Arbeit vs. Familienzeit - ein krankmachendes System?!

Hallo allerseits!



Ich bin verzwifelt auf der Suche nach Ratschlägen/Anregungen/Tipps. Und ich bin nicht sicher, ob das hier das richtige Forum ist, aber es ist ein erster Versuch. Um gleich zum Kernpunkt meines Problems zu kommen:


ICH HASSE ARBEITEN! Arbeiten und alles was damit zu tun hat.
Nicht falsch verstehen, ich bin kein Mensch der den ganzen Tag auf der faulen Haut rumliegen will, aber diese Abhängigkeit und das fremdbestimmte Leben machen mich krank. Ich bin 28 Jahre alt und von Beruf Medizinische Fachangestellte (Arzthelferin). Dass der Beruf mittlerweile aus diversen Gründen einfach ätzend geworden ist könnt ihr euch sicherlich denken. Aber im Grunde mag ich es mit Menschen zu arbeiten und helfen zu können, aber die äußeren Umstände erschweren es zunehmest. Das Arbeitsleben macht mich ernsthaft krank, ich nehme mittlerweile Antidepressiva, weil ich Selbstmordgedanken hatte (aktuell ist es besser). Es ist auch nicht der Job an sich, es ist das System. ES KOTZT MICH AN. Leben, um arbeiten zu müssen oder arbeiten um ÜBERleben zu können. Von einem tollen Leben kann ja schon lang nicht mehr die Rede sein in der heutigen Zeit.


Ich arbeite 30h an vier Tagen die Woche und verdiene dafür leppische 1.300€ netto.
Wäre ich allein, könnte ich mir nicht mal eine Wohnung leisten. Dass am Monatsende kaum etwas übrig bleibt ist selbsterklärend und es macht so unzufrieden. Ich kann und will nicht noch mehr arbeiten, denn dann würde ich meine Tochter gar nicht mehr zu Gesicht bekommen (drei Jahre alt) und will mir gar nicht ausmalen, was das mit meiner Psyche macht. Es kratzt so an meiner Psyche, dass ich ‚so viel‘ arbeiten muss und mein Kind kaum sehe, weil sie die meiste Zeit fremd betreut wird. Aber ich kann es mir auch nicht leisten weniger Geld zu verdienen und das ist es, was für mich ein Problem ohne Lösung darstellt. Entweder mehr Arbeit und mehr Geld oder weniger Arbeit und noch weniger Geld. Ergo: wir können uns gar nichts mehr leisten. Und ich spreche hier nicht von teuren Urlauben, Restaurantbesuche etc., sondern alltäglichen Dingen wie Lebensmittel kaufen, Kleidung fürs Kind, Strom und Benzin/Öl. Und dann ist da auch irgendwo die Frage im Raum, ob wir uns noch ein zweites Kind leisten KÖNNEN.. und ihm vor allem etwas bieten können. Irgendwie ist der Wunsch da, aber die Vernunft und die Angst/ finanzielle Sorge überschatten das alles.. Stcihwort Elterngeld und wie sieht es danach aus, weil mit zwei Kindern würde ich definitiv keine 30h arbeiten wollen..

Ich hab mich auch schon anderswo beworben, aber dort würde ich auch nicht mehr verdienen. Diese Situation ist für mich aktuell so aussichtslos… vielleicht habt ihr Ideen oder Anregungen, um mir zu helfen oder zumindest eine andere Sichtweise zu bekommen. Ich arbeite schon an meinen Glaubenssätzen, mache Meditationen und höre mir Podcasts und Hörbücher an. Ich war auch schon zur Therapie vor zwei Jahren, aber bisher leider alles eher erfolglos..

Bitte keine Belächelungen oder gehässige Kommentare, mir gehts mit der Situation schon beschissen genug...

Danke!

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Ich finde du übertreibst. Ich denke, dass viele Familien mit diesen Bedingungen ganz gut leben können: sicherer Job, ordentliches Gehalt für TZ, Kitaplatz. Davon kann man ganz sicher ausreichend vernünftige Kleidung, Spielzeug etc (evtl gebraucht) kaufen, normale Miete zahlen, günstigen Urlaub machen. Und bei 30h und einem freien Tag hat man auch genug Zeit mit dem Kind (wenn es nicht gerade Nachtschichten sind).

