Oma weigert sich Pflege in Anspruch zu nehmen, was tun

Hallo,

Heute mal ein ganz anderes Thema von mir.

Meine Großmutter ist 95 Jahre alt und wohnt alleine in ihrem Haus. Mein Großvater ist bereits seit knapp 30 Jahren nicht mehr am Leben.
Es ging auch immer ganz gut, aber seit nun schon längere Zeit kann sie sich nicht mehr richtig um sich selbst kümmern.

Sie wäscht sich nicht die Haare, duscht nicht - wäscht sich laut ihrer Aussage mit dem Waschlappen, aber aufgrund von Bewegungseinschränkungen kann das auch nicht mehr richtig klappen.

Sie isst kaum was, hat nur noch Schmerzen, hält ihr Haus nicht mehr sauber etc.
auch ihr Verhalten hat sich stark verändert. Sie schimpft über alles und jeden.

Es waren in den letzten zwei Jahren schon fünf Putzhilfen bei ihr, die sie aber alle vergrault hat mit ihrer Art. Keine ist ihr so gut genug und angeblich machen Sie immer was kaputt.

Von uns lässt sie sich auch nicht helfen.

Den Einkauf übernehmen wir, aber sie hat das Haus schon Jahre nicht mehr verlassen.

Sie wird böse und aggressiv, wenn man ihr vorschlägst, dass eine Pflegekraft bei ihr einzieht oder sie in ein Pflegeheim gehen soll. Keine Chance.

Und es würde wahrscheinlich nur bleiben, sie zwanghaft einweisen zu lassen, aber davor schrecken wir natürlich zurück…

Irgendwelche Ideen oder Tipps, wie man damit umgehen soll?

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Hallo EatSleepRepeat,

du fragst dich, was du tun sollst, weil deine zunehmend verwahrlosende Oma mit 95 Jahren sich weigert, Pflege in Anspruch zu nehmen.
Sollst du denn etwas tun, wenn sie sich weigert?

Nach deiner Schilderung gerät deine uralte Oma wahrscheinlich zunehmend in eine Demenz. So verwahrlost sie zunehmend, auch scheint eine Persönlichkeitsveränderung in Richtung eines generellen Schimpfens über Gott und die Welt und ein aggressives Verhaltensmuster hinzuzukommen. Was für eine Demenz relativ typisch wäre.

Dein wahres Problem scheint mir eher nicht bei der doch irgendwie altersentsprechenden Situation deiner Oma zu liegen. Sondern eher bei deiner seelischen Verarbeitung des Geschehens als Enkelin, das dich überfordert.

Du hast den allzu verständlichen Impuls deiner Oma zu helfen und fühlst eine familiäre und ethische Verpflichtung in dir.
Obwohl deine Oma substantielle Hilfe ablehnt, fühlst du selbst dich irgendwie verpflichtet und schuldig, obwohl du es nicht bist.

Für mich wäre es nicht verwerflich, bei deiner Oma einfach der weiteren Entwicklung ihren natürlichen Lauf zu lassen. Denn eine "gutgemeinte Hilfe" könnte ihr mehr Schaden als Nutzen in ihrer Situation zufügen.

Was spricht denn dagegen, ihr soweit zu helfen, wie sie es eben zulässt und ansonsten ruhig und gelassen der weiteren natürlichen Entwicklung beizuwohnen?

Wenn du deinen Frieden mit dieser wohl unveränderbaren Situation machen könntest, dann könntest du ihr auch mit mehr Ruhe und Gelassenheit begegnen.

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Natürlich belastet es mich/uns emotional enorm, das ist richtig.

Ich sehe aber dazu eben noch, dass sie sich nicht mehr pflegen kann was Hygiene etc betrifft, das einfach hinzunehmen empfinde ich als wirklich schwer und eigentlich auch fahrlässig.
Sie war immer eine Frau, die was Klmotten, Düfte und Sauberkeit sehr penibel war und all das geht nicht mehr.

