Familie zur Kurzzeitpflege

Hallo in die Runde,

Ich brauche Eure Hilfe. Es wird leider etwas länger...

Kurz zu unserer Situation:
Mein Mann und ich (beide anfang 40) haben 2 wunderbare Kinder (3 und 4,5).
Beide Kinder gehen in den Kiga bis aktuell 14h.

Nach einem Jahr zurück in der Arbeitswelt habe ich mich dazu entschlossen, meine verbleibenden 2 Jahre Elternzeit zu nehmen. Grund hierfür: mein Job hat mich "emotional" nicht erfüllt, ich wollte mich mittelfristig beruflich neu orientieren und eigentlich wollten wir meinen Schwager aufnehmen, der aufgrund einer Erkrankung nicht mehr alleine leben konnte. Leider ist mein Schwager nun verstorben und so kam der Gedanke auf, ob wir uns als Pflegefamilie für Kurzzeitpflege melden sollten. Ich habe zwar Respekt vor der Aufgabe, denke aber, dass wir als Familie viel geben könnten und ich hätte bis zum Abholen der Kinder aus dem Kiga ungeteilte Zeit. Danach gäbe es Zeit und Unternehmungen als Familie.

Nun mache ich mir aber doch Gedanken, ob
a) meine Kinder noch zu klein dafür sind und
b) ob ich das alles Unterschätze.
Und da ich in meinem Umfeld niemanden habe, der Erfahrungen mit Kurzzeitpflege hat, würde ich mich über Euere Erfahrungen freuen.

Was hattet ihr unterschätzt?
Über welche Steine seid ihr gestolpert?
Würdet ihr es mit zwei so kleinen Kindern wagen?

Danke Euch!!

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Hallo,

nein, ich würde es nicht machen mit zwei so kleinen Kindern.

Wir sind seit einigen Jahren Bereitschaftspflegefamilie. Sehr viele Kinder kommen traumatisiert zu uns, kennen keinen normalen Ablauf, keine Hygiene, keine Rituale. Einige sind in einem sehr schlechten Zustand, brauchen sehr sehr sehr viel Zeit, Zuspruch, Zuwendung, Ruhe. Sind sehr bedürftig. Zum Teil auch aggressiv, zerstören sehr viel (alles aus seelischer Not). Dafür wären mir deine Kinder noch zu klein. Auch wenn die Kinder nach einiger Zeit (meist nach einigen Monaten) unsere Familie wieder verlassen ist es immer ein Abschied. Auch das müssen die Kinder begreifen, verarbeiten. Auch Babys haben schon viel mitgemacht, haben Traumata und ihr Päckchen. Lass Deine Kinder noch ein bisschen größer werden, das wird es um vieles erleichtern. Aber rede doch mal mit dem Jugendamt. Vielleicht sehen sie das anders.
Der Bedarf ist sehr groß!

Liebe Grüße
Delenn

2

Liebe Delenn,

Vielen Dank für Deine Erfahrungen und auch Deine ehrliche Einschätzung.
Wir wohnen sehr ländlich. Vielleicht kann ich mich mal beim örtlichen Jugendamt erkundigen, wie die Fälle hier in der Region üblicherweise gelagert sind bzw wo der größte Bedarf ist (Alter der Kids, Dauer des Aufenthalts, Problemstellungen der Kleinen).

Noch einmal Danke für Deinen hilfreichen Beitrag!

Bearbeitet von noname82
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Guten Morgen ,
Ich denke, das ist überall unterschiedlich!
Auch das Alter zb. Hier ist es oft so, dass die Hierarchien der Bereitschaftpflegegeschwister eingehalten werden muss und das jüngste Kind muss 2 Jahre sein, dann darf man Säuglinge aufnehmen.
Sprich: jüngstes Kind 2 Jahre, und mit dem Alter wächst auch das Alter der potentiellen Bereitschaftskinder.
Wir sind eine Großfamilie und durften trotz vieler, auch recht junger Kinder starten ( 17,10,4,2 ).
Allerdings dauert die Schulung ja auch.
Wichtig ist zu wissen, dass es teilweise wirklich viele Termine sind, bei denen man keine anderen Kinder mit nehmen kann.
Je nach alter des Kindes, stehen einige Besuchskontakte an ( teilweise 2x die Woche ), und meist nach Wünschen der leiblichen Eltern, also auch Nachmittags.
Ich weiß nicht ob du zusätzlich arbeitest, das lässt sich meist nicht verbinden, es sei denn ihr arbeitet im Wechsel und teilt euch die Aufgabe, allerdings möchte das JA oder der Träger dort auch oft Beständigkeit, auch für die leiblichen Eltern.
Es kommen zusätzliche Termine dazu wie U Termine, ggf Diagnostik und SPZ, Hilfeplangespräche mit dem JA , sowie andere wichtige Gespräche.
Geht das Kind nicht zurück zur Leib. Familie gibt es Anbahnungen die teilweise über Wochen täglich stattfinden. Sowohl bei euch zu Hause, als auch bei den potentiellen Dauerpflegeeltern.


Also, das ist mindestens ein Fulltimejob!

Oft super anstrengend, vor allem emotional, aber für uns war es eine absolute Bereicherung!
Das letzte Bereitschaftpflegekind ist dann bei uns geblieben, wir sind nochmal schwanger und bekommen nun Kind 6, und hoffen dass wir trotzdem in 2 Jahren wieder starten dürfen, weil es einfach auch ein total erfüllender Job ist!
Also trau dich und such das Gespräch ❤️

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Hallo,

wir sind jetzt seit einem Jahr Bereitschaftspflege, mit drei eigenen Kindern. Unsere Jungs waren zu Beginn des Prozesses 2,4 und 6. Mittlerweile 3,5 und 7 und machen es großartig mit. Aktuell ist unser viertes Bereitschaftskind bei uns und ich bereue unsere Entscheidung keinen Tag.

Zu deinen Fragen und Themen: ich kann dir nur dringend raten, dass ihr euch bei eurem örtlichen Jugendamt meldet und einfach ein unverbindliches Gespräch führt. Es gibt in der Regel einen längeren Prozess der Anerkennung, man ist also eh nicht von jetzt auf gleich Bereitschaftspflege und zu jedem Zeitpunkt besteht die Möglichkeit auszusteigen oder zu pausieren. Die Kinder werden in der Regel in diese Anerkennung in einem gewissen Rahmen mit eingebunden, bei uns gab es unter anderem einen Hausbesuch und ein gemeinsames spielen mit unseren Kindern-dabei wurden sie nach ihrer Meinung zu Bereitschaftspflege, Abschied, Pflegekindern etc gefragt. Da unsere Kinder selbst noch klein sind, nehmen wir nur Kinder zwischen 0-2 Jahren auf, das hat bisher immer sehr gut funktioniert. Und natürlich bringen auch Babys Rucksäcke mit Traumata, Erfahrungen, Beziehungsabbrüchen etc mit. Auch Abschied ist ein Thema, wir sind da sehr klar und damit ist es auch für unsere Kinder sehr klar. Wir feiern die Abschiede, machen die Sache "rund" und nach ein, zwei Tagen war es dann auch kein Thema mehr. Aber das Jugendamt wird euch da ein guter Ansprechpartner sein. Und wenn es euch nach dem ersten, zweiten oder fünften Gespräch doch nichts mehr ist, habt ihr es wenigstens Mal angeschaut.
Viel Erfolg in euren Entscheidungen!