Pflegekind und Elterngeld und schöne und negative Themen

Hallo ihr Lieben,

ich bin 35 Jahre alt und möchte - unabhängig davon, ob sich mein „leiblicher“ Kinderwunsch erfüllen wird oder nicht - ein Pflegekind in Langzeitpflege aufnehmen.

Nun fange ich gleich mit meiner Frage an, weil ich bereits den Text darunter geschrieben habe und meine Frage vielleicht sonst überlesen wird :)

Also erstmal die harten Fakten:
Ich wäre alleinerziehende Mama eines Pflegekindes (gerne auch von zwei Pflegekindern).
Stehen mir zusätzlich zu dem Pflegegeld 14 Monate Elterngeld zu?
Da ich aktuell gut verdiene, würde ich die vollen 1.800 € Elterngeld monatlich erhalten.
Davon könnten das Kind und ich leben und ich hätte genug Zeit, mich die vollen 14 Monate und mein Pflegekind zu kümmern.
Das ist für mich Grundvoraussetzung, dass ich dem Kind genügend Zeit bieten kann, mich kennen zu lernen und ihm Halt zu geben.
Ich werde mich demnächst um einen Beratungstermin kümmern und dort alle Fragen stellen, kann es aber gerade kaum noch abwarten :)


Nun zu den schönen Themen:

Seit ich 5 bin, steht für mich fest, dass ich adoptieren möchte. Damals wusste ich natürlich noch nicht, dass es auch die Möglichkeit gibt, einem Pflegekind ein schönes Zuhause und vor allem Liebe zu geben <3
Meine Eltern unterstützen mich und auch mein Freundeskreis ist toll und verständnisvoll.

Zu meiner Situation und was ich dem Kind bieten kann:
- natürlich Liebe und Geborgenheit - das ist das Wichtigste überhaupt
- ein stabiles Umfeld mit liebevollen Großeltern, Freuden und meinen beiden wundervollen Nichten (2 und 4 Jahre alt)
- meine entspannten Katzen Lillie und Zuri
- eine große Wohnung in einer Doppelhaushälfte mit 2 Kinderzimmern
- einen eigenen Garten, in dem wir Gemüse anbauen können und eventuell Hühner halten können

Das sind die schönen Themen.

Nun wollte ich euch auch noch nach negativen Erfahrungen mit Pflegekindern fragen.

Mein Arbeitskollege war selbst Pflegekind und ist bei seiner Pflegefamilie durch die Hölle gegangen.

Woran ich persönlich zu knappsen haben werde, ist, wenn das Kind der Kontakt zu den Eltern nicht gut tut. Damit muss man aber klar kommen, wenn man sich für diesen Weg entscheidet.

Habt ihr Pflegekinder bei euch aufgenommen? Seid ihr alleinerziehend?

Ich freue mich über eure Antworten <3

Liebe Grüße

Meli

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Hallöchen,
Ich berichte hier als Pflegemama, und kann dir sofort sagen: nein, du bekommst kein Elterngeld.
Und Pflegegeld ist, je nach Bundesland und sogar je nach Ort, unterschiedlich. Aber alles was ich so mit bekommen habe, nie mehr als ca. 800€, plus Kindergeld.
Es gibt noch eine besondere Form für besondere Kinder, die sog. Westfälischen Pflegefamilien, da gibt es einen höheren Satz von ca. 1300€, allerdings hat man dann Kinder mit einem dicken, emotional oder auch körperlich eingeschränktem Rucksack. Das will nicht jeder.
Bist du von Fach? Soz päd , Erzieherin oder ähnliches? Da ginge auch eine SPLG, da bist du übers JA oder den Träger angestellt und bekommst alle Leistungen, wie eine Angestellte.
( bist du dann ja auch ). Aber auch das sind oft Kinder mit erhöhtem Bedarf.
Bei einer Adoption bekommst du Elterngeld, aber als Alleinerziehende hast du quasi 0 Chancen.
Kontakt zu den Eltern ist völlig unterschiedlich und kann man nicht pauschal sagen.
Manche Kinder werden direkt nach der Geburt allein gelassen und die Eltern sind futsch. Andere sind bemüht aber können sich nicht Vollzeit kümmern, es ist aber unbedingt notwendig, dass die Kinder, wenn möglich, ihre Wurzeln kennen und auch Kontakt haben, so schwer es für alle Beteiligten oft ist.
Unser Pflegekind hat zb eine tolle Mutter, wir haben alle 2 Monate Umgangskontakten, er ist bei uns seit er 10 Wochen ist und trotzdem ist es für alle Beteiligten oft anstrengend und schwer und auch unser PK nimmt das ganz schön mit. Aber er hat viel Zeit sich wieder zu akklimatisieren und er wird damit groß werden.

