Hilfe!

Ich war schon mal registriert, bin jetzt nochmal neu dabei und hoffe bei meinem Problem auf Input zur Entscheidungsfindung.
Zu- oder absagen?

Kurzum; das Verhältnis zu meiner Herkunftsfamilie ist eher distanziert, Kindheitstraumata inklusive. Wir sind 6 Geschwister. Eine meiner älteren Schwestern hat sich mittlerweile verlobt. Sie ist gewillt den Familienfrieden wiederherzustellen und um ein stabiles Verhältnis, was aber nicht wirklich klappt (festgefahrene Denkweise, die mit meiner Grundhaltung kollidiert). Wir haben einen anderen background in dem vorgegeben ist, dass Hochzeiten mit einigen traditionellen Ritualen einhergehen und eingeläutet werden.

Die erste Zeremonie, bei der ich auch dabei war, fand Anfang dieses Jahres abends mit einigen Verwandten im Wohnhaus meiner Eltern statt.
Der Einladung bin ich aus Höflichkeit nachgekommen. Ich konnte es einrichten, alleine zu kommen (habe 2 Kleinkinder) und gegen Mitternacht mit der letzten Bahn aufzubrechen (2 Stunden Entfernung).

In einer Woche steht nun die nächste, größere „Übergabefeier“ an, die abends (ab 21:00) in einer gemieteten Räumlichkeit, dörflich gelegen, im Bundesland meiner Eltern (lebe in einem anderen), stattfindet. Meine Schwester wünscht sich, dem distanzierten Verhältnis zum Trotz, eine Feier mit familiärer Einbindung (sich im Ablauf integrieren, usw.), wir seinen schließlich eine Familie, unabhängig von unserer Vergangenheit.

Nun habe ich Zweifel, ob ich mir den ganzen Aufwand zumuten soll. Ich habe ihr bereits mitgeteilt, dass sie mich vorerst nicht für feste Aufgaben einteilen soll. Ich bin alleinerziehend mit zwei kleinen Kindern (4 und 2). Die kids mitzunehmen kommt durch den späten Beginn (laute, tobende Menschenmenge, hallende Musik bis in den Morgen) und mangels Mittagsschlaf, den sie mittlerweile verweigern, nicht in frage. Der große könnte daher bei Papa unterkommen.
Der Papa des 2-jährigen ist derzeit im Ausland. Ich könnte ihn höchstens bei einer Bekannten unterbringen, die selbst alleinerziehend mit körperlich geschwächter Mutter auf engem Raum zusammenlebt.

Zusätzlich wurde mir neulich Lupus diagnostiziert, von den Entzündungen abgesehen, leide ich auch unter chronischer Müdigkeit und Schlaflosigkeit. Ich bin introvertiert und ruheliebend. Mich samstags stundenlang auf den Weg in den Trubel zu machen, in völliger Abhängigkeit von anderen (habe kein Auto, komme dort nicht alleine weg da sehr ländlich), gezwungen bei einer meiner Schwestern zu übernachten, die ich 1-2x jährlich sehe und mit denen ich weder auf einer Wellenlänge noch sonderlich vertraut bin, übernachten zu müssen, am nächsten Tag unausgeschlafen zurück um die Kids zu holen und dann Montagmorgens Direkt dem Alltagswahn ausgesetzt zu sein, ist für mich irgendwie zu viel.

Ich habe zusätzlich, nach langer Zeit der emotionalen Ausgelaugtheit, Strapazen (toxische Ex-Partner) vor einigen Monaten jemanden kennengelernt, dessen Nähe mir grade gut tut und ich für mich genieße, wenn ich mal alleine bin (die Kinder sind da nicht involviert), da ich bei ihm schlicht Sein kann, ich existieren kann, als die, die ich bin (meine Familie ist anstrengend mit anderer Weltanschauung).
Er würde mich gerne, ausgerechnet am besagten Wochenende meiner Schwester, bei einem Abend mit Freunden dabei haben und ich tendiere dazu, ihm zuzusagen. Oder eben dazu, auch ohne ihn, grundsätzlich zuhause zu bleiben und mir den Zeremonien Trubel einfach nicht anzutun.

Und gleichzeitig möchte ich nicht unverschämt sein, in dem ich meiner Schwester absage. Wobei die nächsten beiden Feste nach dieser anstehenden Feier die standesamtliche Trauung und die finale, ganz große Trauung nächstes Jahr sein werden, denen ich dann auch mit meinen Kindern beiwohnen werde. Sorry für die Menge an Text, wie würdet ihr in etwa entscheiden, in welche Richtung würdet ihr tendieren, hingehen? Zuhause bleiben?

