten und wissen, dass die Kinder ohnehin schneller groß werden als man denkt. Und schwupps sind sie selbstständig und die Zeit für euch kommt zurück.

Liebe Grüße

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Hallo,

ganz lieben Dank für deine ausführliche Antwort. Mir hilft das gerade total mal den Blick von außen zu lesen.

Jaaa, das Akzeptieren von Dingen, die ich nicht ändern kann, ist nicht meine Stärke. Bzw. tue ich mich immer sehr schwer, wenn ich bestimmte Dinge einfach abwarten muss und keinen Einfluss nehmen kann. Zum Beispiel wie schnell meinen Mann seinen Arbeitsplatz wechseln kann.

Während der Zeit auf der Intensivstation hatten wir eine psychologische Begleitung, aber damals war ich so im Tunnel-Modus, das ich das gar nicht annehmen konnte. Ich habe aber schon das Gefühl, die Dinge recht gut verarbeitet zu haben. Habe mich eine Zeit lang sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt und es wühlt mich jetzt nicht mehr so auf.

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Hallo du,
das hört sich ja alles sehr belastend für dich an.
Vermutlich ist es so, dass die einzelnen Punkte nicht alle an sich so schlimm sind, aber es summiert sich halt.
Zu deinem Sohn:
Das sagt sich mit einem gesunden Kind natürlich leicht, aber gib nicht so viel drauf, was andere denken. Dein kleiner Mann ist ein Kämpfer, das hat er euch ja schon gezeigt. Er wird seinen Weg im Leben gehen und egal was passiert: er hat zwei tolle Eltern, die ihn lieben und alles dafür tun, dass es ihm gut geht. Alleine durch diese Tatsache hat er schon so viel mehr als viele andere Kinder.
Vielleicht wäre für euch auch der Austausch mit anderen Familien hilfreich, wo es gewisse Herausforderungen gibt. Das würde euch sicher gut tun, dass ihr euch nicht so alleine fühlt und über eure Sorgen mit anderen sprechen könnt, die in einer ähnlichen Situation sind. Und euch werden eventuell neue Wege für euren Sohn aufgezeigt und vielleicht entstehen daraus auch Freundschaften.

Thema Familienplanung:
Wie schlimm ist denn dieser Gendefekt? Gäbe es eine Möglichkeit, ihn in der Frühschwangerschaft feststellen zu können?
Wenn der Gendefekt nicht zu einer Schwerbehinderung führen würde oder starke gesundheitliche Schäden auslöst, würde ich persönlich es vermutlich probieren. Die Chance ist ja viel Größer, dass ihr ein gesundes Kind bekommt.
Im Endeffekt kann ja auch so vieles vererbt werden, und es kann auch ohne solche Voraussetzungen etwas passieren. Es kann auch etwas während der Geburt schief gehen oder dann im weiteren Laufe des Lebens.
Aber wenn ihr das Risiko auf keinen Fall eingehen wollt, gibt es tatsächlich noch andere Möglichkeiten für euch.
Ich verstehe natürlich, dass euch das belastet, aber zumindest habt ihr schon ein Kind und könnt noch weitere bekommen. Das ist ein Traum, der sehr vielen Menschen ganz verwehrt bleibt.

Thema Wohnen:
Vielleicht tut es auch eine größere Wohnung oder eine Wohnung mit Garten? Klar sind Einfamilienhäuser toll, aber es gibt viele Möglichkeiten, möchte ich nur sagen.
Wir wollten früher auch ein Haus, aber es war finanziell nicht drin.
Jetzt wohnen wir in einer tollen Gartenwohnung am Stadtrand. Es gibt einen schönen Spielplatz am Gelände.
Oder vielleicht findet ihr ein Haus zur Miete?

Thema Beruf:
Vielleicht tröstet dich der Gedanke, dass du bis zur Pension noch sehr viel Zeit haben wirst, dich beruflich zu verwirklichen. Was sind da ein paar Jahre, wo es nicht so optimal läuft. Versteh natürlich, dass es trotzdem frustrierend ist.

