Alter Vater - Altersstarrsinn + Egoismus

Hallo liebes Forum,

mein Vater ist 85 Jahre alt, seit 2 Jahren verwitwet und lebt noch allein in meinem Elternhaus. Leider spielt seine Gesundheit nicht mehr so mit und er musste dieses Jahr schon 4x ins Krankenhaus und 2x operiert werden.
Er hat 2-3 x am Tag einen ambulanten Pflegedienst und bekommt Essen auf Rädern. Durch seine vielen Probleme muss er täglich viele Tabletten nehmen; was vorher ich überwacht hab, nun aber der Pflegedienst macht weil ich weiter weg wohne.
Ich hab noch 3 Geschwister die sich mehr oder weniger kümmern ( eher weniger).

Nun zu den Problemen:
- er ist noch voll in seiner Trauer gefangen und abhängig von Beruhigungstabletten. Jeglicher Vorschlag einer auf Trauer spezielisierten Therapie lehnt er ab
- er gefährdet seine Gesundheit im Haus ( geht Treppen trotz Treppenlift im Haus und schwerem Sturz im Winter , isst Sachen die er wegen Diabetes nicht sollte, fährt heimlich Auto obwohl sein Arzt es verboten hat wegen seiner Gehirn-OP, er trinkt nicht genug usw.
- es wird uns angeraten ihn in ein Altersheim zu geben, was er kathegorisch und wütend ablehnt.

Seine Kinder kümmern sich ja, sagt er. Bloss, wir ( hauptsächlich ich) sind am Ende, auch vor Sorge. Jede Kleinigkeit muss ich regeln. Wenn ich ihm sage er soll meine Geschwister mal fragen, meint er nein, ich würde das am besten machen. Sage ich ihm, ich wäre echt erschöpft und bräuchte eine Pause, unterstellt er mir Desinteresse und dass ich seine Gesundheit gefährde.

Er manipuliert mich und erpresst mich ( mit Drohungen von Selbstmord usw).
Ihn einfach gewähren lassen und mich zurückziehen fällt mir sehr schwer. Zudem sind Spannungen und unterschiedliche Meinungen unter uns 4 Geschwistern.
Vlt hat ja jemand Aehnliches erlebt und hat einen Rat.
Danke fürs lesen
Idefix ( weiblich)

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Leider kenne ich diese Geschichten aus der Familie nur zu gut. Auch dieser krasse Egoismus, emotionale Erpressungen, Androhungen von Selbstmord oder das das Erbe bei Nichterfüllen der Forderungen an die Kirche oder den Hausarzt überschrieben wird.
Und leider muss ich da sagen, dass sich die Spannungen und der Stress letztendlich doch dann erst lösten, als die betreffende Person ins Altersheim kam. Das war aber auch erst möglich, als so langsam die geistigen Fähigkeiten nachließen und deshalb ein selbstständiges Leben nicht mehr möglich war. Denn vorher kann nun mal niemand gezwungen werden ins Heim zu gehen. Die Sorgen hörten bis zum Tode der betroffenen Person nie auf. Letztendlich war das alles psychisch so belastend, dass der Tod der Person als eine Erleichterung empfunden wurde und es Jahre dauerte, bis das alles überwunden war. Das ist unglaublich traurig, vor allem wenn man zuvor eine sehr gute Beziehung hatte und diese dann durch die letzten Jahre getrübt wurden. Das wünscht man weder der betroffenen Person, noch den betroffenen Kindern.

Ich wünsche dir auf jeden Fall sehr viel Kraft.

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Wie weit entfernt wohnst du denn?
Was genau erwartet er von dir?

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Schafft als erstes das Auto ab. Ohne vorher mit ihm zu diskutieren !!!

Es ist wie mit einem dreijährigen Kind. Genauso eigensinnig und bockig und doch nicht in der Lage, alles allein zu bewältigen.

Ihr könntet einen Antrag auf Betreuung stellen, das wird aber dauern.
Dann könntet ihr Entscheidungen für ihn treffen, zB. Einweisung ins Pflegeheim.
Besprecht euch mit dem Pflegedienst. Wie schätzen sie die Lage ein, welche Möglichkeiten gibt es ?

Macht euch als Geschwister einen Plan, wer was übernimmt. Alle müssen ran oder Hilfe bezahlen.
Spring nicht außer der Reihe ein, sonst wirst du aufgefressen.
Ansonsten lasst ihn sein Leben leben, was Essen, Bewegung im Haus, Therapie betrifft.
Er wird sich nichts vorschreiben lassen und es macht keinen Sinn, ständig an ihm rum zu gängeln.
Es ist sein Risiko, das er auf sich nimmt.

Sag ihm : Ich regel das, dass du Hilfe bekommst, aber ich selber kann nur dieses oder jenes leisten.
Wenn er nicht darauf eingeht, ist es seine Entscheidung, solange es noch keine Betreuung gibt.