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Ich weiß zwar nicht was eine Übergabefeier ist, aber ich finde es reicht wenn du bei der eigentlichen Trauung dabei bist.

Wobei ich selbst da meine Zweifel hätte, denn Familie vorheucheln ist nicht mein Ding.

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Ist denn jetzt nur das Verhältnis zu deinen Eltern so distanziert oder zu allen, also auch deinen Geschwistern?

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Hallo, unterm Strich stehen wir uns als Familie (Eltern und Kinder inkludiert) insgesamt einfach nicht so nahe. Jeder macht mehr so sein Ding. Natürlich versteht sich hier und da jemand besser mit dem ein oder anderen und Einladungen zu größeren Events werden aus Höflichkeit akzeptiert.

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Dann würde ich knallhart zu meinem Vorteil und Wohlbefinden entscheiden....aber mich gegenüber meiner Schwester nicht in Erklärungen oder Rechtfertigungen verstricken.

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Ich würde nicht gehen. Da spricht doch aus deiner Sicht wirklich alles gegen.

Da du offenbar nicht gut für dich einstehen kannst und dir eine Absage aus „egoistischen“ Gründen schwer fallen wird, würde ich zu ner „white lie“ raten: haste halt Corona, du Arme. Oder du findest keine Betreuung.

Noch cooler fände ich, wenn du für dich einstehen und sagen könntest, dass dir der Kontext zu schaffen macht und du dich da sicher nicht wohlfühlen würdest. Vielleicht kannst du dennoch Hilfe bei der Vorbereitung anbieten, wenn du magst?

Den neuen Mann würde ich nicht erwähnen, geht doch in dem Stadium des Kennenlernes, in dem ihr steckt, niemanden was an.

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Danke für den Input. Auch hinsichtlich für sich und seine wahre Haltung einstehen, da bin ich bei dir. Ist wohl unvermeidlich.

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Hm, etwas widersprüchlich.

Du bist introvertiert, ruhesuchend, lieber allein, du kannst die Kinder schlecht unterbringen und gesundheitlich ist es auch nicht toll.

Das gilt aber alles nur für die Feier der Schwester, das Treffen mit Freunden deines Neuen wäre kein Problem. Geh noch mal in dich und trenne (für dich) echte Gründe, nicht zum Familienfest zu wollen von lauen Ausreden.

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Eine riesige Familienfeier weit weg ist wohl kaum mit einem Treffen von 4-5 Leuten in der Nähe vergleichbar....

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Die Kinder müssen aber trotzdem untergebracht werden.

Grundsätzlich finde ich auch: wenn du nicht willst, geh nicht hin. Ob Ausrede oder Ehrlichkeit, da musst du schauen wie viel Kraft du hast und wie viel Gegenwind du aushalten kannst.
Wenn du allerdings die Ausrede wählst, brauchst du ja beim nächsten Mal auch wieder eine wenn du da auch nicht hin möchtest. Und irhehdwann fällt es halt auf dass dir immer was dszwischen kommt. Es wäre vielleicht besser (auch für dich) einfach ehrlich zu sagen dass du es nur zur eigentlichen Hochzeit schaffst, und es dir nicht möglich ist im Vorfeld all diese Termine zu organisieren.

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Eigentlich hast du dich innerlich längst abgesagt und möchtest jetzt von uns hören, dass du ja auch sehr gute Argumente dafür hast. 😉

Das mag vielleicht sogar stimmen. Deine Schwester wird diese Argumente aber vermutlich trotzdem nicht gut finden (und wenn du statt dessen mit deinem Freund zu einer „Feier“ gehst, könnte ich ihren Ärger sogar verstehen).

Also, du kannst ruhig absagen. Konsequenz wäre der Unmut deiner Familie, die du nicht zwingen kannst, es gut oder auch nur nachvollziehbar zu finden.

Wenn du das aushalten kannst, gibt es natürlich keinerlei Probleme!

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Danke für deinen Beitrag!
Du hast recht, im Grunde habe ich meine Entscheidung schon gefällt, mein Gewissen wollte trotzdem auf andere Blickwinkel / Meinungen hierzu nicht verzichten. Und ja, im Grunde geht’s dann nur noch um‘s Aushalten, zu seinen Tendenzen zu stehen und die Konsequenzen zu akzeptieren.