Wünsch dir alles Liebe!

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Hallo Du Liebe, fühl Dich erstmal gedrückt!

Es ist gut, dass du hier bereits den ersten Schritt gegangen bist und nieder geschrieben hast, was dich beschäftigt. Hier gibt es ganz oft richtig tolle Antworten!

Was ich jedoch in erster Linie herauslesen kann sind Ängste. Überall in diesem Themen stecken sehr viel Ängste. Das verstehe ich angesichts der Situation, es ist jedoch durchaus möglich, diese Ängste abzubauen und dann die Situationen anders einschätzen zu können.

Beispiel Spielplatz: DU musst keine Angst haben, was andere denken. Du kannst es niemandem Recht machen, egal wie du dich verhältst. Tu also das, was Dir gut tut.

Das ist leicht gesagt, ich bin im Coaching Bereich und kann natürlich nur Tipps geben. Es dauert auch etwas, um Heilung zu erfahren, denn es müsste geschaut werden, woher diese Ängste kommen. Hole dir vielleicht Hilfe!

Alles Gute für Euch, Du schaffst das bestimmt!

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Hallo,

vielen Dank für deine Antwort. Du sprichst da etwas an, was mich momentan eh sehr beschäftigt: die Ängste. Das war wohl schon immer Thema bei mir, auch als Kind.
Nachdem auch mein Mann vor kurzem mal sagte, dass ich bei vielen Entscheidungen so angstgesteuert bin, ist mir bewusst geworden, wie viel ich im Alltag eigentlich von meinen Ängsten gesteuert werde und dass es schon länger die Grenze von "sehr bedacht" zu "überängstlich" überschritten hat.

Ich bin momentan das erste Mal ehrlich zu mir selbst und kann zugeben, dass ich seit meiner Jugend meinen Geburtstag nicht mehr feiere, weil ich Angst habe. Davor, dass sich die Gäste nicht wohlfühlen und es peinlich wird. Aus dem gleichen Grund wollte ich nie eine große Hochzeitsfeier. Und lade so gut wie nie Leute zu mir nach Hause ein, selbst mit Freunden treffe ich mich lieber woanders.
Im Job vor der Elternzeit hatte ich eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, die ich wohl auch sehr gut gemacht habe. Trotzdem hatte ich dauernd extreme Versagensängste und war deshalb sehr unglücklich.
Jetzt quält mich die Angst, dass mein Sohn ausgegrenzt werden könnte und negative soziale Erfahrungen macht und aus lauter Angst versuche ich Situationen zu vermeiden, in denen das vorkommen könnte (also z.B. volle Spielplätze).
Ich habe zwar einen Führerschein, fahre aber seit einem Jahrzehnt nicht mehr Auto aus Angst vor Unfällen.

Irgendwie habe ich das nie so wahrgenommen, aber in den letzten Tagen fällt es mir wie Schuppen von den Augen.
Ich bin glücklicherweise wegen ADHS eh bei einer Psychiaterin in Behandlung und werde da beim nächsten Termin diese Ängste ansprechen. Da komme ich um eine Therapie wohl nicht hinweg.

Danke für deinen Gedankenanstoß!

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Hallo,
was ich dir als erste sagen möchte, ich bin Heilerziehungspflegerin, du wirst die Gesellschaft nicht ändern! Wie du schon sagst, Inklusion besteht hier in Deutschland vorallem auf dem Papier.

