Verhältnis zu Vater - psychische Belastung

Liebe Community,

ich bin 30 Jahre alt, mit meinem Leben glücklich und mit mir im Reinen - bis auf einen Punkt: das Verhältnis zu meinem Vater.

Kurz ausgeholt: meine Eltern waren nie wirklich zusammen, ich war ein „Unfall“. In meiner Kindheit habe ich meinen Vater maximal ein Mal im Monat auf neutralem Boden getroffen. Für mich traf ich einen „Fremden“. Es waren erzwungene Treffen, auf die ich nie Lust hatte und mich unwohl fühlte - meine Mama war immer dabei. Die Abstände der Treffen wurden größer. Seine gelegentlichen Anrufe ließen mich erstarren, bin oft nicht rangegangen. Irgendwann hatte er meine neue Handynummer nicht mehr. Unterhalt war immer ein Thema. Überwies er nicht mehr, ich sollte vorbeikommen - es abholen. Habe ich nicht gemacht. Später versuchte er alle 2,3 Jahre Kontaktaufnahme über meine Mama.

Meinem (mittlerweile) Mann zuliebe, habe ich den Kontakt vor circa 10 Jahren wieder aufgenommen (er verstand mich nicht, da seine Eltern glücklich verheiratet sind). Ein paar Treffen später, stellten wir wieder fest: Es lohnt nicht. Es geht nur um ihn… Er findet, ich muss mich melden. Seine neue Frau mochte mich nicht. Ich ließ den Kontakt wieder abbrechen. 8 Jahre später kontaktierte er mich über Social Media. Ich ignorierte ihn.
Ein Jahr später (jetzt), habe ich mich auf seine Nachricht gemeldet, da er Opa wurde und fragte nach einem Neustart.

Jetzt sind zwei Treffen vergangen und es gibt mir einfach nichts! Ich bereue meinen Schritt der Kontaktaufnahme eher. Es tut mir auch für ihn leid - mein Hin- und her. Mir ging es immer gut, wenn er sich nicht gemeldet hat. Aber durch seine regelmäßigen Kontaktaufnahmen, bekam ich Alpträume, Blockaden - es hat mich psychisch total belastet. Ich dachte so kann es nicht weitergehen. Es muss sich was ändern. Dennoch geben mir die Treffen nichts und die psychische Belastung ist leider weiterhin da. Sobald das eine Treffen um ist, geht es direkt wieder darum, das nächste auszumachen - dabei will ich es nicht. Am liebsten wäre mir, kein Kontakt und dass er sich nie mehr meldet. Oder, dass wir im Guten auseinander gehen, aber keine regelmäßigen Treffen vereinbaren. So wollte ich das nicht. Er ist weiterhin ein Fremder für mich, mit keinerlei Bindung und hat in meinem Leben keinen Platz.

Ich weiß es gibt schlimmere Fälle, aber es belastet mich so sehr, ich weiß nicht, was ich tun soll. Therapie hat mir auch nicht geholfen. Und, dass hier beide Seiten (Mutter und Vater) an der Misere beteiligt sind, ist mir bewusst. Aber meine Mama war wenigstens immer für mich da.

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Wenn er für dich fremd ist und dich das alles nur stresst, dann lass es sein 🤷‍♀️

Das ist okay! Er war nie ein Vater für dich, dann musst du auch nicht so tun, als ob.

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Hi,

du klingst sehr verzweifelt und belastet. Vielleicht versuchst du deinem Papa mal alles, was dich und die Beziehung zu ihm belastet aufzuschreiben und übergibst ihm dann den Brief. Wen dich dieses Treffen so belasten, solltest du sie nicht weiterführen, da ihr ja ohnehin keine wirkliche Beziehung habt. Wie steht denn dein Mann mittlerweile dazu? Wie kommt er mit ihm klar?

Liebe Grüße
Isy

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Liebe Isy, vielen Dank für deine Antwort.

Mein Mann hat es dann bereits bei meiner Kontaktaufnahme ihm zu liebe vor 10 Jahren verstanden, warum ich lieber keinen Kontakt möchte. Er drängt mich nicht mehr dazu ihn zu treffen und begleitet mich aktuell nur zu den Treffen, um mich zu unterstützen. Er unterstützt mich, egal wie ich mich entscheide. Er hat kein besseres Verhältnis/mehr Kontakt zu meinem Vater, als ich.

