„Erziehen ist Gewalt!“ – Interview mit Aida S. de Rodriguez #unerzogen

Beispiel, Zähneputzen: Da finden sich im Internet Berichte von Eltern, die #unerzogen leben und ihrem Kind seit Wochen nicht die Zähne geputzt haben, weil es das nicht will. Ist das noch Selbstbestimmung oder schon Vernachlässigung? Reichen Verständnis, Begleitung und Liebe tatsächlich, um Kinder gesund und glücklich groß werden zu lassen? ELTERN-Autorin Nora Imlau im Gespräch mit der Berliner Bloggerin und Kinderrechtsaktivistin Aida S. de Rodriguez. Die Antwort auf die Zahnputz-Frage gibt es hier 👇 Wie seht ihr das?
https://www.eltern.de/unerzogen

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Selten so einen Schwachsinn gelesen!
Warum um Himmels Willen vergleicht man Kinder ständig mit einem Erwachsenen? Immer dieses „mit meinem Partner würde ich so auch nicht umgehen“! Richtig, würde ich nicht weil mein Partner sehr viel weiter denken kann als ein kind!!
Ich habe die Pflicht und die Aufgabe mein Kind zu schützen. Schütze ich mein Kind wenn es mit 5 Jahren und völlig kaputtem Gebiss beim Zahnarzt sitzt weil es sich weigert Zähne zu putzen? Schütze ich mein Kind wenn der po blutig und Wund ist weil es sich weigert Windeln zu wechseln?
Steht das in irgendeiner Verhältnismäßigkeit?? Ich denke nicht!
Für mich ist das ganz klar eine Form der Vernachlässigung und DAS grenzt an Körperverletzung!
Es ist mir unbegreiflich wie man wirklich so denken kann!
Ich bin für das wohl meines Kindes verantwortlich und nicht das Kind selbst. Warum wohl darf ein Kind nicht wählen oder Verträge abschließen usw? Weil es eben die Folgen nicht abschätzen kann! Ein Kind KANN NICHT wie ein erwachsener denken, deshalb kann ich ihn auch nicht wie einen behandeln!

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Unterschreibe ich so - es in Kind kann gar nicht so weit denken, als das es die Folgen bestimmten Handelns oder eben nicht Handelns abschätzen kann. Da braucht man auch dem Kind nichts stundenlang erklären, es gibt Dinge, die sind einfach so und fertig.

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*ein Kind

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Das ist genau das, was ich an "unerzogen" nicht mag:
Alles ist schwammig formuliert, es gibt keinerlei praktische Alltagstipps. Alles ist übergriffig (das Unwort des Jahres!), alles ist Gewalt.
Ich würde behaupten, wir leben relativ unerzogen, aber es gibt einfach Situationen, da muss etwas sein, und wenn es dem Kind nicht passt, versuche ich natürlich, bei ihm zu sein und seine Bedürfnisse mit einzubeziehen. Blockt das Kind dann aber immer noch alles ab, setze ich meinen Willen auch mal durch. Das Beispiel mit dem Zähneputzen ist ein sehr gutes:
Unser Sohn hat leider sehr schlechte Zähne, weil er sich lange geweigert hat, sich die Zähne putzen zu lassen. Wir waren kreativ, haben nach Lösungen gesucht, aber nichts hat gefruchtet und irgendwann haben wir ihn festgehalten, um ihm die Zähne zu putzen. Dennoch musste er einenlange Zahnbehandlung über sich ergehen lassen. Hätten wir unerzogen gelebt und ihm die Zähne gar nicht geputzt, wären sie ihm wahrscheinlich schon rausgefault.
Das soll im Sinne meines Kindes sein?

Unser Sohn hat bos zu 1,5stündige Schreiattacken. Nichts hilft. Ablenken, trösten, spiegeln, Körperkontakt, ihn fragen, was er braucht - vergebliche Liebesmüh. Er geht dann auch keinen Schritt mehr. Letztens musste ich Fünfjährige vom Kiga abholen und mein Sohn bekam beim Anziehen einen solchen Schreianfall. Wir kamen dann eine halbe Stunde zu spät in den Kiga - und das auch nur, wenn ich mir meinen Sohn irgendwann "geschnappt" habe, aie es im Beitrag so schön heißt. Ansonsten hätte meine Tochter noch eine weitere Stunde im Kiga gehockt und auf mich gewartet.