Da man für ein gutes Leben (auch später als Rentner) etwas tun muss, nämlich arbeiten, wirst du wohl nicht darum herum kommen.
Ich fürchte, du musst deine Erwartungen runterschrauben bzw kleine Dinge ändern, die man ändern kann (gleicher Job in anderem Umfeld, günstigeren Wohnraum suchen, gebrauchte statt neue Kleidung, leihen statt kaufen, Urlaub alle 2 Jahre).

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Du klingst wirklich sehr unzufrieden. Das tut mir Leid. Nimm das als wichtigen ersten Schritt für Veränderung.

Kurz vorweg: bist du Alleinerziehend? Falls nein, wie verdient dein Partner?
Was sind eure Fixkosten - Miete, Kita, Versicherungen etc?
Habt ihr (kleine) Ersparnisse?

In einer idealen Welt - was für ein Beruf würde dich denn interessieren? Was entspricht deinen Talenten und Interessen?
In einer realistischen Welt - welchen Beruf denkst du, könntest du ebenfalls gut?

Was GENAU stört dich denn auf deiner Arbeit?

An deiner Stelle würde ich wenn irgendwie möglich einen Job suchen, der dir besser tut. Oder Alternativ eine Psychothearpie machen, falls das Problem eher deine Psyche als der Job ist.

Die meisten Menschen müssen arbeiten um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Da wirst du wohl auch nicht drum herum kommen. Aber vielleicht kannst du deine Sitiation trotzdem verbessern, auch mit Arbeit.

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Hallo, ich kann es verstehen.

Du bekommst ja sicher außer Kindergeld und dein Lohn noch was? Also entweder lebst mit Partner zusammen oder Unterhalt?

Ich verdiene auch nicht viel aber bekommen Witwenrente welche aber auch nicht viel höher wie unterhalt ist und ich lebe gut. Also Urlaub und Restaurant ist für mich kein Thema.

Ich arbeite um Vorbild für meine Tochter zu sein, aber ja es nervt, arbeiten ,Haushalt, Arzt Termine etc. Auf der anderen Seite wäre es glaube auch öde ohne. Während der Elternzeit wollt ich dann doch wieder arbeiten😮‍💨

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Ich glaube auch, der Hintergedanke das es Bürgergeld gibt, mit dem man auch nicht viel schlechter lebt, macht es schlimmer.

Ich habe schon so oft im Kopf nachgerechnet wo da eigentlich der Unterschied ist. Und finde das sehr traurig.

Wenn wir von unseren Lohn, dass abziehen was Bürgergeld Empfänger bezahlt bekommen, kann man nur noch platzen

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Bist du neidisch?

Stell dir mal vor, du würdest deinen Job verlieren. Oder könntest nicht mehr arbeiten weil du z.b. psychisch nicht dazu fähig bist. Wovon würdest du dann leben wollen?

Findest du es ernsthaft unfair, dass Menschen, die nicht arbeiten können Geld zum Überleben bekommen? Du schreibst ja selbst, dass es für viel mehr nicht reicht.

Du hast DEIN Leben selbst in der Hand. Bilde Dich weiter, mach eine Umschulung, nimm nen Nebenjob der dir Spass machst - dann Verdienst du auch mehr. Von nichts kommt eben nichts.

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Mir geht es tatsächlich anders und ich glaube es ist einfach die Sichtweise:

Vorweg: ich muss natürlich auch arbeiten, um zu überleben. Das müssen ja eigentlich alle. Ich bin auch mega abhängig, denn ich bin allein. Bin, wenn auch wir auch das Wechselmodell haben, also komplett allein für mich und das Leben meines Kindes bei mir zuständig. Wohnung, Essen, Urlaub - es hängt alles an mir.

Aber ich bin schon immer gern arbeiten gegangen. Egal ob der ersten Nebenjob neben der Schule oder auch jetzt in meinem Job. Grundsätzlich mache ich das gern.
Durch das Wechselmodell, meiner Gleitzeit im Büro etc. kann ich Vollzeit arbeiten. Ich verdiene auch etwas mehr als du.

