Was bedeutet ein Kind für einen Vater / Mann?

Hi Ihr!

Ich weiß ja nicht warum, aber diese Frage beschäftigt mich unheimlich oft und es ist für mich wie ein Mysterium, hinter das ich unbedingt gerne mal blicken würde. Aber ich komme nicht ran.

Dies ist vielleicht mehr etwas für die tiefgründigere Fraktion unter Euch.


Also ich bin Mutter von 4 Kindern und war sehr lange mit dem Vater der Kinder zusammen. Wenn es unsere Kinder betrifft, hat er sie wirklich vom tiefsten Herzen geliebt und eine richtige innige Beziehung zu ihnen, er war auch bei allen Geburten mit dabei. Er sieht bei allen auch viele Merkmale, die von ihm kommen, also alle kommen recht nach ihm. Aber jetzt auch nicht 100 prozent.

Aber...und das war dann unser Trennungsgrund, hat er ein uneheliches Kind gezeugt und dieses Kind kommt zum Beispiel komplett nach ihm. Es ist quasi eine Miniatur von ihm. Aber er hat zu diesem Kind nie so wirklich eine Bindung aufbauen können.
Ich versteh das alles nicht so wirklich. Ich dachte, eigentlich müsste er dieses Kind doch dann am meisten lieben. Dieser Junge repräsentiert ihn als Mensch einfach komplett. Selbst seine Bewegungen und wie er tanzt, wie er lacht. Das ist total er.

Wie genau baut ein Vater seine Gefühle zu seinem Kind auf? Bei uns Müttern ist es ja alles eine etwas andere Sache, da dieses Kind aus uns und in uns heran wächst, wir es spüren, es aus unserem Körper genährt wird, es aus uns heraus kommt. Aber wie ist das für einen Vater? Ich verstehe es nicht.

Was spielt da alles mit ein, damit ein Vater Gefühle zu seinem Kind bekommt?

Dann gibt es ja noch diese Väter, die ihr Kind komplett beanspruchen wollen oder es quasi wie ihr eigenes, nur im Leib einer Frau gewachsenes Blut sehen, z.B. bei Trennungen es der Ex sehr schwer machen, es auch nicht woanders mit dem Kind hinreisen oder leben darf usw. Und dann gibt es diese Väter, die sich gar nicht um die Kinder scheren. Was ist da los? Wie kann sowas sein? Wie kann ein Vater sich denn überhaupt gar nicht für sein Kind interessieren?

Ja, für mich ist das alles auch ein Mysterium, wie jetzt aus einem Samen und einer Eizelle ein ganzer Mensch wird, der auf einmal alle Merkmale beider Eltern trägt, 5 Finger, 2 Arme, ein Gesicht hat, alles was ein Mensch haben muss.

Aber für uns Mütter vielleicht doch einfach anzunehmen, weil es aus uns heraus kommt. Aber wie ist das für ein Mann?

Hat da jemand ein paar Anregungen und Ideen?

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Bin ne Frau.

Aber, oder grade deshalb, finde ich es immer sehr kritisch, dass Männer so hinterfragt werden und Frauen nie.

Frauen werden so sozialisiert - die „Lieben ihr Kind halt natürlich, schließlich haben sie es ja 9 Monate unter ihrem Herzen getragen“.

So viele Frauen fühlen das aber gar nicht mal, nur würde das kaum eine zugeben! Denn man weiß ja, seit kleinauf - Frauen lieben nun mal ab sofort ihr Kind! Also denkt jede Frau, sie sei unnormal und dürfe es nicht aussprechen.

Dabei entwickelt eben jedes Elternteil (!) zu jedem Kind eine Liebe und Beziehung (oder eben auch nicht), wo so viele Faktoren reinspielen (es also sehr komplex ist - wie hat man Schwangerschaft und Geburt erlebt? Wie wurde man selbst sozialisiert? Welchen Charakter hat man, welchen Charakter hat das Kind? Und noch so viel mehr!).

Rein biologisch verändert sich bei der Frau wohl mit einem Kind die Hirnstruktur - nur passiert genau das selbe auch beim Mann, wenn er sich intensiv kümmert (also auch bei gleichgeschlechtlichen oder Adpotiveltern lässt es sich nachweisen).

Jetzt zu meiner ganz individuellen Erfahrung. Ich empfand es nie so, dass ich dank der Schwangerschaft in Sachen Beziehung zum Kind einen Vorsprung gegenüber dem Vater hätte. Ich fand die Schwangerschaft zwar schön, aber hauptsächlich total abgefahren und abstrakt, dass da ein Mensch in mir drin ist (hab mich eher wie im Film „Alien“ gefühlt 😂). Zudem ging’s mir körperlich eben schlechter, musste schon viel früher zurück stecken fürs Kind usw.

