Hochbegabung- Erfahrungen gesucht

Guten Abend, ihr Lieben
Ich kann mir denken, dass einige sagen: „boah, schon wieder jemand der denkt, dass das Kind hochbegabt wäre“.

In dem Fall sind das nicht wir, sondern die Schulleitung und die zwei Fachlehrer.
Unser Sohn ist 7, seit September in der 1. Klasse und es gibt nur Probleme.
So heftig, dass wir jetzt ein Gespräch mit Schulleitung, 2 Fachlehrern und 2 vom Hort hatten.
Das Max schwierig mit gewissen Dingen im Alltag klarkommt, das wussten wir schon immer. Seit der Schule wurde es schlimmer. Auch zuhause.
Daher haben wir eine Sozialpädagogin eingeschaltet, die sich auf Kinder mit Förderbedarf spezialisiert hat und mit ihnen arbeitet (da geht es nicht um eine Hochbegabung, sondern um die sozial/emotionalen Probleme, die er hat).
Im Gespräch mit der Schule kam eben auf, dass wir Max bitte beim SPZ vorstellen sollen und ihn dann auch vielleicht mal auf Hochbegabung testen lassen sollen.

Nun bin ich verunsichert.
Auf einer Liste im Internet kann ich 98% der Merkmale bejaen.
Grundsätzlich beim SPZ vorstellen werden wir ihn auch, damit medizinisch alles soweit abgeklärt ist.

Aber meine Frage an „Betroffene“, also diejenigen, bei denen die Kinder nachweislich hochbegabt sind:
- Woran habt ihr das erkannt?
- Welche Probleme hatten eure Kinder im Alltag? (Max hat zB. große Probleme mit den, in seinen Augen, Nichtigkeiten des Alltags)
- wie habt ihr weiter gehandelt und wir sind die Lehrer darauf eingegangen?

Ihr dürft auch gerne Fragen stellen, ich habe jetzt erstmal bewusst nicht do viel über unseren Sohn geschrieben. Ich weiß, das gern gesagt wird, dass das Kind nur nicht erzogen ist oder ADHS hat oder grundsätzlich aggressiv ist, kein Benehmen hat oder oder oder ;-) das ist aber nicht so. Nur zuhause und in der Schule treten diese Probleme ständig auf. Im Hort war bisher ein krasser Fall. Bei den Omas ganz ganz selten. Da ist er lieb, lustig, höflich, neugierig, interessiert...
Aber wer was genaueres wissen möchte, kann gern fragen 😊

Ich bin nur langsam echt fertig...es macht mich nervlich gerade total kaputt.
Deswegen wollte ich um eure Erfahrungsberichte bitten ❤️

Danke schonmal im Vorraus ❤️

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Mein Neffe hat eine HB im mathematischen Bereich. Das wurde weder getestet, noch unterscheidet er sich von seinen Mitschülern, das ist einfach eindeutig.

Er hat in der 2. Klasse Aufgaben und Übungen aus der 4. bekommen, spielt gern Schach und liebt Knobelaufgaben.

Meine Schwester wollte ihn nicht testen lassen, das ist auch ohne Test ohne Zweifel.

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Bei Max ist es leider so, dass er zudem verhaltensauffällig ist. Er ist bei Sachen, die ihn langweilen, unkonzentriert. Er driftet schnell ab. Ihm fällt Alltagsroutine sehr schwer...die Aufgabe „hausaufgabenMappe einstecken“ ist für ihn unheimlich schwer.
Mit dem Schulstoff kam er immer super klar.
Er ist sehr sensibel und unsicher. Ist dann bei Druck aggressiv und wird leider in der Schule handgreiflich, dass war er vorher nie.
Dabei ist er ein toller Ansprechpartner, ist kognitiv viel weiter, als der Rest der Klasse (nicht unsere Aussage, sondern Aussage der Lehrer). Freunde hat er schon immer eher ältere gehabt.
Daher ist es bei ihm nicht so eindeutig. Sie vermuten es nur.

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Als erstes würde ich mir die Frage stellen: was soll die Diagnose bewirken.

