Seit Geburt wütend auf Partner und überfordert

Mein Kleiner ist geradesein halbes Jahr alt geworden und ich bin seit Geburt so enttäuscht von meinem Mann. Ich bin oft so wütend und frustriert und komme oft an meine Grenzen, gerade momentan geht es mir unglaublich schlecht, Ohrensausen, Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Durchfall, Schmerzen am ganzen Körper, Entzündungen, Kopfschmerzen, Atemschwierigkeiten. Und dann kommt der Druck von außen mit gut gemeinten Ratschlägen, aber keiner hilft einem. Fühl mich gerade schlimmer als ich es jemals in meinem Burnout gefühlt habe.

Und mein Mann drückt sich gefühlt immer ganz geschickt. Wir sind beide selbstständig im Familienunternehmen, d.h. Elternzeit gab es für mich nicht. Wir haben meine Arbeit runterreduziert aber es ist immer ein Spagat für mich wenn etwas ansteht. Heute zb hatte ich ne harte Nacht mit dem Kleinen, wenig Schlaf, viel schuckeln und tragen und tagsüber immer quengelig/anhänglich ich konnt ihn nicht eine Sekunde allein lassen. Auf Toilette ging nur unter Gebrüll.

Und mein Mann meinte als er aufbrach ins Büro er ist schnell wieder zurück. Daraus wurden Stunden, kaum zurück läuft er nochmal los zu seinen Eltern „Ich geh nur kurz essen vorbeibringen“ Wieder Stunden.

Während ich völlig überfordert mit dem Kleinen zu Nix komme und ich muss morgen arbeiten und habe jetzt wo der Kleine schläft dann endlich meine Vorbereitungen machen können. Flaschen für die Nacht, mein eigenes Essen und den Tag morgen vorbereiten.

Denkste er macht dann die Nachtschicht? nein! Ich war schon froh dass er den kleinen ins Bett gebracht hat während ich mit den Vorbereitungen anfing.

Ich muss damit zufrieden sein, dass wenn ich arbeite jemand auf den Kleinen aufpasst.

Heute war ich so hart an meiner Frust Grenze, Schmerzen, Müde, Herzrasen, … dass ich passiv aggressiv wurde. Ich mag mich so garnicht, ich bin sonst ein lebensfroher Mensch und albere gern rum. Momentan fühl ich entweder unbändigen Zorn oder garnichts, ich kann nichtmal mehr weinen.

Ich kann diese ganzen Sprüche nicht mehr hören, nicht nur die „geht ganz schnell“ Ausflüchte, sondern auch so Sachen ausm Umfeld: wie gut wir es doch haben, ich soll mal nicht so pessimistisch sein, ich soll ganz in Ruhe machen (btw der kam als ich noch 10 Minuten geschenkt bekommen habe um mich selbst für einen Termin fertig zu machen und den Termin/die Fahrt dahin vorzubereiten inklusive Tickets für Bus/Bahn für mich und meinen Mann zu buchen).

Vor allem soll ich ja dankbar sein dass wir den kleinen nicht in eine Krippe geben müssen weil ja Oma(Schwiegermama) auf ihn aufpassen kann, was übrigens top läuft 😒 (wobei auch das geplante Heiraten, wie so alle Versprechungen, auf sich warten lassen, weil er ein simples Telefonat und Formulare einreichen nicht hinbekommt oder als weniger wichtig erachtet, als zb bei seinen Eltern ein Bild an die Wand zu bringen)

Ich hab das Gefühl um jede kleine Unterstützung kämpfen zu müssen und bin einfach müde und ausgelaugt und hab das Gefühl er will das alles garnicht, nicht mehr.

Ich weiß alle tun ihr bestes und er sagt er liebt mich über alles und will das alles aber sein Verhalten fühlt sich wie Flucht an. Und ich hab keine Lust mehr alles schön zu reden wenn es das für mich nicht ist.

Habe auch von Beratern viele Tips bekommen aber einfach nicht die Kraft mich zu kümmern, die Hilfen in Anspruch zu nehmen.

Und nun ist auch meine Nachbarin weggezogen mit der ich sonst reden konnte und mal nen Spaziergang machen konnt, auch Mama mit ähnlich altem Kind.

Ich weiß nicht mal ob ich grad einen Rat brauche oder einfach nur mal meinen Frust loswerden will.

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"Ich weiß alle tun ihr bestes und er sagt er liebt mich über alles"

Ist das denn so? Dass er sein Bestes tut? Von deiner Beschreibung her würde ich sagen: Nein. Offenbar stillst du nicht, also könnte sein Bestes auch sein, jede zweite Nacht das Kind zu nehmen. Besuche kurz zu halten, sofern sie nicht wichtig sind. Tagsüber dafür zu sorgen, dass auch du Pausen hast. Zu gucken, dass die Arbeit gerecht verteilt ist.