Das mit dem Brief ist eine sehr gute Idee. Vielleicht hilft es schon, ihn zu schreiben, um mir Klarheit zu verschaffen.

Liebe Grüße

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Liebe Eva. Warum tust du dir das an? Er war nie ein Vater für dich und wird auch keiner sein. Ich finde es nicht gut von deinem Mann dich zu einem Kontakt zu drängen.
Ich würde meinem erzeuger einen Brief schreiben dass es nichts bringt außer einem ungutes Gefühl bei dir sich zu treffen.
Aufarbeiten würde ich dad Thema allerdings mit Hilfe. Viel Glück für dich.

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Vielen Dank für deine Antwort.

Mein Mann hat es damals dann schon verstanden, weshalb ich keinen Kontakt habe. Er drängt mich zu nichts mehr, versteht mich und begleitet mich aktuell zu unserem Treffen zur Unterstützung - wofür ich ihm dankbar bin.

Das mit dem Brief werde ich machen.

Danke

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Hallo Eva30,

du musst dich mit ihm nicht treffen und wenn er bei einem Treffen nach dem nächsten fragt, kannst du doch einfach sagen, dass du das jetzt nicht ausmachen möchtest. Wo ist das Problem? Kann es sein, dass du nicht so gut für dich einstehen kannst?

Seltsam finde ich, dass du davon Albträume bekommst. Warum? Hast du das mal aufgearbeitet? Das ist durchaus ungewöhnlich. Nur weil ich jemanden treffe, selbst wenn es mir persönlich keinen Mehrwert bringt, habe ich doch keine Albträume. Irgendwas stimmt doch da nicht. Wirst du kritisiert, ignoriert oder sowas?

Und eine Sache fällt mir auch auf, du meinst, dein Mann hat ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern, da diese verheiratet seien. Das hat doch damit nichts zu tun. Dein Verhältnis zu deinen Elternteilen hat nichts mit dem Verhältnis der Eltern untereinander zu tun. Ich habe mir als Kind oft vorgestellt, wie es wäre wenn meine Eltern nicht zusammen wären- hatte viel Freizeit und Langeweile- und am Anfang dachte ich, ich müsste in dem Fall Stellung beziehen, wie das in Filmen oft der Fall ist. Aber nein, muss ich nicht. Ich bin ein eigenständiger Mensch. Du bist es auch. Wenn du keine Lust auf jemanden hast, lass es bleiben. Wenn du eine gute Verbindung haben willst, halte sie.
Hast du mit deiner Mutter darüber gesprochen? Was hat sie dir über deinen Vater erzählt? Manche heiraten ja einfach, weil sie plötzlich ein gemeinsames Kind erwarten. Ich glaube nicht, dass das für jeden der richtige Weg ist und die Kinder dann ein besseres Verhältnis zu den Eltern haben.

Frage mich, wie die Treffen bei euch ablaufen, dass das für dich so negativ ist. Erzählt dein Vater immer nur von sich, irgendwelche für dich uninteressanten Themen oder was ist es, das dich stört. Er ist wahrscheinlich stark verunsichert, da er ja merkt, dass du ihn ablehnst, dann ist das irgendwie verkrampft und aufgesetzt, da keiner der Beteiligten entspannt ist.
Woher weißt du, dass die neue Frau dich ablehnt? Vielleicht weiß sie von deinem Hin und Her und dass dein Vater Kontakt mit dir wünscht und sich von dir verletzt fühlt? Da wäre ich auch erstmal vorsichtig im Kontakt anstelle seiner Frau.

Persönlich kenne ich nicht besonders viele Kinder, deren Eltern nicht zusammen sind. Die wenigen haben zu beiden Elternteilen und deren neuen Partnern ein gutes Verhältnis. Wenngleich die Eltern untereinander eher kühl bis ablehnend sind.

Stell dir vor, du wärst dein Vater und deine Tochter würde sich so verhalten wie du, wie würdest du dich fühlen? Wie würdest du dich verhalten? Da er zu dir offenbar Kontakt wünscht, liebt er dich, sonst würde er dich nicht wiedersehen wollen. Geld will er von dir ja nicht. Was würdest du dir an Stelle deines Vaters wünschen?
Wenn du die Antworten hast und ihm das nicht geben willst, sag ihm das, damit das Hin und Her deutlich vorbei ist- egal wie du dich entscheidest, bleib dabei.

Alles Gute!

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Liebe Muriel, herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort.