Wie geht ihr damit um?
Welche Hilfen kann eine Diagnose machbar machen?
- Klasse überspringen
- Schulwechsel
- zusätzliche Materialien
- passende Erziehungstipps (die passend zur Diagnose von anderen abweichen)

Andere Begleitdiagnosen wären ggf. mitzubeachten.

Hochbegabung kann auch mit ADS/ADHS auftreten. Interessiert und lieb bei allem, was interessant ist und Probleme bei Themen, die keinen Spaß machen.

HB
HB + ADS/ADHS
HB + Asperger
HB + Asperger + ADS/ADHS
haben jeweils eigene Baustellen. Manche überschneiden sich, manche brauchen eigene Tipps und Umgehensweisen.


Was hat die Schule vor mit der Testung?
Ist die Schule offen für Umstellungen, Hilfestellungen etc?
Oder sind sie eher daran interessiert, dass dein Kind die Schule wechselt (was gut oder für dein Kind oder einfacher für die Schule sein kann).


Wo treten Probleme auf?
In welcher Form?
Wie ist es in Vereinen?

Welche Interessen hat er?
Kann man Zugang über seine Interessen finden? Soziale Gruppen bei passendem Interesse?


Meine Erfahrungen HBlern ist sehr unterschiedlich. Je nachdem auch, was noch dabei ist. Wobei hier vieles auch durch die HB kompensiert sein kann. Und jeder braucht da etwas anderes.

Die größte Frage ist zunächst: wie geht ihr mit der Diagnose um? Bringt euch diese weiter?
Diagnose sollte der Anfang sein, Unterstützung zu finden, damit es deinem Kind besser gehen kann.

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Ich versuche mal, auf deine Fragen zu antworten 😊

>>Wie geht ihr damit um?
Welche Hilfen kann eine Diagnose machbar machen?
- Klasse überspringen
- Schulwechsel
- zusätzliche Materialien
- passende Erziehungstipps (die passend zur Diagnose von anderen abweichen)<<

Klasse übersprungen....hmmm...er hat mit Gleichaltrigen und sozial sowieso oft seine Schwierigkeiten. Daher würde ich da eher zu nein tendieren. Er ist zwar kognitiv einige Jahre weiter, als seine Klassenkameraden, sozial/emotional jedoch auf dem stand eines Kiga-Kindes. Die Diskrepanz ist so groß, dass er selbst nicht damit klarkommt.
Schulweisheit...das kommt auf die Schule an, wie weit die bereit ist, mitzuziehen,
Zusätzliche Materialien...gern.
Erziehungstipps bekommen wir gerade immer wieder von unserer Sozialpädagogin, bei der Max 1x die Woche ist. Sie unterstützt uns auch bei Gesprächen mit der Schule und kommt auch mal in die Klasse, um ihn da mal zu beobachten.

Das er evtl. Asperger hat, das habe ich eine Zeitlang tatsächlich vermutet.
Er versteht Mimik und Gestik öfters falsch, wird dann aggressiv. Er kam in der Kita mit Abweichungen von der Routine nicht immer klar. Zuhause aber klappt das problemlos.
Es ist nie eindeutig, daher passte das irgendwie nicht. Manchmal wars ja, manchmal nein.

>>Was hat die Schule vor mit der Testung?<<
Ich denke, dass es für sie dann ein Umdenken ist. Momentan haben sie ein Kind, das in vielen Situationen unangemessen reagiert, oft aggressiv wird, wenn es unter Druck steht, unheimlich klug ist, das die aktuellen Lernaufgaben langweilig findet, aber manchmal leichtsinnsfehler einbaut, oft unkonzentriert ist, viel vergisst, aber trotzdem den kompletten Stoff perfekt beherrscht.
Es ist für sie gerade unheimlich schwierig mit ihm.


>>Wo treten Probleme auf?
In welcher Form?
Wie ist es in Vereinen?<<
Vorallem in der Schule und zuhause. Unsere Sozipä sagt, dass er allen gerecht werden will und unheimlich unter Druck steht. Er will alles perfekt machen, was er aber nicht schafft. Er ist dann frustriert und wird aggressiv. In der Schule wird er handgreiflich, auch den Lehrern gegenüber. Ihm tut es immer leid und er weiß nicht, warum er das macht. Es ist wie ein BlackOut. Er weint und er kommt da allein nicht raus.
Er geht einmal die Woche in eine Wald AG. Er steht auf der Warteliste von Krav Maga. Und wir gehen klettern/Bouldern. Das liebt er.
Die Woche darf aber nicht so voll sein, da er sehr viel Spielzeit braucht, er verliert sich im spiel und entflieht so der Realität (so die Sozipä).