Ab der Geburt haben mein Mann und ich ne Beziehung aufgebaut und da wir uns beide intensiv kümmern, spüren wir beide unendliche Liebe für die Kids. Es ist absolut irrelevant, dass ich schwanger war und gestillt habe. Wir lieben beide gleichermaßen unsere Kinder und würden für sie durchs Feuer gehen.

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Schön, dass auch mal jemand anderes das eher Richtung "Alien" empfand :-D

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Danke 16. Woche 👽. Solche Texte (wie von der TE) verunsichern total.
Ja, wir wollten dieses Kind unbedingt und freue mich aufs Mama sein und auf unser Kind, wenn es da ist.
Aber gerne schwanger oder Tiefe Verbundenheit, empfinde ich nicht so richtig.
Natürlich bemühe ich mich alles „gut“ zu machen, das richtige Essen, um alles notwendige kümmern und organisieren, Bewegung, Vitamine, keine gefährlichen Sachen machen…
Ist aber alles irgendwie so eine to-do Liste, recht rational.
Aktuell gehen mir die Einschränkungen (furchtbare Frühschwangerschaft), Verzicht, an alles denken, einfach auf den Keks.
Ich hab überhaupt nicht das Bedürfnis, das Mini Bäuchlein zu streicheln (mein Mann ganz viel) oder mit dem Baby zu reden (macht mein Mann auch, sogar übers Telefon)…

Also bin ich vielleicht auch ein Alien

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In meiner Kindheit haben die wenigsten Väter einen Kinderwagen geschoben oder sich intensiv mit Babys/Kindern beschäftigt. Sie waren in der Rolle der Ernährer und haben meist im Haushalt keinen Handschlag gemacht.
Ich denke mal es ist evolutionär noch in vielen Köpfen drin. In manchen Ländern ist es sogar noch normal.

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Erstmal würde ich insofern widersprechen, dass Mütter nicht zwangsweise diese großen Gefühle automatisch haben. Ich hatte das nie, und es war für mich immer eine große Belastung, dass der Rest der Welt es einem so suggeriert hat.

Und so verschieden Frauen in der Hinsicht sind, sind es wahrscheinlich auch Männer. Mein Mann war z.B. bei unserem ersten Kind von Sekunde 1 an völlig hin und weg. Ein Kind war schon immer sein großer Herzenswunsch, und die Bindung war sofort extrem stark. Sie ist ihm optisch wie aus dem Gesicht geschnitten, charakterlich aber überhaupt nicht. Es liegen Welten zwischen ihnen. Umso erstaunlicher.

Ein Punkt ist meiner Ansicht nach, wie sehr der Vater sich schon vorher damit auseinandergesetzt hat. Das trägt ja auch alles zum Bonding bei. Also Fragen wie: Ist das die Frau, mit der ich Kinder will? Möchte ich Vater werden? Was für eine Art Vater will ich sein? Wie stelle ich mir ein Leben mit Kind vor? Sowas. Da sind vielleicht die Grübler im Vorteil (würde es bei meinem Mann erklären ;-) ).

Dann spielt sicher auch eine Rolle, wie sehr man bei Schwangerschaft und Geburt involviert ist. Ein engagierter Vater ist ja immer ganz nah am Kind dran, bekommt alles mit, informiert sich. Er macht sich also schon ständig Gedanken um jemanden, der noch gar nicht da ist. Das schafft natürlich auch Verbundenheit, ein Verantwortungsgefühl. Wer das Kind nicht wollte oder das als Frauending abtut, hat dort vermutlich einen Nachteil.

Und schließlich wird es wohl davon abhängen, wie sehr man sich um das Kind kümmert, wenn es da ist. Oder auch: Wie sehr ein Vater sich kümmern darf. Es gibt leider viele Mütter (und auch Großmütter) die nach wie vor suggerieren: Die Mutter weiß und kann es alles besser. Das Kind war schließlich in ihr drin, nicht wahr? Also wird sie auch instinktiv alles richtig machen. Und das wird viele Väter auch ausbremsen. Ich musste mich da selber auch bewusst zurücknehmen, weil ich viele jüngere Geschwister habe, während mein Mann das Nesthäkchen war. Ich hatte also naturgemäß mehr Ahnung, habe ihn aber einfach machen lassen. Und wenn Männer das Gefühl haben, dass alle anderen einem das zutrauen, werden sie sich auch selbstbewusster und gerne kümmern (jedenfalls die meisten :-D ) und dadurch eine starke Bindung aufbauen. Auch wenn sie vielleicht seltener da sind als die Mutter, ist ja nach wie vor oft so.