Bearbeitet von murmelrumpumpel
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Wir bekommen 930€ Pflegegeld plus Kindergeld ☺️

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Vielen Dank für deine Antwort :)

Liebe Grüße

Melanie

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Das hört sich bei dir nach ziemlich romantischen Vorstellungen an. Gut, dass du demnächst mal zur Beratung willst.

Elterngeld gibt es für Pflegeeltern nicht, dafür wie unten geschrieben Pflegegeld und Kindergeld, je nach Alter des Kindes. Die üblichen 14 Monate Elternzeit reichen bei den meisten Pflegekindern längst nicht und nur wenige Jugendämter befürworten den Krippenbesuch (falls du so ein kleines Kind aufnehmen willst). Falls das Kind einen Vormund hat, muss der die Anmeldung dafür unterschreiben, sonst die Sorgeberechtigten (meist die leiblichen Eltern). Das heißt, du kannst dich nicht darüber hinweg setzen.

Dass dein Kollege die Hölle bei den Pflegeeltern erlebt hat kann, muss aber nicht, an den PE gelegen haben. Manche Kinder sind durch das erlebte nicht in der Lage, normal-gutes als normal-gut und ausreichend zu empfinden, das kann man auch nicht weglieben.

Mein jüngstes Pflegekind zum Beispiel empfindet alles als gegen sich gerichtet, hat nie genug und wird überhaupt immer benachteiligt.

Jüngstes Beispiel am Samstag: Ich war mit ihm bei einer sehr besonderen Veranstaltung, die seine speziellen Interessen aufgreift. Das hat ihm auch sehr gut gefallen. Danach wollten wir in der Stadt noch dieses und jenes für ihn und Ich musste einen Gegenstand kaufen, den man einfach schnell im Laden mitnehmen kann(also nix mit anprobieren oder stundenlangem Warten oder so). Er ist total ausgerastet, weil er nie was bekommt und darf, immer alles nur für mich ist…

Gerade dem Kind ermögliche ich sehr viel, es hat viele Talente und Hobbys. Es kann das aber nicht als positiv aufnehmen, weil der „Schaden“, den es mitgebracht hat, das verhindert. Es ist wie ein Fass ohne Boden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es später auch berichten wird, wie sehr es bei mir gelitten hat. Objektiv ist in diesem Fall überhaupt nichts dran, subjektiv aber halt schon…

Es ist als einjähriges zu mir gekommen und jetzt im Grundschulalter.

Seit ich mit Pflegekindern lebe, konnte ich nicht mehr Vollzeit arbeiten. So zwischen 20 und 30 Stunden schaffe ich. Das ist in vielen Pflegefamilien der Fall. Weil die Kinder so viel brauchen und es unfassbar viel anstrengender sein kann, als leibliche Kinder (die habe ich auch). Mit den Kleinen habe ich auch viel mehr Termine. SPZ, Jugendamt, besuche vom Vormund, evtl. Kontakte mit den Eltern.

Ich bin lange schon alleinerziehend und habe das letzte Kind alleine aufgenommen.

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Hallo Apfelkiste,

vielen Dank für deinen Bericht.

Es ist gut, auch die negativen Seiten kennen zu lernen.

Ich finde es toll, dass du als alleinerziehende Mama Pflegekinder aufnimmst!

Liebe Grüße

Melanie

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Ich habe selber keine Pflegekinder, kenne aber welche.

Bei einigen ist es sehr schwierig, weil sich erst im Lauf der Jahre herausgestellt hatte, dass es FAS-Kinder waren.
Die Kinder brauchen Therapie, tun sich schwer in der Schule, haben Mühe mit sozialen Kontakten.
Das ist für die Pflegeeltern sehr aufwendig und belastend.
Ich glaube nicht, dass man diese Aufgaben als Alleinerziehende bewältigen könnte, ohne selber darunter zu leiden.