Aber klar, bei unerzogen ist alles immer so schön einfach. Nur, wie gesagt, praktische Tipps erhält man keine. ;-)

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Gnaaah, Entschuldigung für die Schreibfehler. Liege stillend im Bett und hab meine Brille nicht an. #rofl

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Hallo ,

GottseiDank ist meine Schwiegertochter und mein Sohn für eine gewaltfreie Erziehung .

Ich bin 74 Jahre alt und habe das Schlagen noch mitmachen müssen , geholfen hat es wenig , ich habe immer meinen Kopf durchgesetzt .

Und heute bin ich eine starke Frau und kann mich gegen so gewaltige Erziehungsmethoden wehren .

Sollte jemals irgendeine Person , meinen geliebten Enkel , oder die Enkelin schlagen , kann er was erleben , daß ihm hören und Sehen vergeht .

Kinder werden gewaltfrei erzogen , es geht , mein 2. Mann hat seine Kinder nieee geschlagen und es sind fantastische Kinder geworden , die selbst Kinder haben und auch ohne Schläge oder dergleichen erziehen .

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es der Diskussion geht es doch gar nicht ums Schlagen......

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Mich macht das Interview leicht wütend 😅 mir ist das alles zu dogmatisch und oft sind solche menschen nahezu militant, wenn man mit ihnen diskutiert. Sie werfen allen anderen vor, ihrem Kind Gewalt anzutun und das finde ich einfach nicht in Ordnung. Es besteht ein sehr großer Unterschied zwischen schlagen und regeln geben.
Besonders als Lehrerin stößt es mir aber auf. Auf Elterngespräche mit unerzogenen Eltern hätte ich nicht viel Lust. Viele Kinder, die so aufwachsen, werden in der Schule scheitern und dann sitzen dort Eltern, die entweder verzweifelt sind oder uns Vorwürfe machen. Klar, es ist nicht dasselbe, aber diese Kinder werden aus pädagogischer Sicht einige Gemeinsamkeiten mit Kindern aufweisen, die ihren Eltern leider sehr egal sind.
Und nur weil wir nicht wissen, wie die Gesellschaft in 20/30 Jahren aussehen wird, sollen wir den Kindern lieber gar nichts für Ihre Zukunft auf den Weg geben? Diese Argumentation ist, es tut mir leid, selten dämlich.
Erziehung und Regeln sind das Fundament der Menschheit und einer funktionierenden Gesellschaft.

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Ich sehe dass ähnlich. Kindern Grenzen und Strukturen zu geben ist für mich keine Form von Gewalt, da Ich damit auch Sicherheit für meine Tochter vermittle. Ich finde es im Gegenzug eher eine bewusste Form von Vernachlässigen und schaffen von Verunsicherungen wenn man “unerzogen“ erzieht. Auch in Hinblick auf dass spätere Leben, bereitet diese Art der Erziehung in keiner Art und Weise Kinder auf das Leben vor.

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Das ist richtig!
Ich erlebe in meinem beruflichen Alltag jeden Tag Kinder die keine Grenzen und Strukturen hatten, und weiß um ihre sozialen und emotionalen Schwierigkeiten. Diese Kinder werden zu Erwachsenen, die sich an keinerlei soziale Regeln halten können, und die später, ausserhalb ihres Elternhauses wo dieses Miteinander mehr oder weniger funktioniert hat, keinerlei Frustrationstoleranz besitzen, und mit den allgemein gültigen sozialen Normen absolut nicht klar kommen. Sie leiden, das kann ich Ihnen sagen. Sie leiden, und sie sind verunsichert.

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Es ist ekelerregend feige, seine Kinder nicht zu erziehen.
Einem Kind zu erlauben sich über einem längeren Zeitraum, sich die Zähne nicht zu putzen erhöht die Wahrscheinlichkeit von Karies. Karies verursacht direkt Schmerz und erhöht das Herzinfarktrisiko.

