Adoption trotz beruflicher Neufindung?

Hallo zusammen,
mein Mann und ich sind nun beide kurz vor der 30 und haben seit 8 Jahren einen unerfüllten Kinderwunsch.
Ich war leider trotz Kinderwunschbehandlung noch nie schwanger und bin nicht mehr bereit, in eine Kiwu-Klinik zu gehen.

Wir haben schon von Anfang an besprochen, dass eine Adoption genauso erwünscht ist wie eine Schwangerschaft, haben uns aber bisher noch nicht an das Thema rangetraut, weil wir unfassbare Angst haben vor den Hürden der Behörden, den Auflagen, der Bürokratie, dem Stress und natürlich auch vor dem Szenario, dass wir kein Kind bekommen (Mangel an Adoptionskindern oder andere Gründe).

In der Kiwu-Klinik Zeit ging es mir unfassbar schlecht. Ich habe eine ziemlich starke Depression entwickelt und war deshalb mehrfach in psychologischer Behandlung in Tageskliniken, um mich mit dem unerfüllten Kinderwunsch auseinanderzusetzen.
Mittlerweile geht es mir wieder besser, aber der Kinderwunsch ist natürlich noch vorhanden.

Ist eine psychische Erkrankung in der Vergangenheit ein absolutes Ausschlusskriterium bei einer Adoption? Das frage ich mich leider auch öfter ..

Ich bin aktuell an einem Punkt, an dem ich gerne nochmal eine neue Ausbildung anfangen möchte und habe gestern die Zusage bekommen. ich hab mich riesig gefreut, aber gleichzeitig dachte ich mir dann: ''Wenn ich jetzt eine neue Ausbildung beginne, kann ich dann die nächsten 3 Jahre ein Adoptionsverfahren direkt an den Nagel hängen?"

Mein Mann arbeitet ja ganz normal weiter, wir haben ein Eigenheim gekauft letztes Jahr zusammen mit meiner Mutter, die ihre eigene Wohnung im Haus hat. Verheiratet sind wir seit 5 Jahren. Wir arbeiten beide fußläufig in unter 10 Minuten von Zuhause aus. Ich denke, alles in allem würde ein Kind mittlerweile sehr gut in unser Leben passen.

Kann mir jemand etwas Mut machen und hat vielleicht einen Rat, wie wir das am besten mit der Adoption angehen sollen?

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Halli hallo ☀️

Ich denke ihr habt sehr gute Voraussetzungen. Ihr arbeitet beide. Habt ein eigen Heim. Also seit ihr in der Elternzeit gut abgesichert. Auch in der Ausbildung steht dir eine Elternzeit vergütung zu. Ist nur nicht so hoch wie der jetzige der dir zu steht. Das bleibt aber egal wenn der andere Partner genug verdient um die Zeit zu überbrücken. Du musst nur wissen das die meisten Ämter verlangen bei einer Adoption das man min. 2 Jahre Elternzeit nimmt. Die Ausbildungsstelle ist wie bei einer normalen Schwangerschaft verpflichtet dem nachzugehen und im Anschluss die Ausbildung weiter laufen zu lassen.

Zu dem Thema Depression. Wer hat bei unerfüllten Kinderwunsch nicht damit zu Kämpfen? Ich glaube das sind sehr sehr sehr wenige 😅. Es spricht für dich das du deine Gefühlslage und Psyche Ernst nimmst und dir helfen lässt. Die Ämter wollen nur wissen ob du dann den eigenen Kinderwunschzentrum abgeschlossen hast. Den habt ihr ja.

Ich fand die Termine garnicht schlimm. Ich fand es wie ein Kaffee Stunde mit fremde Leute die sich besser kennen lernen. Normal sind die sehr freundlich aber auch abgeklärt. Ihr werdet durch das Verfahren langsam durchbekleitet und dabei wird sich herausstellen was ihr euch zu trauen würdet und was nicht. Wo eure Kompetenzen liegen und an was ihr als Paar arbeiten könnt (was null negativ ist weil jeder kann an was arbeiten)

Ach übrigens 5 Jahre verheiratet ist auch gut und ihr seit noch jung. Beides Positiv.

Trotzdem dauert ein Adoptionsverfahren lange auch wenn man gute Voraussetzungen hat. Also stellt euch auf eine Wartezeit ein.