>>wie geht ihr mit der Diagnose um? Bringt euch diese weiter?<<
Für uns ist es gerade so, dass wir wissen, dass er unheimlich Probleme hat. Er ist so intelligent, clever, süß, hilfsbereit, höflich, lustig. Aber im gleichen Zuge hat er seine Gefühle absolut nicht unter Kontrolle. Wir arbeiten aber gerade daran.
Wir schicken ihn immer mit einem unguten Gefühl in die Schule.
Es ist glaub ich so, dass wir keine Entschuldigung, sondern eine Erklärung für sein Verhalten suchen. Und darauf aufbauen können.

Ich hoffe, ich konnte dir alles beantworten...nun sind meine Daumen aber auch wund vom Tippen 😂

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Hallo,
mein Ältester hat einen Frühkindlichen Autismus mit durchschnittlichem IQ, jedoch einer absoluten Hochbegabung im Bereich des wahrnehmungsgebundenen logischen Denkens - wurde getestet, merkt man auch ganz deutlich an den Schulnoten und Begabungen.
Mein Jüngster hat ebenfalls einen Frühkindlichen Autismus, jedoch mit geistiger Behinderung und mit einer „Inselbegabung“ im Bereich Sprache. Das reicht von den Werten jetzt nicht für eine Hochbegabung, da sein durchschnittlicher IQ aber im Bereich einer geistigen Behinderung liegt, ist das natürlich anders zu bewerten.
Ein deutlich auffallender heterogener IQ ist bei Autisten wirklich gehäuft zu beobachten.

Vorsicht mit dem Ausschluss von Autismus, nur weil er die Symptome zu Hause nicht zeigt. Das ist ganz häufig so. Zu Hause herrscht ein optimales Umfeld. Eltern passen sich „auffälligen“ Kindern umgehend an - schon damit die Eltern auch ab und an mal eine ruhige Minute bekommen. Im Kindergarten und in der Schule ist das unmöglich - daher tritt auffälliges Verhalten dort viel häufiger und eher zutage.

Es ist ein Fehler anzunehmen, dass eine Diagnose nun unmittelbar die Schule zum umschwenken bringen wird. Da gehört viel Arbeit dazu. Eine Diagnose ist nur eine Diagnose. Falls dein Kind aufgrund der Diagnose mehr Förderung oder mehr Beaufsichtung bedarf, kann man das so beantragen...aber das sind nur Optionen.

Ein Kind, was vom Sozialverhalten so auffällig ist, würde ich primär in der KJP diagnostizieren lassen. Mir wäre da der IQ erstmal egal, obwohl zu den Standardtestungen der IQ natürlich dazugehört.

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Hallo.

Das stand bei uns auch im Raum. Letztendlich war es dann ADS. #winke

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Hallo,

mein Sohn (jetzt 14) ist nachweislich hochbegabt, wurde mit noch nicht fünfeinhalb Jahren eingeschult, hatte aber nie Probleme im sozial-emotionalen Bereich. Das wiederum hatte allerdings den Nachteil, dass in der Grundschule nie Rücksicht auf seine Bedürfnisse genommen und er nie besonders gefördert wurde, weil er eben immer unauffällig war und sich seine Nischen zur Selbstbeschäftigung gesucht hat.
Irgendwann hat er sich daran gewöhnt und sich angepasst - auffallen wollte er nie. So geht er jetzt in eine "Spezial"klasse in einem Gymnasium mit sehr hohem Niveau und ist ein guter Zweierschüler, da mündlich immer "noch Luft nach oben" ist.

Gruß, Lena

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Hallo,

mein Kind hat eine HB und fast keine Probleme, zumindest nichtvsolche, die du schilderst.