Das beliebte Argument, mit einem Erwachsenen würde man nicht so umgehen ist Käse. Ein Erwachsener wird im Notfall vom Gericht erzogen. Und dafür werden die nicht erzogenen von der Polizei geschnappt und von A nach B gebracht.

Wer sein Kind nicht erziehen will, soll auf eine einsame Insel ziehen. Das Miteinander funktioniert nicht ohne Regeln und diese sollte man zum Wohle von Allen lernen.

Spätestens in der Schule lernen auch unerzogene Kinder was Regeln sind. Zum Leidwesen der anderen dauert es oft lange bis sie diese annehmen.

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Ich erlebe die "unerzogenen" Kinder als Lehrerin größtenteils als Belastung für ihre Umwelt, und die Eltern auch.

Dass andere Menschen auch Bedürfnisse haben, dass es an Schulen Regeln gibt, die allen zugute kommen, sehen die so bemühten Eltern gar nicht, da sie sich selber völlig in den Dienst ihres Kindes gestellt haben.

Und die Kinder sind völlig vom Lustprinzip gebeutelt und leiden selber, erkennen die Grenzen von anderen selten an und sind meistens unglaublich unbeliebt bei ihren Altersgenossen.

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Na super, Kind auf die Welt setzt und soll's zu sehen wie es klar kommt. Ich habe noch die alte Schule erlebt, und ja, hab auf den Hintern bekommen. Mir hat's nicht geschadet, im Gegenteil. So habe ich Grenzen zu spüren bekommen. Bin meinen Eltern dankbar und ich liebe sie für alles!

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Also ich bin ja wirklich locker und Bedürfnisorientiert. Wirklich. Aber gar nicht erziehen? Ich meine klar... wenn ich kompromisse finden kann. Sind diese zu bevorzugen. Aber manchmal finden sich keine. Und "Schäden an den Zähnen lassen sich leichter beheben Hals Schäden an der Seele"... ein Kleinkind Zahnmedizisch behandeln zu lassen bedeutet nicht selten Narkose und die Notwendigkeit dafür in früher Kindheit löst nicht selten eine Ängststörung aus denn zahnmedizinische Eingriffe sind immer schmerzhaft vor allem wenn man schon mit Schmerzen hingeht. Und wer behauptet das Grenzen aufzuzeigen und unangenehme Dinge durchzusetzen, gleich ein knacks verursachen. Kinder testen auch Grenzen um welche zu bekommen. Und ein Kind mag ich zwar "schnappen" und Übergriffig mitnehmen wenn nötig. Und das würd ich nicht mit meinem Partner machen weil er doppelt so viel wiegt als ich. Und auch in der Partnerschaft werden Grenzen auch mal durch unschöne Auseinandersetzungen geklärt und nicht nur mit stirnbussi und passt schon.

Es gibt keinen Grund in seine Erziehung körperliche und seelische Gewalt gut zu heißen. Aber wo fängt Gewalt an? Weil ich ein machtwort spreche... weil ich vielleicht gegen den Willen Zähne putze um schlimmes zu vermeiden. Das käm dem gleich. Als würde man lieber jemanden erstickend sterben zu lassen als durch körperliche Gewalt schlimmeres zu berhindern. Und Übergriffig zu handeln wenn kompromisse nicht gefunden werden... weil das Kind keine Kompromisse eingehen möchte... nicht weil ich nicht dazu bereit bin. Dann muss ich manchmal handeln sofern es nicht vermeidbar ist. Mein Kind darf viel selbst bestimmen. Aber gewiss nicht alles und wenn ich nicht Frustration lerne auszuhalten und unangenehme Dinge nicht auch mal trotzdem zu machen. Hat man irgendwann Erwachsene die beim 1. Hindernis sofort das Handtuch werfen und zb nie einen Beruf ausüben können... denn hier muss man oft in saure Äpfel beißen. Wichtig ist in der Umsetzung mit Respekt durchzugreifen und nie weiter zu gehen als man es bei sich selbst vertreten könnte.

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Ich habe mir den Artikel gerade durchgelesen und empfinde die genannten Fallbeispiele als nichtssagend.