Das wären so meine Ideen dazu. Mein Mann hat interessanterweise die größere Bindung zu dem Kind, was ihm optisch extrem ähnelt, charakterlich aber absolut gar nicht. Da finde ich total spannend. Er meint immer nur trocken, das sei schiere Biologie - bei dem könne er sich eben sicher sein, dass es wirklich seins ist :-D

Bearbeitet von roseately
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Du glaubst Männer können nur eine Bindung zu Kindern aufbauen, wenn diese im Grunde kleine "Minimes" von ihnen sind? Weil sie sie nicht austragen konnten und deswegen auf "Gemeinsamkeiten" angewiesen sind, um zu annehmen zu können?

Wow, das wäres echt strange. Wie kommst du darauf?

Am Anfang steht der Wille, für ein Kind die vollumfängliche Verantwortung zu übernehmen und es auf seinem Weg begleiten zu wollen. Also der Kinderwunsch. Mit dem, völlig geschlechtsneutral, steht und fällt fast alles. Ausnahmen bilden Menschen (!) mit eigenen großen emotionalen Baustellen in der Bindung. Und da ist es auch egal, ob man das Kind selber ausgetragen hat, die Partnerin es ausgetragen hat, zwei Menschen ein Kind adoptieren oder es durch eine Samenspende entstanden ist. Nicht die Gene bringen die Bindung, sondern der Wunsch/Wille diese Bindung einzugehen.

Wenn ein Mensch nach einer Trennung das Kind für sich alleine beansprucht und das auch mit jedem Mittel auskämpft.....das hat nichts mit Bindung/Liebe zu tun, das ist purer Egoismus. Solche Menschen können die Kinder nicht als eigenständige Lebenwesen wahrnehmen, sondern nur als Besitz. Sie instrumentalisieren sie für ihre eigenen Zwecke. Kurzum, sie haben einen an der Klatsche.

Du knüpfst, wenn ich das richtig verstehe, Liebe zum Kind an Bedingungen, das ist der Fehler. Aber gerade Kinder zeigen uns doch ganz deutlich auf, was bedingungslose Liebe überhaupt bedeutet. Zumindest ich (und dich weiß ich bin damit nicht alleine) habe das erst überhaupt erst durch das Kind wirklich kapiert.

Und du blendest aus, das auch nicht jede Mutter ihr Kind automatisch annehmen kann. Das ist nur noch ein totales Tabuthema in der Gesellschaft. Und ein Elternteil, das sich nicht um sein Kind schert, wollte dieses Kind nie wirklich....aber auch das gibt es bei Frauen, nicht nur bei Männern.

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Wie kommst du denn darauf, dass das für Mütter so einfach ist ? Ich kenne einige Mütter, die ihr Baby süß fanden, wo es aber keine Liebe auf den ersten Blick war. Die kam dann mit der Zeit. So ist das bei Vätern doch meist auch. Je mehr Zeit man verbringt, je mehr Erlebnisse man mit dem Kind hat, desto größer wird auch die Bindung und Liebe. Wenn dein Mann also ein uneheliches Kind hat, hat er sich wahrscheinlich nicht so darum gekümmert wie um eure Kinder mit denen er zusammen lebt. Deshalb ist die Bindung da halt stärker

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Ich denke, was du beschreibst, hat wenig mit Vater/Mutter, Frau/Mann zu tun..

Ich kenne zum Beispiel Mütter, die mit dem Vater des Kindes nicht gut sind und die dann auch gerne mal verzweifelt sagen: "Was er/sie da macht, genau der Vater".

Ich erkenne in meinen Kindern meinen Mann. Mal optisch, mal charakterlich, mal mehr, mal weniger.

Einer unserer Söhne könnte optisch geklont sein von meinem Mann. Er hat aber Interessen, die nicht ganz so mit denen meines Mannes korrelieren, die hat eine Tochter, die optisch eher nach meiner Familie kommt und wenn man es jetzt ganz zugespitzt formulieren wollte, hat sie vielleicht den besten Draht zum Papa. Zu ihr sagt er gerne "du bist schön wie deine Mama" 🥰 Wir lieben aber beide, davon bin ich überzeugt!, alle unsere Kinder gleich!!

Das uneheliche Kind deines Mannes- war von ihm nicht gewollt. Das wird der Unterschied sein. Und den kann man auch nachvollziehen. Das ist auch kein typisch männliches Phänomen. Heute bekommen Frauen Kinder, die sie nicht lieben könnten, nicht. Für Männer gilt das so nicht.

Sie werden aber natürlich einen Unterschied spüren emotional, wenn es da einerseits die gewollten und herbeigefieberten Kinder gibt, und andererseits einen Unfall, den man gerne abgetrieben hätte, der aber dann nunmal existiert.