Es ist wohl oft bei der Aufnahme nicht klar, ob das Kind einen Drogen-oder Alkoholhintergrund hat.

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Natürlich ist das Pflegegeld im Gegensatz zu 1800 deutlich weniger ABER soweit ich weiß bekommt man dann Pflegegeld im Gegensatz zum Elterngeld ja auch über Jahre. Das Elterngeld gibt es nur für 1 bzw 1,5 Jahre.

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Das ist so. Es ist allerdings nicht dazu gedacht, die aufnehmende Person mitzufinanzieren. Es ist dafür auch viel zu wenig. Im Allgemeinen wird von den Jugendämtern erwartet, dass die aufnehmende Person sich unabhängig vom Pflegegeld finanzieren kann, auch wenn sie vorübergehend oder für längere Zeit nicht arbeitet. Dass sie mindestens ein Jahr nicht arbeitet wird im Allgemeinen auch vorausgesetzt.
Zumindest hier in unserer Gegend kenne ich das von mehreren Jugendämtern so.

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Hallo, ich bin seit etwas über einem Jahr alleinerziehende Pflegemama. Meine Kleine ist mit 10 Monaten zu mir gekommen. Die leibliche Mutter war dem Jugendamt bereits bekannt (es gibt Geschwisterkinder in anderen Pflegefamilien), von daher geschah die Herausnahme sehr schnell und ihr "Päckchen" ist relativ klein.
Sie hat sehr schnell eine Bindung zu mir aufgebaut, und ist auch ein sehr extrovertiertes kleines Kind, das beim Kontakt mit anderen Kindern so richtig aufblüht... von daher hatte das Jugendamt absolut nichts dagegen, dass ich für sie eine Tagesmutter suche - mit 18 Monaten begann die Eingewöhnung. Sie geht da auch wirklich gern hin.
Allerdings wohne ich auch in Berlin, hier ist es Gang und Gebe, dass Kleinkinder ab einem Jahr in die Kita gehen. Bei den Pflegeeltern, die ich kenne, besuchen die Pflegekinder alle bereits eine Kita oder Tagesmutter. Frag einfach mal nach, wie das dein Jugendamt sieht, das scheint wirklich von Ort zu Ort anders zu sein.

Ehrlich gesagt hat mich die Realität des alleinerziehend Seins ganz schön umgehauen. Ich wusste, dass es allein mit Baby anstrengend sein wird, aber wie sich das ganze anfühlt, weiß man erst wenn man es erlebt. Ich habe richtig krass abgenommen, hatte keine Zeit zum Essen, mein Rücken tat weh weil die Kleine nur beim Tragen eingeschlafen ist, und rein körperlich war ich es nicht gewohnt, 8 Kilo ständig von A nach B zu schleppen. Dazu noch der Schlafentzug - wenn sie erkältet war hat sie nachts manchmal 3 Stunden am Stück geschrien... nur so als Vorwarnung ;)

Mittlerweile ist sie zwei Jahre alt und alles ist entspannter. Sie hat wirklich aufgeholt und ist altersgemäß entwickelt. Vielleicht habe ich auch einfach Glück gehabt.
Es ist trotz allen Anstrengungen die beste Entscheidung meines Lebens. Ich liebe sie über alles, sie ist so ein tolles Kind. Würde es wieder tun.

Ich wünsche dir alles Gute für deinen Weg!!

PS: Da du Katzen hast - ich hatte auch zwei Katzen, Freigänger, die haben sich nach Einzug des Pflegekindes ein neues Zuhause gesucht. Ich hatte einfach keine Zeit mehr für die beiden, dazu noch das Baby-Geschrei...plötzlich sind sie nicht mehr nach Hause gekommen. Aber ich weiß mittlerweile, wo sie wohnen und die neuen Besitzer kümmern sich rührend um die beiden ;)