Es ist sehr schwer, sich von der Verantwortung zu distanzieren.
Man muss es einfach sehendes Auges ertragen, dass er sich das Leben schwer macht und sich selber schadet.
Gut, dass ihr einen regelmäßigen Pflegedienst habt. Die werden schon reagieren, wenn es nicht mehr geht.
Halte schon die Augen offen nach einem geeigneten Pflegeheim. Vielleicht braucht es das von heut auf morgen.

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"Ihr könntet einen Antrag auf Betreuung stellen, das wird aber dauern.
Dann könntet ihr Entscheidungen für ihn treffen, zB. Einweisung ins Pflegeheim."

Echt? Das würdest du machen? Finde ich eine harte Nummer.
Wenn jemand noch völlig klar im Kopf ist? Never.

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Ich bin der Meinung: wäre er noch völlig klar im Kopf, wäre ihm die Tragweite seines Handeln bewusst. Sprich: das er nicht mit dem Auto fahren sollte, da er sein und vorallem das Leben anderer gefährdet!
Ja, harter Schritt. Aber genau so wäre der Schritt ihn sich selbst zu überlassen.. sogar sehr fahrlässig wie ich finde. (Ich muss nochmal kurz bearbeiten. Ich würde es fahrlässig finden ihn sich selbst zu überlassen und NICHT eine Betreuungsbehörde eingeschaltet zu haben. Wenn diese informiert wurde, dann würde ich mich, für meine Gesundheit, auch erstmal zurück ziehen)

Aber du kannst ja anderer Meinung sein.

Bearbeitet von jenny081
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Hallo,

gibt es eine Vorsogevollmacht? War er auf Reha? Welcher Pflegegrad ist vorhanden? Wie ist der Kontakt zum Hausarzt? Wie sieht der Pflegedienst deinen/euren Vater?

Viele Grüße

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Hallo Idefix,
bitte sofort Autoschlüssel einkassieren! Könnte nämlich durchaus sein, das im Falle eines Falles die Versicherung nicht einspringt, wenn es schon ein ärztliches Fahrverbot gibt.
Ansonsten kannst du die Unvernunft deines Vaters nicht ändern, du kannst dich nur abgrenzen. Laß dich nicht so manipulieren. Bei Suiziddrohung sofort Einweisung in eine entsprechende Klinik.
Andere Meinungen dürfen deine Geschwister haben - aber wer das Holz trägt, entscheidet.
Letztlich weißt du selbst: Dein Vater ist auf den letzten Metern seines Lebensweges und er weiß das. Sei ehrlich mit ihm. Redet über alles, was noch zu bereden ist, solange ihr die Möglichkeit habt.
Mein eigener Vater starb schwerst dement und mit vielen Vorerkarnkungen im Pflegeheim. Meine Mutter hat ihn vorher daheim zu pflegen versucht. Es war ganz schwer, Hilfen zu installieren, sie wollte nix annehmen. Irgendwann ging gar nix mehr, erst KH, dann noch einen Heimplatz ergattert und eine Woche später Abschied. Ich war die Nacht über bei meinem Vater, heute wirft mir meine Mutter das vor, aber egal. Mein Vater ist friedlich eingeschlafen, ich hab's ihm gegönnt und war tatsächlich an seinem Bett eingenickt. Hochgeschreckt, als es plötzlich ganz still war. Es ist okay. Hab keine Angst vor dem Regenbogen.

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Willkommen im Alterswahnsinn.

Ich habe das leider auch durch, mit starrsinnigem Stiefvater. Auch hier immer wieder Suizid-Drohungen.

Was bin ich mit ihm zu den Ärzten gerannt, hab sein Auto verkauft, gepredigt dass er Hilfe braucht.

Es ging soweit, dass ich fast einen Zusammenbruch hatte vor lauter Sorge und Arbeit mit ihm. Und das alles für die Katze. Er WOLLTE sich im Grunde nicht helfen lassen.

Irgendwann hab ich ihm die Pistole auf die Brust gesetzt, wenn er sich nicht extern helfen lässt und mich weiter so manipuliert und ausnutzt, muss ich das Betreuungsamt abgeben. Seine Antwort war "Mach doch".

Und das tat ich dann auch. Seitdem geht es mir besser, auch wenn ich natürlich sehr traurig bin, wie alles gekommen ist. Ich habe ihm aber auch gesagt, wenn er Hilfe braucht, bin ich da. Bis jetzt kam nie was...

Soviel zu meiner Geschichte, die Parallelen zu deiner aufweist. Kontaktabbruch war mein Weg, ich hoffe du findest einen anderen. Allerdings solltest du dich selbst und deine Gesundheit nicht in Gefahr bringen.

Alles Gute

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Nach allem, was ich gehört und gesehen habe, ist das ein vollkommen normales Verhalten für im letzten Lebensabschnitt.
Auch das kategorische Ablehnen von Hilfe, die Überschätzung der eigenen Möglichkeiten ist absolut nicht ungewöhnlich.