Unser Kind war halt schon immer irgendwie anders als Gleichaltrige, andere Interessen, fühlt sich zu älteren Kindern hingezogen und hat sich gerade im mathematischen Bereich vor der Einschulung viel selbst beigebracht.

Wir haben unser Kind testen lassen, weil es den Schulbesuch nach 8 Wochen im 1. Schuljahr, immer mehr verweigert hat.

Es gibt immer wieder Phasen , in denen das Kind nicht zur Schule will oder mit erfundenen Krankheiten vorzeitig abgeholt werden möchte. Schulisch ist alles okay und das Verhalten war nie auffällig.

Beantwortet für euch die Frage, wie ihr mit einer evt. Diagnose HB umgeht um, was ihr euch davon versprecht.

Eine HB ist kein freifahrtschein für ungebührliches Verhalten. Ich kenne mehrere HB Kinder , deren Verhalten völlig unauffällig ist, die sind halt nur irgendwie „anders“.

VG

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>>Eine HB ist kein freifahrtschein für ungebührliches Verhalten. Ich kenne mehrere HB Kinder , deren Verhalten völlig unauffällig ist, die sind halt nur irgendwie „anders“.<<
Das ist absolut nichts, was ich befürworten würde.
Dieses Verhalten zeigt er aber nur in situationen, die ihn überfordern oder unter Druck setzen. Bei Freunden, Familie, meist auch im Hort und bei der Sozipä wird er als höflich, lustig und lieb beschrieben (die Sozialpädagogin sagte, dass sie noch nie ein so höfliches liebes Kind in der Praxis hatte). Auch hier ist er oft einfach Zucker. Zuvorkommend, wissbegierig...
In der Schule ist der Druck, allen zu genügen, so groß für ihn, dass er platzt. Und dann auch aggressiv wird. Und das ist natürlich nicht ok, daher arbeiten wir aktiv daran!

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Hallo!

Meine Hochbegabung stand mir immer eher im Weg, bzw. ich mir selbst.

Meine typischen Probleme waren, dass ich Schule wahnsinnig langweilig fand, ich hatte ja längst die Zusammenhänge begriffen, während der Rest noch mit den Grundlagen beschäftigt war, also bin ich dann gedanklich abgedriftet und habe im Unterricht denkbar wenig aufgepasst - und deswegen zusätzliche Erklärungen oder Arbeitsanweisungen oft einfach nicht mitbekommen. Damit wurden dann auf dem Gymnasium meine Noten eher schlechter, auch Verbunden mit einer Abneigung gegen Mathe und große Prüfungsangst.

Noch dazu habe ich mir einen wahnsinnigen Druck gemacht, durch und durch perfektionistisch, was die Prüfungsangst weiter verstärkt hat - und meine Eltern fanden Ohrfeigen wären die passende Reaktion auf schlechte Noten, das war auch eher ungünstig.

Also in der Schule war ich dann letzten Endes eher so "mittelgut", hat für eine 2,1 im Abi gereicht.

Eine Klasse überspringen hätte bei mir auch nichts gebracht weil ich sozial nicht so weit voraus war, und sowieso schon angeeckt bin - ich habe einfach nicht verstanden, warum alle anderen so unendlich viel langsamer begreifen. Daher habe ich einfach furchtbar arrogant und wie der letzte Klugscheißer gewirkt, die anderen müssen wirklich überlegen und denken, und ich sage "aber ist doch total offensichtlich". Klar haben die das nicht gut aufgefasst.

Zusatzmaterial geht eben auch nur, solange der Lehrer das wirklich im Blick hat und einem Bescheid sagt, wenn man wieder aufpassen sollte, da muss also der Lehrer mitspielen.

Mir hat eigentlich am meisten geholfen, überhaupt rauszufinden, was mit mir nicht stimmt - leider erst vor einem Jahr. Damit war für mich dann endlich klar, warum ich dauernd angeeckt bin, und dass meine Mitmenschen nicht absichtlich so begriffsstutzig sind, sondern ich einfach wirklich schneller denke. Seitdem komme ich damit auch besser zurecht und kann den anderen ihre Zeit lassen, ohne gleich ungeduldig zu werden.