Gerade das Beispiel zum Thema Zahnhygiene - allein die Aussage, dass sich Schäden an Zähnen leichter reparieren lassen als an der Seele. Völlig absurd, wenn man bedenkt, dass solche Eingriffe im Kleinkindalter sogar weitreichende Traumata auslösen können. Mal abgesehen davon, dass ich NICHT glaube, dass ein Kind, dass sich weigert die Zähne zu putzen, einer zahnärztlichen Behandlung zustimmt. Dies dann gegebenenfalls sogar unter Vollnarkose. Was ist dann die logische Konsequenz, die Zähne faulen zu lassen? Und immer schön Süßigkeiten zum naschen reichen, weil das Kind die nunmal will? Hier sehe ich die Eltern tatsächlich in der Pflicht zu handeln, sollten alle Lösungen gescheitert sein. Gerade UM das Kind zu schützen, vor körperlichen und ggf. seelischen Schmerzen.

Das andere Beispiel mit dem Bollerwagen ist genauso abstrus. Wie schon eine Vorschreiberin geschrieben hat, das Kind zu überzeugen ist nichts anderes als manipulativ. Man setzt seinen Willen ja doch durch - nämlich, das Haus zu verlassen - nur eben statt im Kinderwagen im Bollerwagen. Ja, man wird kreativ in der Lösungsfindung. Um seine EIGENEN Bedürfnisse durchzusetzen. Und das unter dem Deckmantel, es ohne "Gewalt" zu tun. Und - weil das ja als Beispiel im Artikel genannt wurde - wenn ich mein Kind von der Kita abholen muss und mein Mann als Erwachsener das Haus nicht verlassen will, dann kann ich ihn daheim lassen. Bei meinem Kleinkind kann ich das nicht. Also muss ich es zur Not eben schnappen und mitnehmen. Das als Gewalt darzustellen finde ich sehr übertrieben und unpassend. Und überdies, was ist mit den Willen des anderen Kindes, abgeholt zu werden? Nur weil ich es in diesem Moment nicht sprechen und hören kann, so hat es doch auch seine eigenen Bedürfnisse, die ich gerne berücksichtigen möchte.

Das Interview ist zumindest für mich also wenig hilfreich. Die Fallbeispiele sind nicht sehr durchdacht und je weiter ich darüber nachdenke und mir mögliche Szenarien vorstelle (Kind möchte auf der Straße spielen, sich nur von Süßigkeiten ernähren, nicht in die Schule gehen etc.), desto mehr bin ich davon überzeugt, dass dieser Erziehungsstil (ja, das ist er, auch wenn die Anwender/innen das nicht gerne hören) mehr schadet als nutzt. Bedürfnisorientierte Erziehung sowie Erziehung auf Augenhöhe schließt ein gewisses Grundgerüst an Strukturen nicht aus. Auch mit Strukturen sind die Eltern nicht lieblos oder nutzen ihre Überlegenheit bzw. Machtposition aus. SO ein Gedankengut finde ich sehr übergriffig. Ein (Klein-)Kind ist eben kein Erwachsener und kann die weitreichenden Folgen seines Handelns nicht immer absehen. Da sehe ich die Eltern in der Pflicht uU auch zu handeln, sollte alles reden und überzeugen nicht fruchten.

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... mal ganz zu schweigen davon, wie viel so eine zahnärztliche Behandlung kostet und wie weitreichend je nach Alter des Kindes die Folgen sein können, wenn der Karies sich schon auf die darunter liegenden bleibenden Zähne ausgebreitet hat.

Natürlich soll man die Kinder nicht ständig von oben herab behandeln, sondern ihnen die Dinge erklären, auch gerne mal Kompromisse finden (wie den Bollerwagen), aber wenn mein Kind auf die Straße rennen will, dann halte ich es fest, auch wenn es ihm nicht passt.
Der Grundgedanke des Interviews ist nicht grundsätzlich falsch, aber die Umsetzung funktioniert so einfach nicht. In manchen Punkten braucht ein Kind Grenzen und manche Dinge müssen sein.

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Ich finde Du triffst es auf den Punkt mit dem Beispiel des Bollerwagens - so hatte ich es noch gar nicht gesehen. Im Prinzip spielt man nur die eigene intellektuelle Überlegenheit aus und macht sein Kind dadurch gefügig, das Kind wird manipuliert - das ist sogar widerlich übergriff.