Muss man wirklich zuschauen wie jemand vor die Hunde geht?

Ich bin total für Selbstbestimmung, aber wenn sie es doch nicht mehr realistisch sehen kann?
😖

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Du sagst, sie wäre immer eine Frau gewesen, die bei Klamotten, Düften und Sauberkeit sehr penibel gewesen sei - und jetzt das!

Deine Oma geht nicht vor die Hunde. Sie ist in die letzte Phase ihres überlangen Lebens eingetreten. Nur diese Phase verläuft nicht so, wie du dir das erwünscht hast, sondern sie erscheint in deinen Augen würdelos und irgendwie erniedrigend. Ihr langsames Abschiednehmen von ihrem alten Leben und von der Welt empfindest du "als vor die Hunde gehen".

Ist es das wirklich?
Oder entspricht das langsame geistige und körperliche Verdämmern deiner Oma nicht deiner eigenen Vorstellung?

Oder macht dir die Vorstellung Angst, selbst einmal so zu enden und du möchtest nie so eine alte Frau in einem derartigen Zustand werden?

Bearbeitet von Christoph61
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Alten Leuten fällt es unglaublich schwer sich einzugestehen, dass sie nicht mehr so können wie sie wollen.

Ich würde mit ihr sprechen.

Sagt ihr, dass wenn sie nicht jetzt selbst entscheidet, dann wird eines Tages der Tag kommen, an dem jemand anderes für sie entscheidet - sei es weil sie stürzt, sich verletzt - oder sonst etwas.

Lieber JETZT mitbestimmten, wie es weiter gehen soll, als eines Tages fremdbestimmt ins Heim zu kommen.

Bei 95 (!) Jahren würde ich mindestens einen ambulanten Pflegedienst engagieren.
Erstmal müsste man aber den Pflegegrad bestimmen lassen.

Wenn ihr den Platz und das Geld habt, dann wäre auch eine 24-Stunden-Pflegekraft eine gute Option.

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Sie war bereits 2x wegen stürzen im Krankenhaus.
Leider hat das alles noch schlimmer gemacht, da sie dort wahnsinnig grob behandelt wurde - sie hat tatsächlich körperliche Schäden davon getragen.
Anzeigen etc. möchte sie nicht.

Wir reden seit 2 Jahren mit ihr… es bringt leider gar nichts.
Sie hat mal eine Phase gehabt da hat sie sich kurz vor Corona 2 heile angeschaut, aber als es dann ‚ernst‘ wurde hat sie abgelehnt und sich verweigert.
Und das waren wirklich hochwertige und schöne Einrichtungen mit 2 Zimmer Wohnung, eigener Küche etc.

Sie sieht es nicht ein und will ‚einfach in Ruhe sterben‘.

Den pflegegrad hat sie, aber sie verwehrt fremden den Zutritt zum Haus, eine Pflegekraft lässt sie nicht rein.
24 Stunden natürlich erst recht nicht - die finanziellen Mittel wären da….

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Oh Mann, das ist echt schwer.

Zwingen könnt ihr sie leider nicht.
Nur immer wieder auf sie einwirken.

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Du wirst sie nicht einweisen können, wenn keine akute Gefährdung vorliegt und bis dahin hat jeder das Recht so zu verwahrlosen, wie er es will. Die Freiheit ist ein sehr hohes Gut.
Wie oben geschrieben wurde, geht es nur über die Vernunft, das jetzt noch selbst zu gestalten oder alternativ zu warten, bis sie aufgrund von Krankheit oder dem ersten Sturz ins Krankenhaus kommt und von dort nicht mehr nach Hause.
Fürchterlich mit anzusehen, aber so ist das nun mal mit sturen Menschen. Eine Wesensveränderung kann auch ein Zeichen von Demenz sein, aber natürlich ist alleine leben in dem Alter mit Gebrechen auch einfach doof!