Liebe grüße ❤️

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Vielen Dank für deine liebe Antwort. Das hat mir jetzt wirklich Mut gemacht :)

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Hallo Princess96,

man bewirbt sich um ein Kind, die Behörden lassen selten in ihre Karten gucken, was richtig und was falsch ist, andererseits gibt es kataloge mit Ausschlusskriterien und mit guten Kriterien. Diese Kataloge sind von jemand entwickelt worden, der sicherlich Kindeswohl im Auge hatte aber die Kataloge sind nicht immer realitätsnah. So war beim Vermögensstatus bei uns ausschließlich das Barvermögen ein Kriterium, alles andere war unwichtig.

Wenn bei uns nur die hätten adoptieren dürfen, die aufgehört haben zu arbeiten nach Ankunft des Kindes, keine psychischen Krankheiten haben, gesicherte Vermögensverhältnisse aufweisen, ich glaube mehr als die Hälfte wäre aus den Verfahren aussortiert worden.

Genauso wenig, wie Menschen über den Blutdruck 120/80, oder Nüchternzucker von um die 90 definiert werden können, so wenig kann man vorhersagen, ob eine Adoption hinterher funktioniert, wenn der Katalog ordnungsgemöß abgearbeitet ist. Wer weiß bis ins Kleinste, ob er ein nicht leibliches Kind liebhaben kann, ob man alles richtig macht,...
Mittlerweile dürfen gleichgeschlechtliche, Regenbogenfamilien u.s.w. adoptieren, das wäre früher undenkbar gewesen. Aber hat es ein Kind bei zwei Vätern, die das Kind von Herzen lieben schlechter?

Wenn du adoptieren willst, dann tue es einfach. Viele wachsen mit ihren Aufgaben. Die Beziehung mit einem leiblichen Kind kann auch scheitern. Du musst es nur wollen und nicht als schlechten Ersatz für ungewollte Kinderlosigkeit sehen. Die Eltern, die ich kennengelernt habe, die mit dieser Trauer nicht durch waren, waren auch eher unzufrieden, wenn das Kind nicht hübsch genug war oder sonst irgendwie herumgenervt hat. Vielleicht sind das leibliche Eltern aber auch wenn das Kind irgendwie anders ist. Die Ausbildung würde ich trotzdem anfangen, es kann ja sein, dass eine Vermittlung erst in 5 Jahren oder gar nicht stattfindet. Dann würdest du dich doch ärgern.

Bevor jemand auf die Idee kommt, dass ich Behörden nicht kritisieren dürfe, ich bin Anwältin und als solche habe ich es tagtäglich mit solchen zu tun.

V.G. Golfmouse

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Danke für deine Antwort :)

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Ich kann all das sehr gut verstehen.
Und möchte euch Mut machen, einfach ganz langsam anzufangen.

Macht einfach mal das Erstgepräch aus und schaut, wie ihr euch mit der/dem zuständigen SachberarbeiterIn versteht.
Das ist kein Stein, der dann rollt und ihr könnt ihn nicht mehr bremsen. Ihr könnt das Verfahren an vielen Stellen eurer Geschwindigkeit anpassen.

Der Druck, alles richtig machen zu müssen, ist nachvollziehbar aber unnötig, wenn man nicht jemand total ungeeignetes beim JA erwischt. Offenheit und Ehrlichkeit wurde aus unserer Sicht sehr honeriert und als Beweis gewertet, dass man sich wirklich ernsthaft mit dem Adoptionswunsch auseinandergesetzt hat.

Und fangt nicht an zu rechnen, wie "wahrscheinlich" es ist, dass es bei euch klappt. Ich sage das hier immer wieder: wenn mein Mann und ich, Regenbogenfamilie, nach Wahrscheinlichkeiten gegangen wären, wir hätten uns nie beworben. Und letzendlich war es nicht zuletzt unser ruhiges, unaufgeregtes Herangehen an die Adoption - und Offenheit - die vieles vereinfacht und letzendlich auch die Adoption ermöglicht hat.

Einfach anfangen und nicht jede kritische Nachfrage vom JA als Kritik oder negativ auslegen. Auch dann entspannt bleiben und in Ruhe weitermachen.

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Nach der Erfahrung einer Freundin: Das Verfahren dauert so lange, dass Du wahrscheinlich Deine Ausbildung schon abgeschlossen hast, bevor Ihr überhaupt "für gut" befunden wurdet.

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Das ist halt einfach Unfug.

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Kennst Du meine Freundin?

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