Das wichtigste was ich dir raten kann: sei stolz auf dich und deinen Sohn! Egal welche Defizite er hat! Er hat sich ins Leben gekämpft. 11 Wochen zu früh ins Leben gestartet, Intensivstation und und und. Das ist eine Leistung die ihr da vollbracht habt! 🥰

Wegen dem Laufen/Spielplatz. Es wird dir/euch im Leben nun immer begegnen. Aber denk mal so: hast du eine schräge Frisur, bist du "zu dünn/dick", zu groß, klein.... ES WIRD IMMER GEGUCKT. Das ist, glaube ich, auch ganz menschlich. Du musst lernen damit umzugehen. Ich kann dir nur raten deinen Sohn darin zu stärken, das anders sein, auch normal ist. Sogar ganz toll ist, denn nicht jeder Mensch ist gleich. 😊 Bringe ihm bei, dass ihn nicht jeder anstarrt weil er etwas böses von ihm will. Wenn euch Leute anstarren, frage sie ob sie fragen haben oder du ihnen weiterhelfen kannst. Denn auch das kann anderen Menschen helfen offener zu werden.
Nochmal wegen dem Laufen: Jedes Kind entwickelt sich anders schnell. 😊 Sieh es positiv! ER KANN LAUFEN! 😊

Damit wollte ich dich kurz stärken. 🥰

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Das mit der fehlendem Inklusion ist wirklich in vielen Bereichen echt ätzend. Leider ist das Problem auch da das einem vermittelt wird als Mutter von nicht eingeschränkten Kindern. Das man nicht fragen oder darüber reden darf, quasi einfach ignorieren.
Also nicht von den Eltern der Kinder sondern von anderen.

Mein Sohn jetzt 6 hat einem besten Freund der körperlich eingeschränkt ist, was wurde ich doof angemacht als ich seiner Mama fragen gestellt hab oder mein Sohn. Dabei wollte er als 4 jähriger nur verstehen warum sein Kumpel einiges nicht so kann. Die Mama ist da aber total cool und hat es ganz lieb erklärt.

Seitdem haben die beiden rabauken echt schon Dinge gebracht ;-) sie sagt immer mein kind ist besser als jede Physiotherapie.

Aber leider verunsichert es total wenn man beschimpft wird, weil man eine Einschränkung verstehen will um auch Ausflüge planen zu können bzw. kindergeburtstag, damit eben keiner irgendwo ausgeschlossen wird.

Bearbeitet von schnattchen15537
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Hallo,

von wem wird dir das denn vermittelt? Ich finde das ist ein schwieriges Thema, ob und wie man sowas ansprechen sollte. Das betrifft ja nicht nur Behinderungen, sondern auch andere Themen wie gleichgeschlechtliche Paare, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen die auffällig aussehen, weil sie sehr groß oder klein oder oder oder sind.
Manchmal sehe ich jemanden und bin auch wahnsinnig neugierig was da wohl für eine Geschichte hintersteckt, aber ich frage dann nicht nach, wenn es im Gespräch nicht eh zum Thema wird, weil ich mir denken kann, dass diese Menschen solche Fragen schon tausendmal gehört haben und manches vielleicht auch zu privat ist.

Ich glaube, dass das Problem ist, dass allgemein wenig über Behinderungen und andere "Tabuthemen" aufgeklärt wird und dadurch die Neugierde so groß ist und die Betroffenen dann die Leidtragenden sind, weil sie in Sisyphosarbeit das übernehmen müssen, was eigentlich in jeder Kita, Schule usw. "unterrichtet" werden müsste.

Wenn ich mit anderen Eltern ins Gespräch komme, spreche ich die Behinderung meines Sohnes meist selbst an, weil ich weiß, dass es den anderen unter den Nägeln brennt.
Aber manchmal ist es auch sehr unangenehm, wenn ich immer wieder darüber sprechen muss was wir durchgemacht haben, noch dazu mit Fremden.
Es gibt Tage, da geht es mir eh nicht so gut mit der Situation und dann kann die Frage eines Vierjährigen, warum mein Sohn denn wie ein Baby im Kinderwagen sitzt, richtig doll wehtun, weil sie mir noch deutlicher macht wie anders wir sind.
Natürlich ist das nicht die Schuld des Kindes, aber man ist halt immer wieder gezwungen über etwas sehr privates mit Menschen zu sprechen, die einem vielleicht nichtmal sympathisch sind.