Ich denke daher, dass die Diagnostik schon was bringt, weil natürlich merkt man, dass man anders ist, aber man versteht eben nicht, was genau los ist. Man hat eben andere Verdrahtungen im Gehirn, und die anderen können auch nichts dafür. Dann sollen die eben bei einer Besprechung erst mal ihre 10 Minuten in die falsche Richtung diskutieren, ich hole mir derweil einen Kaffee, und bis ich wieder komme, können wir dann vernünftig reden.
Und auch für die Anderen ist es einfacher, weil sie auch wissen, dass ich das nicht mache, um anzugeben, sondern weil sie den Vorsprung eben brauchen, weil ich sonst halt 5 Schritte weiter denke und mir keiner mehr folgen kann, da funktioniert Teamwork halt nicht.

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Ich habe drei Kinder, wovon einer vom Gesamt-IQ wirklich hochbegabt ist, die beiden Anderen "nur" überdurchschnittlich".

Wir hatten den Großen damals testen lassen (Anfang 2.Klasse), weil er immer unaufmerksamer wurde, die Schusselfehler häuften sich und eine Freundin, die ebenfalls einen hochbegabten Sohn hat, meinte, dass er viele Parallelen zu ihrem Sohn hat.

Unsere Teststelle hat den Vorteil, dass sie sich im Nachhinein mit den Lehrern zusammensetzt, die Ergebnisse erklärt und Tips gibt, was im jeweiligen Fall eine Lösung wäre, dem Kind zu helfen. Bei uns war es, dass mehr differenziert wurde. Ein Klassensprung war nicht nötig, da er sich ja trotzdem wohl in der Schule gefühlt hat und mit seinen Klassenkameraden gut klar kam. Was ich auch toll fand, es wurden bei der Gelegenheit noch weitere Schüler gefordert, so hatte er auch keine Sonderolle, was evtl. zu Ausgrenzungen hätte führen können.

Seine Auffälligkeiten waren eher, dass er sich weggeträumt hat, er ist der Typ "zerstreuter Professor". Das hat sich aberleider nicht wirklich gegeben. Gerade bei alltäglichen Sachen, steht er manchmal bisschen auf dem Schlauch, so hat er gestern, als er als Letzter gehen musste, vergessen, die Tür zuzuschließen.

Seine Zwillingsgeschwister wurden dann auch in der 2.Klasse getestet, erstens weil es uns empfohlen wurde, da Geschwister oft ähnliche Werte haben, und zweitens, da auch bei ihnen in einigen Bereichen kogntive Vorläufe gab. So saß Töchterchen in der 1.Klasse mit einem 300-Seiten-Roman in der Pause und ihr Bruder hat Aufgaben gerechnet, wo ich bis jetzt nicht weiß, woher er das konnte. Langeweile war in der 1.Klasse ein großes Thema.

Inzwischen (nun 3.Klasse) hat sich alles etwas angepasst - die Kinder haben immer noch eine sehr schnelle Auffassungsgabe, lernen leicht, überraschen immer wieder mit Aussagen, die nicht unbedingt altersgerecht sind, sind jedoch keine Einser-Schüler.

Beim Kleinen kommen leider auch ein paar soziale Auffälligkeiten hinzu. So hat er eine eher geringe Frustrationstoleranz, neigt zum Perfektionismus und verweigert dann manchmal schon Sachen, von denen er nur DENKT, er schafft das nicht. Er fühlt sich auch extrem schnell ungerecht behandelt und wird dann auch wütend. Er scheint eine Neigung zur Hochsensibilität zu haben, war früher extrem lärmempfindlich, ist beim Essen sehr mäkelig etc.. Durch die Hochsensibilität war es ihm in der Schule bzw. beim Sport auch oft zu laut, so dass er total überreizt war und eben irgendwann die Sicherungen durchbrannten. Im Kindergarten hat er sich in solchen Fällen rechtzeitig zurückgezogen, was nun leider nicht mehr geht, daher ist es damals noch nicht so aufgefallen.