Trotzdem wohnen mein Kind und ich in einer 2-Zimmerwohnung. Ich verdiene meines akademischen Grades entsprechend, reicht aber nicht für meine Vorstellung von Wohnen. Aber egal. Mich frustriert das nicht, ich bin dankbar, dass es uns gut geht.
Ich spare auch nicht groß, lieber fliege ich mit Kind in den Urlaub und mich durchströmt am Strand dann immer eine unendliche Dankbarkeit. Egal, ob es mal kacke im Job läuft. Es gibt wahnsinnig viele Dinge, die mich da frustrieren, aber wenn ich im Urlaub bin, dann ist mir das egal, dann bin ich dankbar für die Möglichkeiten die ich dadurch habe.

Will sagen: manchmal hilft es inne zu halten und zu gucken, was man eigentlich hat und nicht was man nicht hat.

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Ich versteh dich total.

Ich brauche die Arbeit auch nicht . Und ich geh noch weniger..nur 19,5 Std

Und habe 3 Kinder .

Nr 4 wäre toll,...aber puhhh finanziell kaum machbar,ohne die Kids mehr abgeben zu müssen. Und dafür bekommen wir eben keine Kinder. Dass sie fast den ganzen Tag fremdbetreut werden müssen.

Ich hatte 4 Jahre EZ, und es war sooooo toll...aber nope,ich musste wieder.

Daher habe ich leider auch kein Ratschlag,aber auf jeden Fall verstehe ich dich total

Das beruhigt ja auch 🙈

Vor allem wenn man sieht,dass man für 200 Euro mehr im Monat wie bürgegeld,sich jeden Tag den Mist reinzieht .

P s. Mein Mann und ich arbeiten beide bei der Stadt 🤦 bürgergeld steht in keinem Verhältnis mehr zum arbeiten.auuser,die Vorbildfunktion natürlich 🥴

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Ich kann deine Gedanken und deine Unzufriedenheit grundsätzlich gut verstehen. Ich arbeite zur Zeit 35h und wir haben 3 Kinder.

Mit haben zwei Dinge geholfen:
- versetzt arbeiten, ich fange sehr früh an zu arbeiten, mein Mann übernimmt alles am Morgen, so kann ich die Kinder schon um 13.30/14.00 Uhr aus der Betreuung abholen und habe noch den ganzen Nachmittag mit ihnen, damit verschwindet das Gefühl soooo viel zu arbeiten und nichts von den Kindern zu haben

- einen passenden Job suchen, ich habe 12 Jahre verschiedenste Tätigkeiten gemacht, die ich mehr oder weniger wirklich gehasst habe. Dann habe ich endlich einen Job gefunden, mit dem ich fein bin: halbwegs interessant aber nicht zu anspruchsvoll, auch mal Zeit zum Durchatmen. Überleg dir doch mal, mal du an deinem Job ganz besonders schlimm findet und welche Alternativtätigkeiten in Frage kommen, in denen die Rahmenbedingungen besser sind.

Noch eine Anmerkung, du schreibst, du nimmst Antidepressiva und hattest Suizidgedanken. Der Gedanke liegt da nah, dass dein negatives Empfinden krankheitsbedingt ist (Depression). Auch wenn deine erste Therapie nicht so richtig erfolgreich war, vielleicht wäre einen neuer Versuch (mit anderen Therapeuten/ therapeutischen Ansatz) ja sinnvoll, um dich etwas zu stabilisieren.

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Ich verstehe dich. ICH HASSE ARBEITEN AUCH. WARUM WIRD VON FRAUEN HEUTE ERWARTET ZU ARBEITEN 😡😡😡😡😡.
Eigentlich finde ich meine Tätigkeit (Büro) gut, aber ich finde es kostet zu viel Zeit. Ich finde das sooooo schlimm!!! Wieso kann man nicht gesetzlich einfach eine 33h Woche einführen oder mehr Urlaubstage. Wenn man nicht so viel Zeit auf der Arbeit verbringt, macht es viel mehr Spaß, aber wenn man 40h arbeitet ist das einfach zu viel und es wird öde. Die ganze Aufsteherei, danach noch Sport da ist man so kaputt. Als ich noch Vollzeit gearbeitet habe, war es der Horror! Es gibt für mich nichts schlimmeres.
Vor den Kindern durfte ich nicht mal auf Teilzeit reduzieren, da ich kein Grund hatte.