Spätestens wenn der Partner schon körperliche Symptome einer Überlastung zeigt, muss man doch mal wach werden...? Insofern: Ran an den Mann. Die Zeit ist für alle nicht leicht, und es gibt Phasen, wo man für jede Minute dankbar ist, die jemand anderes das Kind nimmt. Jeder hat mal den Impuls, einfach paar Stunden nicht zuhause zu sein und die Ruhe zu genießen. Aber dann sollten beide in den Genuss kommen, sonst dreht man nämlich durch... Er muss mitmachen. Nimm ihn da in die Verantwortung.

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Hast du es ihm denn mal so gesagt? Geht aus deinem Text irgendwie nicht hervor. Also ganz konkret: bitte übernimm mal die nachtschicht mit dem kleinen, ich brauch mal ne nacht schlaf? Mein Mann braucht so ansagen manchmal da er ja nicht hellsehen kann ob es mir jetzt gerade zu viel ist oder nicht

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Puh, wenn du schon so starke körperliche Symptome zeigst, dann sollte man sich eingestehen, das der gewählte Weg so nicht weiter gegangen werden kann.
Und eigentlich kann dir da auch keiner großartig helfen, die Bremse mußt du selber ziehen....laut und deutlich.

Ich kann jetzt hier uach nicht wirklich rauslesen, ob du da bei deinem Mann schon mal ganz deutliche Worte gefunden hast. Ob ihm das wirklich alles so klar ist, wie du hier schreibst.
Was die Außenwelt so ablässt, das ist irrelevant. Hier geht es erstmal nur um deinen Mann und deine eigenen Grenzen.

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Ich verstehe dich sehr gut!

Alles lastet auf deinen Schultern und dann wird dir auch noch gesagt „stell dich nicht so an, du hast es doch gut!“ das ist einfach nicht fair!

Wie würde dein Mann es wohl finden, wenn du dich so verhältst? Vielleicht hilft es, ihm mal den Spiegel vorzuhalten. Wenn er heim kommt, drückst du ihm das Kind in die Hand und sagst, du gehst „kurz“ was einkaufen und bist dann einfach mal 3 Stunden weg. Wäre er da gechillt? Vermutlich nicht. Vielleicht bewegt es ihn zum nachdenken!

Mein Mann war bei Kind 1 nämlich ähnlich drauf - warum ich so unentspannt bin, alles easy (wenn er nicht zur verabredeten Zeit kam).

Irgendwann war ich unterwegs und er hatte tatsächlich einfach verpeilt, dass ich einen Termin hatte und war verwundert, warum ich so lange brauche - mein Handy war stumm, er ist bald durch gedreht (Sorge, dass mir was passiert ist, Unsicherheit über den Tagesablauf etc). Und plötzlich hat es „Klick“ gemacht, er sagte Bescheid und hielt sich meistens an vereinbarte Zeiten. Und wir hatten vorher Monate drüber geredet 😅

Also manchmal hilft reden nicht so sehr, wie einfach machen. Bitte nicht um Unterstützung, nimm sie dir!

„Liebster, ich hab jetzt xy zu erledigen, hier ist dein Kind!“ er könnte das Kind ja auch mit zu seinen Eltern nehmen 😜

Du bist jedenfalls nicht alleine und natürlich zurecht gefrustet. Aber man kann das in den Griff kriegen! 💪

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Wenn er da ist, dann mach es wie er. Geh einfach und lass denen kleinen bei ihm. Mach was für dich oder geh ins Bett.

Manchmal hilft Nur den Spiegel vor Augen halten und auch wortwörtlich ansprechen was man braucht. Keiner kann hellsehen. Schön wäre es

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Ohne die Antworten zu lesen, weiß ich was da stehen wird. Trenn dich, du bist ohne ihn besser dran, so ein Aas. Warum hast du mit dem Kinder bekommen, der war doch bestimmt schon vorher so.


Eine andere Perspektive, nur als Input: bei mir war es eine verspätete Wochenbettdepression.

Rein subjektiv hätte dein Text von mir sein können. Objektiv hingegen tat mein Mann eigentlich alles, was ich von ihm gefordert habe, und auch noch deutlich mehr! Er ist ein toller Papa! Seine Bindung zum Kleinen ist nicht so eng wie meine, wobei ich da - heute - vor allem das Stillen als Ursache sehe, weniger den Umgang zwischen Papa und Kind. Die beiden haben von Tag eins an regelmäßig und tagtäglich zeit zusammen verbracht, auch ohne mich, wickeln, kuscheln, spielen, alles. Als erstes hat der Kleine nicht mich angelacht - sondern den Papa! Papa kennt den Kleinen in- und auswendig, weiß sein Lieblingsspielzeug, welche Kleidung ihm am besten passt, hat eigene Routinen mit ihm. Seit Tag eins. Und trotzdem hab ich ihn verflucht und beschimpft 😞

Hast du ihn denn mal ganz deutlich angesprochen, was du dir wünschst? Ich hab das gemacht, und mein Mann konnte mir alles komplett widerlegen, was ich ihm vorgeworfen habe 😵‍💫 das war... Ich nenns einfach beim Namen: absoluter Brainfuck. Wenn du genau weißt, dein Gegenüber hat absolut Recht und trotzdem bist du so so so wütend auf ihn.