Schulisch wird bei den Zwillingen nichts anders gemacht und es passt, auch, da es eine sehr leistungsstarke Klasse ist. Man kann auch in der Freizeit viel ausgleichen, sei es das Erlernen eines Instrumentes oder ein fordernder Sport, so dass sie auch mal an ihre Grenzen kommen, sich anstrengen müssen. Denn die dauerhafte Unterforderung, die möglicherweis in der Schule herrscht, kann großen Frust auslösen, der dann wiederum zu sozialen Auffälligkeiten führen kann.

Ich kann also einen Test nur empfehlen, uns hat es schon in manchen Dingen Klarheit gebacht, warum die Kinder so sind und dass sie eben etwas anders ticken.

Wobei ein schlechtes Benehmen damit natürlich nicht entschuldigt wird. Gerade beim Kleinen mussten wir einige Maßnahmen ergreifen, damit er seine Wutanfälle besser in den Griff bekommt, was inzwischen, so hoffe ich, gut klappt.

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Ich hab das gar nicht erkannt;-).
Er hat sich in der Schule immer so quergestellt und ewig für die einfachsten Aufgaben gebraucht. Wir dachten erst mal an ADHS.

Die Lehrerin empfahl uns die Schulpsychologische Beratungsstelle, dort wurde er getestet.
So viel gebracht hat es nicht. Die Lehrer standen auch oft auf dem Standpunkt "der muss sich auch mal langweilen" (gegen *mal* hätten wir ja nichts gehabt).

Gegen Ende der Grundschule war er ziemlich demotiviert, hat sich in der Mittelstufe gefangen und letztes Jahr ein gutes (kein sehr gutes, es waren ja so viele Dinge interessanter als die Schule;-)) Abi gemacht und studiert jetzt.

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Unser Sohn wurde letzten Herbst in einer Beratungsstelle des Schulamts getestet und dabei hat sich eine Hochbegabung in allen Testbereichen herausgestellt. Den Termin hatten wir auf Anraten seiner Lehrerin gemacht. Sie hatte das mehrmals angesprochen, ich wollte lange nicht - weil ich nicht gesehen habe, was das im Umgang mit dem Kind ändern sollte. Als es dann aber in der Schule immer mal problematisch wurde, weil er sehr ungeduldig war und aus Langeweile angefangen hat, Quatsch zu machen und im Zuge dessen dann natürlich Dinge im Unterricht verpasst hat, habe ich die Notwendigkeit gesehen - überzeugt hat mich dann der Hinweis, dass es gerade mit Blick auf den anstehenden Übertritt im August sinnvoll wäre, von vornherein die richtige Schule auszusuchen.
Seit der "Diagnose" wird er in der Grundschule stärker gefördert - er muss weniger Zeit mit der Wiederholung von Lernstoff verbringen und bekommt Projekte, um die er sich kümmern muss. Außerdem geht er seit diesem Halbjahr für einen Tag pro woche auf das Gymnasium, auf dem wir ihn auch angemeldet haben. Ich war da sehr skeptisch, bin aber jetzt durch die Praxis eines besseren belehrt - er liebt den Tag dort und freut sich über jede neue Stunde. Außerdem ist er ganz gut ausgelastet, wenn er unter der Woche den stoff des versäumten Tages nachholen muss.
Was aus meiner Sicht aber der größte Vorteil ist: Unser Kind ist seither viel ausgeglichener. Mir war vor der Diagnostik überhaupt nicht klar, dass er offenbar stark das Gefühl hatte, irgendwie anders zu sein als seine Mitschüler. Das Wissen, warum das so ist, scheint ihn sehr beruhigt zu haben. Klar muss man ihn schon häufiger mal einbremsen, wenn er da durch ein bisschen überheblich wird - aber das ist mir lieber als ein kind, das sich als Fremdkörper fühlt und nicht weiß, warum.
Wir haben auch von einem Lehrer den typischen Schrott zu hören bekommen: Wenn du wirklich hochbegabt wärst, hättest du doch nur Supernoten. Da kam auch die Unterstellung, wir als Eltern würden das ja nur wollen. Damit muss man leben, auch wenns unschön ist. Und es gibt ja auch genug Fälle, wo vermeintliche Hochbegabung als Entschuldigung für ein unterirdisches Verhalten herhalten muss.
ich bin inzwischen froh, dass wir die Diagnostik gemacht haben.