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Dass Frauen nicht zum Lebensunterhalt ihrer Familie beitragen, ist sowohl in der Historie als auch aktuell, wenn man mal über den Tellerrand schaut, wohl eher die Ausnahme.

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Eigentlich erwartet es ja keiner. Verdient dein Mann genug?

Dann go for it.

Könnt ihr nicht leben von einem Gehalt?
Das ist dann natürlich blöd, hat aber nichts damit zu tun, dass du generell zu Hause bleiben könntest.

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Du bist noch jung....ich kann dir nur raten eine andere Ausbildung zu machen.

In dem Job verdient man eben nicht wirklich gut, das war schon immer so. Und in Vollzeit sieht man das Tageslicht nie wieder....außer man hat einen Chef, der auch noch was von seinem Leben haben will und der pünktlich nach Hause will.

Auf der anderen Seite haben sich gerade für unseren Beruf in den letzten Jahren viele Türen in andere Bereiche geöffnet, die noch vor 20/30 Jahren komplett verschlossen waren. Über allem schwebt aber, das du gesundheitlich angeschlagen bist, denn Leistung wird überall erwartet. Du arbeitest jetzt schon Teilzeit, im Grunde hast du viel Zeit für dein Kind. Der Beruf ist auch keine großartige Herausforderung, außer das man halt viele Menschen tagtäglich "durchschleust" und wenn genau das dich fertig macht, dann bringt dir alles nichts, wo du viel mit Menschen zu tun hast.

Ja richtig, der Verdienst wird als Quereinsteiger erstmal nicht wirklich steigen, aber die Arbeitsbedingungen können sich drastisch verbessern und damit wäre dir sehr geholfen.

Und schlußendlich, ja die fetten Jahre sind nun mal vorbei, ich denke die Meisten müssen in einigen Bereichen kürzer treten. Und das wird auch erstmal so bleiben. Es gab niemnals Garantien, das wir den hohen Lebenstandard, den wir alle mal billig zur Verfügung hatten, auch für immer bleiben wird. Aber ja, für alle, die darin aufgewachsen sind, für die ist es verdammt schwer den Gürtel enger zu schnallen.

Rational betrachtet solltest du erst über ein zweites Kind nachdenken, wenn du wirklich wieder stabil bist. Denn was bleiben wird....will man seinen Kindern was bieten, dann muß man das Geld dafür erwirtschaften. Man sollte sich allerdings auch die Frage stellen, was muß seinen Kindern denn überhaupt bieten? An wem sollte man sich da orientieren? Vor einiger Zeit gab es in einem anderen Unterforum die Frage, was alle so für die Hobbies ihrer Kinder bezahlen.....mir schlackern Monate später noch die Ohren. Und gleichzeitig kam mir die Frage, ob das wirklich alles nötig ist. Nicht das System ist das Problem, auch wenn es sicherlich schwächelt, aber unsere hohen Ansprüche sind es.

Ja, das Leben ist teuer geworden, sich damit arrangieren ist doch die einzige Möglichkeit, die man hat. Udn ja, Kinder kosten Geld...je älter, je mehr.

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Einen richtigen Tip habe ich nicht, außer dir vlt. Zu einer Therapie raten, um ein wenig dieses negative zum Thema "Arbeit" raus zu bekommen. Es klingt bei dir wie ein Feind, den du besiegen musst. Aber nein, Arbeit sollte dein Freund sein, es sichert dir deinen guten Lebensstandard. Auch wenn du jetzt sicherlich etwas komisch guckst, ja in Deutschland hat man im Allgemeinen einen hohen Lebensstandard. Auch wenn man nicht zur Kategorie "reich" gehört.