Die Frage ist: wie wollt ihr Kinder damit ich umgehen?
Die Autoschlüssel würde ich erst mal "verlegen"und ihm dann mitteilen, dass er seinen Führerschein an die Polizei schicken muss, weil der Arzt ihm das Fahren nicht mehr erlaubt, Alternativ könntest du einen Alterstest ablegen lassen und hinterher gleich den Führerschein einkassieren zum "abgeben".
Mit dem Auto verlieren ältere Menschen ihre Unabhängigkeit, davor fürchten sie sich. Vielleicht gibt es in eurer Gemeinde auch Taxi-Gutscheine für Senioren - erkundigt euch und besorgt ihm welche.

Gut wäre eine Zugehfrau, denke ich. Außerdem Pflegegrad-Einstufung und dann mobilen Pflegedienst beauftragen.
Wahrscheinlich wird er vieles erst einmal ablehnen: aber daran sind diese Dienste gewöhnt, ich würde das im Vorfeld absprechen.
Auch mit deinen Geschwistern musst du reden. Ihr müsst einen verbindlichen Plan aufstellen.
Alte Menschen werden oft etwas bockig und eigensinnig. Sie merken ja, dass vieles nicht mehr so geht, behelfen sich lange irgendwie, aber schämen sich sehr, wenn die körperlichen Funktionen nachlassen. Außerdem werden sie leider häufig sehr misstrauisch, manchmal durchaus zu Recht oder schenken dann grundlos Menschen ihr Vertrauen, die sie schamlos betrügen und hintergehen (der Vater einer Freundin fing an Gemälde und Schmuck der verstorbenen Ehefrau an eine Pflegerin zu verschenken. Diese hat die Sachen zwar jedesmal zurück gewiesen, trotzdem blieb bei allen ein schlechtes Gefühl zurück).

Aber wenn alle in der Familie dazu beitragen, ihn gut zu begleiten - so es für jeden möglich ist, und gute Resourcen von außen zu erhalten, wird es schon einige Zeit gehen, solange er geistig einigermaßen auf der Höhe ist.

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Sehr gut beschrieben, dem kann ich weitreichend zustimmen.
Mein Vater ist ebenfalls 85 - ähnliche Probleme...
Es ist nicht einfach.
Er war vor zwei Jahren (nach einer schweren OP) für 5 Wochen in Kurzzeitpflege/Pflegeheim - das war für ihn (auch wegen damaligen Corona-Regeln) der Horror schlechthin, obwohl er sonst ein umgänglicher Mensch ist. Seitdem ist er für manches doch sehr viel dankbarer, lässt sich auch mal darauf ein, über einen Rat unsererseits nachzudenken - aber die Sturheit wird trotzdem mit zunehmenden Alter immer gefestigter.

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Ich kenne das so ähnlich von meiner Oma mütterlicherseits. Sie konnte allein nicht mehr, erwartete dass meine Mutter sich um sie kümmert. Meine Mutter konnte das aber nicht stemmen. Auch sie erpresste emotional, unterstellte allen, dass sie ihren Tod wollten und drohte ständig mit Suizid. So war sie aber schon vor dem hohen Alter: Wenn ihr etwas nicht passte, manipulierte sie durch emotionale Erpressung. Meiner Mutter ging es schlecht und sie konnte sich ihr gegenüber nicht behaupten. Als ich meine Oma dann wieder mal besuchte, drohte sie auch mir mit Suizid. Sowas funktioniert bei mir aber nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Ich mache dann dicht und distanziere mich, weil ich die reine Manipulation durch so etwas krank und lächerlich finde (es geht hier nur um Menschen, die das nur für ihre Zwecke missbrauchen und nicht wirklich suizidgefährdet sind!). Das habe ich ihr auch so gesagt. Sie ließ sich vom Heim überzeugen und drohte nie wieder mit Suizid.
Im Heim konnte man sich gut um sie kümmern. Zumindest der emotionalen Erpressung würde ich hier ganz klar Kontra geben und zeigen wie armselig sowas ist.

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Also was das Auto angeht muss ich der einen Posterin recht geben. Ich würde ganz schnell handeln was eben auch das Auto angeht. Gerade wenn der Arzt es schon verboten hat, ihr wißt er hält sich nicht dran hätte ich den Schlüssel weggenommen!
Das kann böse enden. Aber das muss ich dir wohl nicht sagen. Was das Altersheim angeht wäre das sicherlich aus mehreren Gründen angeraten, aber wenn er sich nichts sagen läßt und aggro reagiert ist die Frage wie man hier weitermachen will. Denn zwingen kann man ihn wohl nicht.
Und wenn er euch schon manipuliert dann sieht er seine Situation vermutlich nicht ein und will sich auch nicht damit auseinandersetzen.


Ela