Das heißt jetzt nicht, dass man Menschen mit Behinderungen nicht drauf ansprechen soll. Im Gegenteil. Aber ein wenig Feingefühl und Selbstreflexion gehört schon dazu, ob man das in einer Situation jetzt wirklich wissen MUSS (z.B. für die Ausflugsplanung) oder ob man einfach neugierig ist und sich die Fragen auch verkneifen könnte. ;)

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So, das war nun die Defizitliste. Total gut und wichtig, das mal runterzuschreiben...

ABER: Viel wichtiger wäre jetzt eine Potenzialanalyse!

Was kannst du tun, dass Inklusion besser funktioniert? Gibt dein Studium vielleicht was her, um durch Weiterbildungen in Kita oder Schule selbst aktiv zu werden?

Welchen winzigen Bewegungsanteil kannst du in deinen Alltag einbringen? Yoga vorm Fernseher, Hulahoop daheim oder Aquafitness in der Nähe, wenn der Papa auf den Kleinen aufpasst....

Wenn die Entscheidung schwer fällt aus der aktuellen Wohnung wegzuziehen: Kann man seinen Hausstand reduzieren und mit Licht und Pflanzen die aktuelle Wohnung pimpen?

Der Alltag mit deinem Kleinen: Auch hier fällt mir auf, du bist sehr im Defizitmodus... Er kann das nicht und jenes, die anderen schauen komisch.... Komm dort raus. Dein Kind hat Besonderheiten, daher muss er nicht mit anderen Gleichaltrigen verglichen werden. Schau darauf, was er kann. Sei stolz darauf. Gehe offen damit um, dass er gerade mit jedem Schritt großartiges leistet.

Kinderwunsch: Wofür denkst du, ist ein weiteres Kind nötig? Weil man es so macht? Oder kommt es aus deinem tiefsten Herzen? Gilt ersteres, dann differenziere dich davon und lass dich vielleicht auch therapeutisch begleiten, denn ich vermute, dein Kinderwunsch könnte auch ein Wunsch sein dich mit dem Trauma rund um die Geburt des Kleinen auszusöhnen.
Gilt zweites, dann lass noch etwas Zeit vergehen und deine Seele heilen. Wenn du dich wieder stärker fühlst, ist es leichter sich mit dem schwierigen Thema auseinanderzusetzen.

Mir hilft folgender Gedanke bei den schwierigen Themen: Gott gibt mir nur Aufgaben, die ich schaffen kann...

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Bezüglich dem Umgang mit deinem Sohn und dem Umfeld: Versuch, dir eine Art Scheuklappen zuzulegen. Schau nicht darauf, was andere gut und besser können. Achte auf deinen Sohn. Was braucht er ? Was gefällt ihm ? Wie kannst du ihn fördern und ihm Gutes tun ?
Such dir Austausch mit Gleichgesinnten und Betroffenen.
Schau mal bei rehakids.

Wegen dem Kinderwunsch:
Das kann ich gut verstehen, dass der Wunsch nach einem gesunden oder eben weiteren Kind groß ist. Ich bin da völliger Laie, aber meines Wissens ist eine Embryonenauswahl nur im Ausland möglich.
Informier dich, schau, was möglich wäre.

Bezüglich des Wohnortes würde ich mal einige Jahre in die Zukunft schauen. Auf welche Schulart wird der Sohn wohl gehen ? Ich selber bin Verfechter von Förderschulen, so sie denn gut ausgestattet sind. Inklusion kann auch oft fehlschlagen, wenn kein sonderpädagogisches Personal vorhanden ist. Bedenke, dass dein Kind evtl. lange Fahrtzeiten hätte, wenn ihr auf dem Dorf wohnt.
Wo gibt es gute Kinderärzte, Fachärzte, Kliniken ?

Vielleicht kann dein Kind bald in die Kita gehn. Vielleicht in einen heilpädagogischen Kindergarten oder mit Begleitung in einen Regelkindergarten. Dann kannst du in der Zeit etwas für dich machen.

So ein Genfehler ist niemandes Schuld und einfach nur unfair.
Versuch, das Beste für dein Kind und deine Familie draus zu machen.

