Entscheidung Adoption

Hallo liebe Community, ich würde gerne von euch wissen, wie ihr euch für die Adoption eines Kindes entschlossen habt? Also war es eher ein Prozess oder schon immer klar, dass Adoption für euch eine Alternative zum leiblichen Kind ist.

Kurz zu meinem Hintergrund: Mein Partner und ich können keine gemeinsamen leiblichen Kinder bekommen, weil er an Azoospermie leidet. Auch die Tese war leider negativ. Nun überlegt aktuell jeder für sich, ob er sich eine Alternative wie Samenspende oder Adoption vorstellen kann. Ich möchte hier keine große Diskussion über Samenspende anzetteln, v.a. weil ich mir eine Samenspende einfach nicht für mich vorstellen kann. Für mich persönlich ist es -glaube ich zumindest aktuell- nicht der richtige Weg.

Eine Adoption dagegen könnte ich mir vorstellen. Bin aber auch wegen mehrerer Faktoren verunsichert z.B Bewerberprozess, Wartefrist etc. Daher meine o.g. Frage. Wie habt ihr euch für die Adoption entschieden?

Danke schonmal für eure Antworten.

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Hallo Isabell,

bei mir schlummerte schon unbewusst als Kind das Thema Adoption. Ich habe viele Bücher darüber gelesen. In der Oberstufe hatte ich eine Freundin, die aus Asien adoptiert war und einen Adoptivbruder hatte und zwei Geschwister, die leibliche Kinder waren. Ich fand dieses Familienmodell sehr schön.

Mein Mann war immer der Aufassung, dass wenn in Afrika Kinder hungern, ob man wirklich Kinder in die Welt setzen müsse.

Ich wollte immer leibliche und adoptierte Kinder, durch Studium, Beruf, Krankheit war ich dann auf einmal über 40, da kam ein leibliches Kind nicht mehr in Frage.

Mein Mann war skeptisch, hat dann aber eine Familie kennengelernt, danach war es unsere Entscheidung. Für uns kam wenn immer nur eine Auslandsadoption in Frage.

Ein Adoptivkind ist immer mehr Überraschung als ein leibliches und es ist fast immer traumatisiert egal ob kurz nach der Geburt zur Adoption freigegeben oder als Kleinkind. Häufig haben die Kinder Bindungsprobleme in der einen oder anderen Art. Darüber gibt es aber eine Flut an Literatur.

Als wir den Kindervorschlag bekamen mit Foto, habe ich geheult vor Freude, das Kind war sofort in meinem Herzen, ich habe die Fotos mit mir herumgeschleppt, habe sozusagen jeden umarmt, nach der Besuchsreise begann eine schreckliche Zeit für 11 Monate. Ich hatte ständig Angst, dass etwas passiert, wie z.B. noch ein Erdbeben oder Wirbelsturm,... und auf den Fotos sah unsere Maus so wütend und traurig aus. Als wir sie abholen durften, waren wir außer Rand und Band. Als sie bei uns war, war der ganze Ärger den wir hatten, wie ein Geburtsschmerz in den Hintergrund getreten.

Als Adoptiveltern lernt man, gechillter als andere Eltern zu sein, bei uns kam das Alter hinzu, wir haben uns von der anderen Eltern im Kindergarten mit ihren ganzen Partys,... nicht verrückt machen lassen. Wenn man diese Gelassenheit hat, dass es nicht immer funktioniert, wie man will und zwar noch mehr als bei leiblichen Kindern, ist es eine wunderbare Erfahrung.

Ich bin mir sicher, dass ich ein leibliches Kind nicht lieber gehabt hätte. Ob wir ein leibliches Kind hätten haben können, weiß ich nicht, die Spermien meines Mannes sind etwas langsam und ich habe ein paar männliche Hormone zu viel. Wären wir bei Abholung etwas jünger gewesen (45 und 46) hätten wir garantiert noch ein Kind adoptiert.

V.G. Golfmouse

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Bei uns war es ganz klar ein Prozess Nach vielen gescheiterten Versuchen der künstlichen Befruchtung und einer Fehlgeburt war ich am Ende. Mein Mann ist faktisch zeugungsunfähig. Somit war klar, es käme nur noch eine Spende in Frage. Das wollten wir aber nie. Wir haben dann so einen Wochenendkurs für Pflege und Adoptiveltern besucht und das hat sich dann irgendwie richtig angefühlt. Freunde die in der gleichen Situation waren, sind aus dem Kurs mit dem Gefühl das geht für sie als Paar nicht gut.
Sind daher kinderlos geblieben. Wir haben uns für eine Adoption entschieden. Und es nie hinterfragt. .

