Spätfolgen sexueller Missbrauch

Ich fang mal gleich an mit meinem Problem.
Ich wurde als 3 jährige einmalig von einem fremden Mann sexuell missbraucht. Ich bin auch ohne Vater aufgewachsen, aber ich hatte einen Bruder, mit dem ich überhaupt kein gutes Verhältnis hatte. Er war sehr aggressiv und narzisstisch, meine Mutter alleinerziehend, überfordert und arbeitete sehr viel.
Nun zum eigentlichen Problem: ich bin seit 10 Jahren mit meinem Mann zusammen, wir haben 2 Kinder einen jungen und ein Mädchen. Seit der Geburt meiner Tochter, habe ich oft Flashbacks und die Erinnerung des Missbrauchs kommen stetig hoch, ich war eigentlich überzeugt davon, dass ich das alles erfolgreich verdrängt hatte aber nein, es holt mich oft ein. Manchmal reicht eine kleiner Trigger und ich versinke in düstere Gedanken, letztens habe ich aber vermehrt content über sexuellen missbrauch gesehen u.a. Väter die ihre eigenen Kinder missbraucht haben und nun habe ich plötzlich panische Angst, dass mein Mann pädophil sein könnte. Wie gesagt bis zu Geburt meiner Tochter habe ich da nicht eine Sekunde daran gedacht, aber seit sie auf der Welt ist, steht meine Welt Kopf: Sie sieht mir komplett ähnlich und ich sehe einfach ein kleines ich, was ich beschützen und vor allem bösen bewahren möchte.
Ich habe dann einige Monate nach der Geburt meinem Mann von dem Missbrauch erzählt, er war geschockt, aber irgendwie habe ich
mehr von ihm erwartet, er konnte mit der Situation gar nicht umgehen.

Jedenfalls habe ich aktuell wieder diese panische unrealistische Angst, obwohl es zu keinem Zeitpunkt einen Grund gab, dass ich ihn verdächtige oder sonst was. Seit paar Tagen möchte ich nicht, dass er allein mit den Kindern ist (habe ich ihm natürlich nicht gesagt, ich versuche halt einfach überall dabei zu sein)

Prinzipiell ist es ja immer gut wachsam zu sein, aber ich kann doch nicht ständig mit der Angst vor der Angst leben.

Ich habe aber auch keinerlei männliche Bezugspersonen in meinem ganzen Leben gehabt außer ihn! Aktuell habe ich irgendwie sogar Angst vor Männern, ich weiß nicht was los mit mir ist. Hat noch jemand solche Gedanken?

Ich kann mir absolut erklären wieso weshalb warum, aber schön ist das nicht. Außerdem bin ich schwanger, seit der Schwangerschaft sind die Gedanken noch schlimmer geworden!

1

Nimmst du denn therapeutische Hilfe in Anspruch? Wenn nicht, würde ich dir dringend raten, einen Psychologen aufzusuchen, um die Vergangenheit aufzuarbeiten und gestärkt in die Zukunft blicken zu können.

2

Geh bitte ganz dringend zu einem Therapeuten, um das aufzuarbeiten. Du darfst nicht die Bindung zwischen deinem Mann und deinem Kind beeinflussen aufgrund deiner Erlebnisse.
Du musst aktiv werden, bevor sich das auf die beiden auszuwirkrn beginnt.

dass du von deinem Mann mehr erwartet hättest, finde ich schwierig. Das ist ein schwerer "Vorwurf" (extra in Anführungszeichen!), mit welchem auch er erst mal klarkommen darf.

Du brauchst Hilfe, allein bekommst Du das nicht hin.
Alles Liebe

3

Hallo Sunset,

bei deiner Vorgeschichte brauchst du dringend eine professionelle Begleitung!
Nach deiner Schilderung hören sich deine "Spätfolgen" für mich sehr nach einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (komplexe PTBS) an.

Solltest du noch keinen Therapeuten in diese Richtung gehabt haben, empfehle ich dir zum Einstieg in die Thematik und zur Überbrückung der Wartezeit bis zum Termin beim Professionellen folgendes Buch, das sich auch für die Selbsthilfe eignet:

Pete Walker:
Posttraumatische Belastungsstörung - Vom Überleben zu neuem Leben: Ein praktischer Ratgeber zur Überwindung von Kindheitstraumata

4

Meinst du das ist möglich, obwohl das schon gute 25 Jahre her ist? Ich habe ehrlich gesagt nie so richtig darüber nachgedacht, klar wusste ich was passiert war und dass es schlimm war, aber eben erst seit kurzem holt es mich ein und die Gedanken entwickeln sich einfach immer mehr und mehr in eine düstere Richtung.

5

Natürlich ist eine Bearbeitung des alten, schweren Traumas nach langer Zeit möglich. Nach meiner Erfahrung beginnen betroffenen Menschen oft erst viele Jahrzehnte später, sich damit therapeutisch und in Selbsthilfe zu beschäftigen.

Es braucht oft lange, bis man erkennt, dass man als Betroffener Flashbacks hat, was Flashbacks überhaupt sind und durch was Flashbacks bei mir getriggert werden.

Nur Mut. Ich denke, es gibt zwar keine Erlösung, aber Wege, viel besser und erfüllter mit seiner eigenen Vergangenheit leben zu lernen.

weiteren Kommentar laden