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Hallo Spaghetti. Danke für deinen Beitrag. Es ist schön zu hören wie gut das bei dir geklappt hat ,auch wenn ich mir vorstellen kann, dass es als Alleinerziehende sicher sehr schwierig war und noch immer ist, klingst du doch sehr positiv und das gibt mir auch Mut , es demnächst auch als Alleinerziehende zu versuchen ein Pflegekind aufzunehmen .
Weiß nicht genau wie das JA das hier in der Region sieht aber denke es mangelt überall an Pflegeeltern. Ich werde einfach demnächst mal an einer Infoveranstaltung teilnehmen, falls sowas angeboten wird. Aber danke für deinen Post . Leider liest man nämlich viel negatives und als Alleinerziehende die ein Kind aufnehmen will wird man oft verurteilt . Übrigens auch hier im Forum. Deshalb finde ich deinen Beitrag sehr wichtig und es ist interessant zu lesen, welche Erfahrungen du dabei gemacht hast.Wie kam es denn zu deiner Entscheidung und wie hat das JA reagiert , als du dich als Alleinerziehende vorgestellt hast.
Wie lange musstest du warten bis der Anruf kam und wie lief die Anbahnung dann ab. Entschuldige die viele Fragen .
Lg

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Hallo Desi, freut mich, dass mein Beitrag für dich hilfreich ist. Die Entscheidung, ein Pflegekind aufzunehmen, habe ich schon vor ein paar Jahren getroffen (hatte mir dann nach der Infoveranstaltung noch etwas Zeit gelassen, bevor ich den Prozess begann).
Der Grund war einfach mein sehr intensiver Kinderwunsch, aber leider kein passender Partner in Sicht. Per Samenspende schwanger werden wollte ich persönlich nicht, Adoption kam als Alleinstehende nicht in Frage - also habe ich mich mit dem Thema Pflegekind auseinandergesetzt.

Auch in Berlin ist der Bedarf sehr hoch, hier gibt es in den Öffis regelmäßig Plakate die dafür werben, ein Pflegekind aufzunehmen. Dabei werden auch ganz gezielt Singles und gleichgeschlechtliche Paare angesprochen - die Tatsache, dass ich alleinstehend bin, war hier nie ein Thema.

Der Überprüfungsprozess dauerte etwa 7 bis 8 Monate. Dann stand ich auf der Warteliste, nach 6 Monaten kam der Anruf - leider musste ich dann noch einen ganzen Monat warten, bis ich mein Pflegekind kennenlernen durfte (das Jugendamt fand keinen früheren Termin, an dem alle Beteiligten Zeit hatten). Dieser Monat des Wartens war sehr schwer für mich...
Aber dann war es endlich soweit und ich lernte erst die Herkunftsfamilie, und dann mein Pflegekind kennen. Die Anbahnung dauerte bei mir 4 Wochen. Ich habe jeden Tag mehrere Stunden bei der Kurzzeitpflegemutter verbracht, habe mit der Kleinen gespielt, sie gefüttert, gebadet, ins Bett gebracht... Da ich selbständig bin, konnte ich mir da auch wirklich viel Zeit nehmen. Nach zwei Wochen holte ich sie dann vormittags ab, und sie verbrachte den Tag bei mir zu Hause. Nach insgesamt 4 Wochen zog sie bei mir ein, mit einer großen Tasche an Kleidung und Spielzeug.

Es tut mir leid zu hören, dass du so viele schlechte Erfahrungen gemacht hast. Ich habe von meiner Außenwelt immer sehr viel positives Feedback erhalten. Bei mir ist es eher so, dass ich mir selbst Vorwürfe mache, ich finde es so schade, dass mein Kind ohne Papa aufwachsen wird. Ich fühle mich inmitten der vielen Mama-Papa-Familien um mich herum auch ein bisschen als Außenseiter. Aber das ist wohl einfach meine Baustelle, hoffentlich wird die Kleine das später anders wahrnehmen.

Geh einfach zu einer Infoveranstaltung, du bist bestimmt nicht die einzige alleinerziehende Pflegemama in deiner Region :)

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Hi. Ich gebe dir einen guten Tipp. Spare Geld für die Elternzeit. Rechne zur Sicherheit für drei Jahre. Dann hast du Ruhe in der Elternzeit und kannst sich komplett auf das Kind konzentrieren. Klar alleine immer anstrengender aber mit Freunden und Familie schafft man es sicher. Ich bin zwar auch nicht allein habe aber auch die Differenzen zwischen Pflegegeld und Elterngeld auf drei Jahre angespart um dann entspannt sein zu können. In Berlin sind es von 0-5 nämlich nur 935 Euro inkl Kindergeld. Ich wünsche dir das es klappt.