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Du bist krank und kannst nicht, es tut dir ja sooo leid bla bla blah. Bleib zuhause.

Überlege dir dann wann du wirklich teilnehmen willst, wenn nicht schiebe deine erkrankung vor und damatisiere zur not eben ein bisschen.

Dir geht es ja wirklich nicht gut und du hast auch andere Verpflichtungen. Diese "man ist ja eine Familie"-Quatsch muss ich mir nicht geben - besonders, wenn alles nur nach außen glänzen soll aber drinnen super toxisch ist. Ein totes Pferd kann man nicht reiten, egal wie sehr man es versucht und wie sehr man es möchte.

Ich persönlich habe irgendwann nicht mehr die Kraft gehabt für ausreden, emotionale Erpressung und Drama und habe mit einem Großteil meiner Familie brechen müssen. Kontakt Reduktion hat leider nicht geklappt und mir ging es wirklich sehr schlecht.

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Deine Schwester macht also vier Feiern für ihre Hochzeit??
Habe ich das richtig verstanden?

Ich würde nur zur "eigentlichen" Trauung gehen.

Dass du mit zwei kleinen Kindern nicht ständig anreisen kannst, sollte eigentlich jeder verstehen.

Trau dich abzusagen.

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Ich bin mir sicher, dass die vier Feiern nicht auf die Schwester zurück zu führen sind. Das ist wohl kulturell bedingt. ;)

Ich würde aber auch nicht dorthin fahren. Entfernung, Anstrengung, Stress ... und vor allem, keine Lust.

Ob man dann das eine Kind bei der Freundin mit der kranken Mutter auf engstem Raum lassen möchte, um einen netten Abend zu haben, musst du wissen. ;)

Ist eure gesamte Familie distanziert oder verstehst du dich mit einigen Geschwistern auch gut?

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Genau, insgesamt 4.
Eine fand bereits Anfang des Jahres statt (in elterlicher Wohnung) Habe auch teilgenommen.
Dann die besagte kommende Übergabe Zeremonie in angemieteter Räumlichkeit und nächstes Jahr die finale große (freikirchlich) und Standesamt.

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Zuhause bleiben. Sag du bist krank, und kannst leider nicht kommen. Oder das du keinen für die Kinder hast.

Du bist krank, alleinerziehend und hast zwei Kinder- die Feier ist nicht gerade um die Ecke. Sowas muss man sich in deiner Situation doch wirklich nicht antun.

Es scheint doch genug Familie vertreten zu sein, deine Schwester wird’s verschmerzen.

Alles Gute dir, pass auf dich auf.

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Vielen lieben Dank. Ich werde versuchen, behutsam aber bestimmt die Situation zu schildern und für dieses mal abzusagen. Danke für den Input. Alles gute auch für dich.

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Hallo,

nachdem deine familiäre Situation bzw. der Umgang mit deiner Familie ohnehin distanziert ist, sehe ich keinen Grund hinzugehen und Friede, Freude vorzuheucheln.

Ich kenne das aus der Familie meines Mannes. Da passt es gar nicht, ständig redet irgendwer über Monate nicht miteinander und die Gründe sind kindisch. Aber kaum steht eine Feier bevor oder es kommt Besuch aus dem Ausland, sollen alle so tun als ob wäre es dir tollste Familie die es gibt, damit andere nichts mitbekommen. Mein Mann macht da nie mit, auch wenn es in dem Moment „harmonisch“ ist. Er sagt, er hintergeht seine Prinzipien damit und das will er nicht den anderen zuliebe tun.

Sag deiner Schwester, dass du nichts vorheucheln möchtest und dich nicht wohl fühlst. Sie kennt die Situation und soll es akzeptieren. Du kommst dann zur Trauung und Hochzeitsfeier und ich finde das reicht.

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Vielen lieben Dank!

„ Da passt es gar nicht, ständig redet irgendwer über Monate nicht miteinander und die Gründe sind kindisch. Aber kaum steht eine Feier bevor oder es kommt Besuch aus dem Ausland, sollen alle so tun als ob wäre es dir tollste Familie die es gibt, damit andere nichts mitbekommen“ - genau so verhält es sich in etwa bei uns! Es ist zermürbend, da meine Eltern sich Frieden wünschen. Habe aber eben erkannt, dass ich den nur ohne diesen familiären Einfluss habe und traue mich gleichzeitig nicht, für mich einzustehen. Der Input auf meinen Beitrag hier hat mich aber dahingehend motiviert.