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Hi. Ich wollt schon als Jugendliche immer zwei Kinder. Ein leibliches und eines adoptieren oder Pflege. Das war immer schon also mein Wunsch. Es gibt so viele Kinder die einfach keine Familie haben oder nicht dort leben können. Warum also welche in die Welt setzen wenn da schon Kinder auf uns -warten- .
Ein leibliches ist es leider nicht geworden. Was aber ok für uns beide ist. Nun warten wir nach fertiger Anerkennung auf eine Maus die zu uns kommt.
Wir haben bereits gelernt wie viel Bürokratie dabei ist. Wieviel Unsicherheit. Das es immer kurz vor knapp doch noch nicht klappen kann. Wenn du bereit bist zu lieben auch ohne gemeinsame Gene. Wenn du bereit bist Hürden der Bürokratie zu meistern. Wenn du bereit bist das es einen Rucksack gibt , welches das Kind mitbringt. Und vor allem Geduld hast und nicht das perfekte und gesunde Kind erwartest… dann mach es! Es ist die die schönste Sache der Welt zu Hause , liebe und Sicherheit / Geborgenheit zu schenken.
Der leibliche Kinderwunsch sollte abgeschlossen und verarbeitet sein. Wunsch nach Familie und Kind im Haushalt ist ok. So wurde es uns zumindest erklärt.
Du kannst dich bewerben und die Ausbildung machen und dich jederzeit für ein weitermachen oder aufhören entscheiden.
Lg und ganz viel Erfolg bei der Entscheidung.

Bearbeitet von SternBerlin
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Dem kann ich nur zustimmen. Unsere Maus ist 2012 zu uns gekommen und wir haben es bislang nicht den Bruchteil einer Sekunde bereut.

Außerdem erleben wir die Elternschaft als sehr inensiv, da sie eben nicht so selbststverständlich ist, wie eine normale Schwangerschaft auf Anhieb, die reibungslos verläuft.

Golfmouse

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Danke für eure lieben und ausführlichen Antworten. Ich nehme daraus mit, dass die Idee der Adoption bei manchen schon immer vorhanden war oder auch ein Prozess war.

Bei mir ist es gerade eine Mischung. Als ich 20 Jahre alt war habe ich komischerweise immer gesagt, ich werde mal ein Kind aus Indien adoptieren. Ich fand die Idee so schön, einem Menschen zu helfen, der eh schon auf der Welt ist. Aber nach und nach kam einfach der Wunsch nach einem leiblichen Kind durch. Nicht wegen den Genen o.ä, sondern weil ich gerne schwanger sein wollte.

Am Wochenende habe ich nun, auch wenn es ein schmerzlichen Prozess war, die Samenspende endgültig für mich ausgeschlossen.

Hattet ihr bzgl. der Adoption nicht auch Sorge, dass das Kind unerkannt krank ist? Natürlich können auch leibliche Kinder unvorhergesehen erkranken, aber man kann ja den Genpool bzw Erbrankheiten besser einschätzen und ist bei Adoption ja auch ziemlich drauf angewiesen, dass die Bauchmama stets die Wahrheit sagt was Alkohol und Drogen in der Schwangerschaft anbelangt...Ich kann mir Adoption wirklich gut vorstellen, aber habe totale Angst, dass sich die Adoption als Horror entpuppt (Krankheit des Kindes, das Kind mag mich nicht, Kind kommt mit dem Bindungsabbruch nicht gut zurecht und und und...). Ich will nochmal betonen, dass ich auch um die Probleme bei leiblichen Kindern weiß. Aber irgendwie macht man sich jetzt beim Thema Adoption nochmal um alles mehr Gedanken.

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Hallo, ich kann auf Grund einer Krebserkrankung mit 15 keine Kinder bekommen.
Schon damals wusste ich das es ein schwerer und harter weg wird.
Als ich 2006 mein Mann kennen gelernt habe und zwei Jahre später geheiratet habe, wussten wir, das wir Kinder möchten. Wir entschlossen uns für Eizellen Spende. Nach zwölf versuchen war Schluss (Eizellen Spende ist in Deutschland verboten, wir waren im Ausland). So kamen wir auf Adoption. Heute bin ich zweifache Mama durch Adoption (inkognito Adoption und vertrauliche Geburt).
Liebe Grüße