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Liebe TE,

es ist schon mal gut aufzuschreiben, was einem so belastet.

Thema Kind:

man hat mit einem besonderen Kind häufig sehr viele Therapie- und Arzttermine. Und auch die Sorge, wie sich das Kind weiter-
entwickeln wird. Da kann ich dich sehr gut verstehen. Mein Jüngster ist mehrfachbehindert durch Autismus und geistige Behinderung. Über Inklusion kann ich nur über die Kita berichten. Mein Sohn war Integrationskind in einem Regelkindergarten und das klappte erstaunlich gut. Allerdings nahmen wir dann Abstand davon als er eingeschult wurde in einer Waldorfförderschule, wo es allerdings trotzdem eine kleine Inklusion gab, d.h alle Förderbedarfe wurden zusammen unterrichtet. Und das war völlig ok. Seit einem Jahr ist unser Jüngster in einer Werkstatt für behinderte Menschen im Berufsbildungsbereich. Ich kann deine Sorgen, was wird später mal mit meinem Kind auch sehr gut verstehen.

Thema Familienplanung:

Die war mit unserem Jüngsten abgeschlossen. Wir haben noch einen älteren Sohn. Da kann ich dir nichts zu sagen.

Thema Wohnen:

sucht euch was bezahlbares, aber nicht auf einen kleinen Dorf, wo es eine ganz schlechte ÖPNV gibt. Wenn du introvertiert bist, ja ich weiß es schwierig (ich bin irgendwo dazwischen introvertiert und extrovertiert), da muss echt die Zähne zusammenbeißen und durch. Wir sind damals noch ohne Kinder von der Stadt aufs Dorf nahe der Stadt gezogen. Das hat Jahre gedauert bis man so seine Leute kennenlernt. Da muss man halt durch, sonst bleibt man einsam.

Thema Beruf:

Darf ich mal fragen, wie viele Stunden du arbeitest? Ich stieg damals in meinem Beruf als Bundesbeamtin nach 2,5 Jahren mit 13 Stunden die Woche Arbeiten in Elternzeit ein. Ich hatte erst eine Tagesmutter bevor der Jüngste seinen 10 Stundenplatz bekam. Den brauchte ich auch damals, da ich 2 bis 3 ganze Tage arbeitete. Hast du schon einen Kindergartenplatz für dein Kind? Der Vorteil eines Integrationsplatzes oder wie man heute sagt Inklusionsplatz in der Kita, es finden alle notwendigen Therapien dort statt. Man muss nicht nachmittags woanders hinfahren. Ich weiß aber nicht wie es bei euch ist.

Thema Freizeit:

wenn Kinder klein sind hat man eh wenig Zeit. War bei uns genauso. Mein Mann ging Schichten. Wenn er zu Hause war übernahm er viele Sachen im Haushalt. Als unser Jüngster etwas größer war und auch Pflegegrad, nahmen wir uns auch einen privat engagierten Betreuer, damit wir mal zusammen mit unserem Großen und auch mal als Paar etwas unternehmen konnten. Sport versuchte ich so gut wie es ging weiterzumachen. Meistens schaffte ich das so 3x im Monat zur Gymnastik zu fahren. Da passte mein Mann auf.
Warum spannst du deinen Mann dafür nicht ein? Der kann doch auch mal auf das Kind aufpassen und du gehst zum Sport. Oder du gehst Freunde besuchen, die du lange nicht mehr gesehen. hast.Ich weiß ja auch nicht, was dein Kind für eine genaue Beeinträchtigung hat. Habt ihr mal über einen Pflegegrad nachgedacht?

Ich lege dir noch eine Homepage ans Herz, die Rehakids. Da sind Eltern unterwegs, die beeinträchtigte Kinder haben.


https://www.rehakids.de/app.php/portal?sid=3a9389f566fa0eb5d42d639058ce58f6


Ich wünsche Dir und deiner Familie alles Gute

LG Hinzwife