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Es gibt dieses Satz "Einen alten Baum versetzt man nicht."
Mein Opa war genauso. Er hatte immerhin die Putzhilfe akzeptiert. Was ihr versuchen könnt ist eine kleine Pflegestufe beantragen, Essen auf Rädern, Hausnotruf installieren...
Erstmal vielleicht kleine Dinge, die ihr nicht so auffallen. Sie ist eben in ihrem Trott gefangen und dieser Altersstarrsinn ist echt schlimm 🙄

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Sie hat so ein Armband mit Knopf.
Musste sie auch schon mehrfach nutzen, da sie gestürzt ist.

Ja, das mit dem Baum trifft voll auf sie zu. Leider.
Es ist schrecklich wehenden Auges zuzusehen, wie sie nach und nach verkommt und nichts tun zu können…

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Opa hat sich auch lange geweigert, dafür aber meine Eltern ständig drangsaliert (mein Papa ist Einzelkind).
Wichtig ist für euch als Angehörige es nicht zu nah an sich dringen zu lassen und nicht zu persönlich zu nehmen. Ihr seid nicht Schuld/ Verantwortlich, auch wenn es euch so von ihr suggeriert wird.
Bei uns war es so, dass meine Eltern irgendwann mal die Faust auf den Tisch gehaut haben und er dann akzeptiert hat eine Pflegestufe zu beantragen. Zu der Zeit gab es schon um Wutausbrüche weil meine Mutter nicht sofort am Telefon war wenn er angerufen hat oder sie nur 1 Minute zu spät zu ihm kam.
Leider kam es dann doch nie dazu, weil er wenige Tage später starb.

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Mein Oma war ähnlich uneinsichtig. Leider.
Meine Mutter sah jeden Morgen vor der Arbeit nach ihr und nochmals am Abend. Eines Tages stürzte meine Oma morgens, kurz nachdem meine Mutter bei ihr war, und kam nicht mehr alleine hoch. Kein Telefon in der Nähe und ihren Notknopf hatte sie nicht am Handgelenk. Sie lag stundenlang da, bis meine Mutter abends nochmals kam.
Es musste leider erst soweit kommen, bis sie mit dem Pflegeheim "einverstanden" war.
Ich befürchte da könnt ihr nichts machen.

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Meine Mutter lebte auch alleine. Stur.

Sie stürzte, kam ins KH, dann ins Heim.

Jetzt beschwert sie sich über jede Entscheidung, die wir treffen.

Wir mussten ihren Haushalt auflösen, sie konnte nicht mitreden.
Im Nachhinein haben wir Kinder alles "falsch" gemacht.
Aber rechtzeitig kümmern wollte sie sich auch nicht.

So ist das eben.
Wenn man sich nicht selbst darum kümmert, dann kommt der Tag, an dem es andere tun.
Aber dann darf man sich nicht beschweren.

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Ich würde mal forschen, welche Behörde dir beistehen kann. Bei uns gibt es einen Kreissozialdienst, der genau für solche Fälle da ist.

Der Mitarbeiter, hier bei uns, war unglaublich freundlichen und kompetent, hatte sofort einen Draht und gute Ratschläge auf Lager.

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Leider hat sie ein Recht darauf, genauso zu Leben. Egal wie schlimm das ist.

Und wenn sie noch bei vollem Verstand ist wird sich daran auch nichts ändern, bis sie dann das nächste Mal fällt und sich so verletzt, dass das Krankenhaus sich weigert sie nach Hause zu entlassen.

Traurig aber leider die Realität

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Bei solch einer persönlichen Vernachlässigung würde ich mit dem Hausarzt der Oma Kontakt aufnehmen und über einen Antrag auf Entmündigungu und Betreuung stellen.

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A. Entmündigung gibt's nicht.
B. Bei einer 95-jährigen? Viel Erfolg, dass die das erlebt, wenn sie gar nicht will.