Bearbeitet von Pupapupa
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Huch du hast ja doch etwas ungewöhnliche Ideen. Warum sollte der Vater ein Kind mehr lieben, je ähnlicher es ihm ist? Weil man selbst perfekt ist und am liebsten nur Klone der eigenen Persönlichkeit um sich hätte? Den Gedanken finde ich absurd. Klar gemeinsame Interessen können Verbindung schaffen. Aber nur weil man selbst ein braunhaariger Sturkopf ist, mag man doch nicht andere Menschen besonders gern, weil sie braune Haare haben oder weil sie stur sind.

Und auch die Gefühle einer Mutter zum Kind so sehr auf die Schwangerschaft zu beziehen, finde ich völlig übertrieben.

Im Grunde genommen unterscheiden sich biologische Mütter, Adoptivmütter und Väter gar nicht so sehr, was den Aufbau einer Bindung zum Kind betrifft. Der entscheidende Faktor ist die Nähe. Also gemeinsam verbrachte Zeit, aber nicht nur nebeneinander sitzen und fernsehen, sondern aufmerksame Beschäftigung miteinander. Kinder sind evolutionär darauf programmiert, dass andere Menschen Zuneigung zu ihnen aufbauen. Deshalb sind Babys und Kleinkinder so süß. Wenn ein Elternteil den Raum betritt und das Baby sofort aufhört zu weinen, oder vielleicht sogar deutlich Freude zeigt und quasi signalisiert "du bist mein ein und alles, ich mag dich, ich brauche dich, ich freue mich sehr, dass du da bist", dann macht das etwas bei der Bezugsperson. Da wird (bei beiden Geschlechtern) das Hormon Oxytocin ausgeschüttet und man bekommt ein wohliges Gefühl und es entsteht sowohl Liebe zu dem Kind, als auch ein Gefühl von Verantwortung.

Je mehr Zeit also ein Mensch mit einem Kind verbringt, je mehr der Mensch merkt, dass das Kind ihn mag, ihn braucht etc., desto mehr solche Gefühle entstehen. Das gilt für Väter genauso wie für Mütter, Großeltern, Geschwister, Patentanten, Patenonkel und jeden anderen, der bereit ist, sich zeitlich und emotional auf das Kind einzulassen.

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Stell dir mal vor du wirst ungeplant schwanger und willst die Abtreibung. Dann sagt man dir sie machen es so dass du das kind nicht austragen musst aber es außerhalb deines Körpers wachsen wird. Nix mit my body my choice. Nach 9 Monaten wird das Kind dann da sein und du musst Unterhalt bezahlen.
Würdest du das Kind toll finden? Wäre es dir dann wichtig ob es dir ähnlich sieht?

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Fällt nur mir schwer zu verstehen, was gemeint ist? 🫣 könntest du nochmal erläutern, was du damit aussagen möchtest?

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Das ist ein Vergleich. Da die TE sich fragt, wie es sein kann, dass manche Väter kein Interesse an ihren Kindern haben.

Tja. Weil sie teils keins Wahl haben, ob dieses Kind geboren wird oder nicht. Wir Frauen allerdings haben diese Wahl und treffen sie aktiv.

Würde man uns Frauen zur Austragung eines absolut ungewollten Kindes zwingen - würden wir dieses dann auch lieben?

Denn nichts anderes ist es ja im Grunde für manche Männer. 🤷🏻‍♀️

Also die ganze Fragestellung der TE ist einfach.... Hm.

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Aus meiner Zeit bei einer Fachanwältin für Familienrecht- die meisten Väter interessieren sich eher für die Kinder im Haushalt, losgelöst von genetischen Zugehörigkeiten..

Das führt zum Teil dazu das sie sich eher um die Stiefkinder sorgen als um die leiblichen.

Die Anwältin hat mal sehr uncharmant ausgedrückt das sich Männer nur so lange für ihren Nachwuchs interessieren wie sie eine sexuelle Beziehung zur Kindesmutter haben. Für Männer seien Kinder immer irgendwie Anhängsel der Frau, daher seien die Gefühle für die Kinder immer an die zur Frau gekoppelt..

Keine Ahnung, warum- aber deckt sich so ein bisschen mit meinen Beobachtungen.

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"Die Anwältin hat mal sehr uncharmant ausgedrückt das sich Männer nur so lange für ihren Nachwuchs interessieren wie sie eine sexuelle Beziehung zur Kindesmutter haben."

Was für ein Schwachsinn ist das denn.....

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War ihre Meinung, und eben ihre Worte. Habe die damals auch durchaus etwas kritisch gesehen, mag auch nicht wörtlich wiederholen was sie geäußert hat.

Aber im Kern steckt schon etwas Wahrheit, auch wenn das 20 Jahre her ist und sich da auch viel getan haben dürfte.

Es gab wirklich erschreckend viele Männer die nach der Trennung auch am Nachwuchs jedes Interesse verloren haben..und am liebsten auch keinen Unterhalt gezahlt hätten.

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