Dass ich nicht gut für mich einstehen kann, stimmt. Ich habe auch nie gelernt „nein“ zu sagen. Das macht mir mein Leben leider schwer. Albträume habe ich, weil ich meinen Vater und seine Kontaktanfragen meist ignoriert habe und es mich aber weiterhin täglich in meinen Gedanken verfolgt hat.

Das mit dem Verhältnis zwischen den Eltern ist von dir super analysiert. Ich habe teilweise auch meiner Mama die Schuld gegeben, da sie den Kontakt ja als Erste unterbunden hat und ich dachte, dass, wenn meine Eltern zusammen geblieben wären - ich mit Vater aufgewachsen wäre, dieses Thema nicht hätte. Aber du hast Recht. Keiner kann mir sagen, wie es dann wäre. Ich muss darüber mit meiner Mama noch mal sprechen. Sie erzählt darüber nichts.

Über deinen letzten Absatz muss ich in Ruhe mal nachdenken. Vielen Dank dafür. Das hilft mir sehr!

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Hallo liebe Eva,

Ich kann dir von mir erzählen:
Ich war kein Unfall, aber meine Eltern ließen sich scheiden, als ich 7 war.

Danach muss es wohl ähnlich gelaufen sein wie bei dir: Es fanden immer weniger Umgänge statt, ich mochte die neue Partnerin meines Vaters nicht, für mich war auch sie daran Schuld, dass mein Vater sich immer weniger meldete.

Im Nachhinein habe ich erfahren, dass auch meine Mama dem Umgang zum Teil Steine in den Weg gelegt hat: Sie hat ihn nie unterbunden, hatte aber immer etwas zu mäkeln... Meine Klamotten waren zu schmutzig, wenn ich zurück kam, ich wurde zu lange vor dem PC geparkt, ich kam krank zurück... Whatever.
Heute sagt sie selbst, da auch Fehler gemacht zu haben.

Und auch ich sage: Meine Mama war immerhin immer für mich da. Mein Verhältnis zu meiner Mama ist sehr innig! Mein Vater schrieb mir ab und an eine Postkarte aus dem Urlaub mit neuer Frau und neuer Tochter. Hat mich damals sehr verletzt.
Zwischenzeitlich habe ich gesagt, dass mein Vater für mich wie ein entfernter Onkel ist.

Heute ist das alles passè.

Ich und mein Vater haben uns wieder angenähert.
Auch bei uns kam es mit der Geburt meines ersten Kindes so.
Er und ich haben uns ausgesprochen, seither ist er ein toller Opa, seine Frau eine Bonus-Oma, die ich nicht missen möchte.

Mein Vater und meine Mutter kommen beide mit neuen Partnern zu Familienfesten bei uns und können da auch ganz in Ordnung miteinander umgehen.
Die Beziehung zu meiner Mutter ist eine andere, viel tiefer. Aber mein Vater macht tatsächlich jetzt diese Vater-Sachen, er wechselt meine Autoreifen, unterstütze mich bei der Jobsuche, steht mir mit Rat und Tat zur Seite bei Themen, in denen er Ahnung hat, meine Anlaufstelle für gewissen Fragen bezüglich Finanzen und Recht 😅

Ich würde an deiner Stelle der Beziehung mit deinem Vater eine Chance geben.
Gerade, wenn du damals ungeplant warst, deine Eltern vielleicht noch sehr jung- dann haben beide Fehler gemacht. Die würde ich verzeihen und in eine mentale Schublade stecken.

Wichtig ist nur das Heute und die Zukunft.

Du hast, das lese ich heraus, eigentlich Sehnsucht danach, Kontakt mit deinem Vater zu haben.
Sprich offen mit ihm, auch ein Brief ist eine Möglichkeit. Wobei ich da aufpassen würde, nicht gleich alle Türen zuzuhauen. Ein persönliches Gespräch, ganz offen, fände ich persönlich besser.

Du kannst ja jederzeit den Kontakt abbrechen, falls du merkst, es tut dir wirklich überhaupt nicht gut. Und auch dann kannst du erwachsen und mit gutem Gewissen aussteigen, indem du deinem Vater offen sagst, warum du dich dazu entschieden hast, keinen Kontakt mehr zu wollen. Ohne verletzend zu sein. Das bist du dir wert ❤

Mach dir klar, dass du es in der Hand hast. Finde für dich einen Abschluss, auf die eine oder andere Art.

Alles Liebe wünsche ich dir!