Ich habe zudem kaum noch gelacht, keine Freude mehr empfunden, obwohl eigentlich alles so toll war. Nachts bin ich oft einfach in Tränen ausgebrochen. War wach, selbst wenn der Kleine geschlafen hat und hab geweint.


Natürlich kann dein Mann auch ein Aas sein und eine Trennung besser sein, aber ich wollte dir einfach sagen, dass es auch an dir liegen KANN (keinesfalls MUSS!)

Ich nehme seither Antidepressiva und bin wieder ganz die Alte. Der FA war überhaupt nicht überrascht. Mein Mann hat sehr gelitten unter meinen Vorwürfen und ist noch immer ziemlich geknickt. Aber er weiß, dass ich Opfer meiner Hormone geworden bin.

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Als Außenstehender beschreibt du meines Erachtens zwei komplett verschiedene Situation. Du beschriebst deinen Mann als kümmernd, sorgend, entlastend etc. Genau das beschreibt doch die TE nicht. Ganz ehrlich, wenn meine Mann nach einem (anstrengenden) Tag mit Baby abends mal kurz für ein paar Stunden zu seinen Eltern fährt oder sonst wo hin fährt und das in einer Regelmäßigkeit vorkommt würde ich meinem Mann auch auf den Hut steigen. Wieso nimmt er sein Kind dann nicht einfach mit zu seinen Eltern? Beide arbeiten, dann kann er ja nachts genauso schunkeln, Flasche machen und alles für die Nacht vorbereiten etc. Ich stille nachts, mein Mann schunkelt. Und das obwohl er arbeiten muss. Darüber bin ich unendlich dankbar, Schlafentzug ist einfach die reinste Folter. Ich denke jeder Elternteil in Elternzeit weiß auch, wie anstrengend auch der Alltag mit Kind sein kann.

@TE, ich denke du musst dir deine Auszeiten deutlich mehr und vehementer einfordern. Vertraust du denn deinem Mann mit eurem Kind? Dein Mann fährt wieder zu seinen Eltern, gib ihm das Baby mit. Wecke deinen Mann nachts und drück ihm das Baby in die Hand und verzeih dich auf die Couch. Sag ihm, er soll für die Nacht vorbereiten, dem Baby essen machen, etc.

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Ich sage dir, warum ich das hier schreibe.

Subjektiv hätte ich meinen Mann in der aggressiven, depressiven Phase genauso beschrieben.

Ja, er hat sich auch sehr viel Freizeit ohne Kind genommen. Mir aber auch viel freie Zeit verschafft. Das hab ich aber gar nicht mehr gesehen. Ich hab nur noch die Zeiten gesehen, in denen ich alleine, stillend mit Baby rumsaß und gebetet habe, dass mein Mann endlich heimkommt und mir ENDLICH das Kind abnimmt. Nicht mehr gesehen hab ich die Zeiten, in denen er stundenlang mit Baby im Tragetuch Gassi ging und ich schlafen oder einfach durchatmen konnte.

Also meine Vorwürfe an ihn waren exakt genau die hier beschriebenen.

Subjektiv vs objektiv. Heute blicke ich zurück und schäme mich regelrecht für das, was ich ihm vorgeworfen habe. Komplett im Delirium.


Nochmal ganz wichtig: ich werfe das hier rein, weil ich das so erlebt habe. Der Mann der TE kann natürlich trotzdem ein klassischer Vollhonk sein.

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Mein Tipp für euch: macht einen kurzen Urlaub zusammen. Ohne Arbeit. Für eine oder 2 Wochen. Und nutzt die Zeit miteinander zu sprechen und aktiv zu entspannen. Das kann wirklich sehr viele Probleme lösen und ihr könnt Kraft tanken für die kommenden Monate.

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Urlaub ist bei uns ein schwieriges Thema durch die Selbstständigkeit und gewisse familiäre Situation. Aber auch hier entwickelt es sich gerade. Mal schauen.

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Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für euren bunten Input, ich denke es ist von allem was ihr sagt etwas dabei, ein wenig Frust auf meinen Körper und Stress durch Schlafentzug und andererseits aber auch das Verhalten meines Mannes. Ich denk bei mir ist die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Heute zb hat er nachdem wir gestern geredet haben mich viel besser unterstützt.

Ist noch nicht so dass ich sagen könnt das bleibt jetzt so aber ich schätze da es für uns beide neu ist Eltern zu sein wird es wohl immer ein gewisses Tauziehen geben.

Ich muss dazu sagen dass mein Mann in vielen Bereichen natürlich unterstützt aber eben auch bei mehreren Dingen ich mehr Support bräuchte.

Ich werd mal eure Tips ausprobieren. Das reden gestern als bei mir die Wut abgeklungen war, hat ja schonmal geholfen. Und er konnte auch einen Wunsch zur Verbesserung loswerden.

Und zwecks meiner generellen Überlastung habe ich eine Beratung bekommen und schaue was mir davon weiterhilft.

Werde berichten wenn was gutes dabei war.

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Lass dich erstmal krank schreiben und mal ärztlich durch checken, vielleicht ist deine Schilddrüse auch nicht in Ordnung so kurz nach der Geburt.